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Die Gartenkunst — 1.1899

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Lippel, Hermann: Die öffentlichen Parks und Gartenanlagen der Stadt Mannheim, [1]
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Brodersen, Albert: Englische Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0112

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102 DIE GARTENKUNST I, 6

Pflanzungen ein äufserordentlich üppiges Wachstum, sq
dafs schon jetzt, nach kaum 4 Jahren, bedeutend gelichtet
werden mufs.

Gröfsere Erdtransporte waren nicht vorzunehmen, da
das Terrain durchweg günstig lag, mit Ausnahme bei Her-
stellung des Sportplatzes im hinteren Teile des Parkes,
welcher auch im Winter als Schlittschuhiaufbahn benutzt
wird. Hier mufsten etwa 9000 Kbm. Boden abgetragen
werden, welche Massen jedoch ein willkommenes Material
zur Anschüttung eines etwa 5 m höher liegenden Platzes
lieferten, von wo aus sich jetzt eine interessante Per-
spektive durch den ganzen Park eröffnet. Die Anschüttung
-des Plateaus für das Restaurationsgebäude sowie die
Terrassen ist späterer Ausführung vorbehalten. Der bei-
gegebene Lagenplan mit einem Längenprofil giebt übe»,
die Terrainbewegung weiteren Aufschlufs.

Die zu den Pflanzungen in geschlossener Anordnung
wie zu den Einzelstellungen benötigten Bäume, Sträucher,
Coniferen und Stauden wurden ganz besonders sorgfältig
ausgewählt, und es fällt daher das Pehlen jeglichen
Blumenschmuckes gar nicht auf. Zu den Alleepflanzungen
und für Bepfianzung der Kinderspielplätze wurden vor-
zugsweise Tilia argentea, Platanen, Kastanien und Acer
purpurascens verwendet, der Sportplatz ist mit Tilia
dasystyla umsäumt. In der Nähe der noch herzustellen-
den Restauration sowie in der Umgebung der grofsen
Fontäne sind nur feine Blatt- und Blütenstäucher zur
Anpflanzung ausgewählt worden, namentlich Prunns,
Philadelphia, Syringen, Lonicera, Weigelien, Cytisus,
Spiraeen, etc., an Bäumen Cerasus, Acer, Pagus, Quercus
in etwa 20 Sorten, Tilia etc. Feinere Solitairs, Trauer-
bäume, bessere Coniferen und ein ausgewähltes Sortiment
Stauden vervollständigen das Bild.

Im übrigen ist der Luisenpark mit allem Komfort der
Neuzeit versehen, mit gröfseren und kleineren Spiel-, Sitz-
und Gesellschaftsplätzen, mit einer grofsen und einer
kleineren Fontäne, 2 Musikpavillons, einem Sportsplatz,
eingerichtet für Radwettfahren, Lawn Tennis und Fufsball-
spiele, im Winter für Schlittschuhlauf, mit Ankleideräumen
für die Spieler, Bäder, Douchen, Tribünen für die Zu-
schauer etc. etc.

Die ganze innere Fläche des Parkes mit Ausnahme
des Restaurations- und Konzertplatzes liegt, wie aus dem
Profil ersichtlich, um etwa 3,50 m tiefer als die umliegen-
den Strafsen; sie auf Strafsenhöhe zu bringen, hätte einen
weiteren Kostenaufwand von ungefähr 500 000 Mk. ver-
ursacht, andererseits war es aus Gründon wasserpolizei-
licher Natur nicht möglich, die umliegenden Strafsen tiefer
zu legen. (Das natürliche Terrain liegt in Mannheim
zwischen 91 und 92 über N.N., während alle Strafsen auf
mindestens 95,50 über N.N. aus oben angeführten Gründen
gebracht werden müssen.)

Hierdurch erklären sich auch die eigenartigen Zu-
gänge zum Park in den Strafsenachsen.

Der Terrainunterschied zwischen .dem Park und den
umliegenden Strafsen wird durch Böschungen mit sanfter
Neigung,' landschaftlich behandelt, ausgeglichen, so dafs
der Charakter des dammartigen nicht aufzukommen vermag.

Die umgrenzenden Strafsen sind mit Bäumen bepflanzt
gedacht, und zwar sind für diesen Zweck Kastanien,
Platanen und Ailanthus vorgesehen.

Mit der sich stetig steigernden Frequenz wird auch
auf die Unterhaltung des Parkes mehr Sorgfalt verwendet;
für die nächsten Jahre ist die Ausgestaltung der beiden
Terrassen, des Konzertplatzes sowie der Böschungen in
Erwägung gezogen.

Die jährlichen Unterhaltungskosten für den Luisen-
park betrugen pro 1898 6500 Mk., während die Verpachtung
des Sportplatzes eine Einnahme von 2100 Mk. gebracht hat.

Englische Gärten.

Skizze von A. Brodersen, Berlin.

Bevor ich englische Garten- und Parkanlagen gesehen,
glaubte ich doch, mir aus Beschreibungen, Erzählungen
und Abbildungen von denselben ein einigermafsen richtiges
Bild machen zu können, allein ich mufs heute gestehen,
ich befand mich in einem Irrtum. Ja, ich mufs sagen, ich
halte jetzt die Bezeichnung „englischer Gartenstil" für die
Art der in Deutschland geschaffenen Werke der Gartenkunst,
für nicht zutreffend. Der deutsche Garten und Park unter-
scheidet sich heute so wesentlich von dem englischen,
dafs es nicht mehr richtig ist, sie in so enge Beziehung
zu einander zu bringen.

Es wird bei uns sehr oft, sobald von englischen
Gärten gesprochen und auf Einzelheiten und Unterschiede
zwischen deutschen und englischen Anlagen hingewiesen
wird, gesagt: in England sei ein ganz anderes, günstigeres
Klima, die Engländer verfügten daher über ein viel reicheres,
mannigfaltigeres Pflanzenmaterial für die Ausschmückung
ihrer Gärten, in England sei das Bedürfnis nach Schatten
in den Parks nicht so stark wie bei uns, daher die
schwächere Bepfianzung. und die weiten Rasenflächen; die
Boden- und Besitzverhältnisse seien ganz anders wie in
Deutschland; für die englischen Gärten würden mehr Geld-
mittel aufgewandt, weil die Engländer reicher seien wie
die Deutschen u. s. w., ohne darauf hinzuweisen, dafs die
Unterschiede zwischen den englischen und deutschen
Gärten nicht nur in dem verschiedenen Material, dem
Klima und den aufgewendeten Geldmitteln bestehen, son-
dern vorzugsweise in der Bauart, dem Gartenstil.

Sehr oft wird auch noch der Schlufsfolgerung Raum
gegeben: die englischen Gärten und Parks seien schöner
wie die deutschen, sie müfsten uns als Vorbild dienen.
Solche Folgerung ist nach meiner Ansicht nicht richtig.

Ich will ohne weiteres zugeben, dafs die englischen
Parks im Winter und im zeitigen Frühjahr mannigfaltiger
und freundlicher wirken müssen, als die deutschen, be-
gründet durch die Anpflanzung der vielen immergrünen
und schönblühenden Pflanzen, die unsere Winter nicht
überdauern, sowie ferner durch den grofsen Aufwand von
Blumen zur Ausschmückung. Ich verstehe daher auch
sehr wohl die Aussprüche des Lobes über die englischen
Parks von solchen Gartenliebhabern, die England im Früh-
jahr besuchen. Diese Beurteiler betrachten indes die
 
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