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Die Gartenkunst — 1.1899

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Rimann, Carl: Garten-Modelle oder Reliefpläne
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0139

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Darstellungsmethoden
gartenkünstlerischer Entwürfe.

Garten-Modelle oder Reliefpläne.

Es ist noch gar nicht so lange her, dafs man die
Modellierung von Gärten in der Gartenkunst angewendet
hat, d. h. dafs sie allgemeiner angewendet wird und dafs
man solche Miniaturgärten in Gartenbau-Ausstellungen und
auch bei allgemeinen Preisausschreibungen antrifft. Wie
es mit jeder Neuerung geschieht, wurde die heute in Frage
kommende vielfach belächelt und namentlich alte Praktiker
haben hie und da sich ausgesprochen, dafs es ein vergeb-
liches Bestreben sei, derartige Modelle in der Landschafts-
gärtnerei anzuwenden, da sie an Spielerei grenzten. An-
ders das Publikum. Man konnte die Beobachtung,
namentlich bei Ausstellungen, machen, wie sich stets um
solche Miniaturgärten eine Anzahl Besucher scharte, die
ihre Freude und ihr Interesse an den Arbeiten kundgab.

- Heute ist in recht vielen landschaftsgärtnerischen Be-
trieben die Modellierung von Garten- und Parkanlagen
eingeführt, und wer dieselbe je angewendet, wird be-
stätigen, dafs sie ihm zur besseren Erklärung seiner Ideen
dem Auftraggeber gegenüber recht nützliche Dienste ge-
leistet hat und sich mit einem Modell viel leichter arbeiten
läfst, als mit einem Plane, auf welchem die Höhenlinien
eingetragen sind.

Der Zweck der heutigen Besprechung über dieses
Thema ist, einmal näher die Vorteile der Modelle ins Auge
zu fassen und zu sehen, wie man ein solches anfertigt.

Dafs die Anwendung der Modelle eine Spielerei sein
soll, können wir nicht gut einsehen, denn, betrachten wir
uns die anderen Künste, die Bildhauerei, die Mal- und
Dichtkunst, die Komposition musikalischer Werke, so sehen
wir bei allen freien Künsten die Modelle angewendet. Der
Bildhauer, dem eine Statue, ein Denkmal in Auftrag ge-
geben ist, fertigt zunächst ein Modell, das dann ins Grofse
übertragen wird. Der Maler, der Dichter, der Komponist
entwirft zunächst ein Modell, d. h. eine Skizze seines
Werkes, das er dann zu einem vollendeten, grofsen und
wirkungsvollen ausbaut. Auch in der Baukunst und Archi-
tektur hat man bereits die plastische Darstellung im kleinen
angewendet, weshalb soll sie gerade die Gartenkunst ent-
behren, in welcher die plastische Form des Torrains
von hoher Bedeutung ist, die auf einem gezeichneten
Plane niemals zur richtigen Geltung kommt, wobei selbst
der Fachmann sich erst nach Kenntnisnahme aller Höhen-
linien eine oft noch unvollkommene Vorstellung von der
späteren Gestaltung der Anlage machen wird.

Dem Laien gegenüber aber ist das Gartenmodell von
unschätzbarem Wert für den Gartenkünstler, denn selbst
nach dem bestkolorierten Plan, selbst nach den weit-
gehendsten Erörterungen, selbst wenn den Erklärungen
auch noch perspektivische Skizzen zur Hand stehen, welche
einzelne Teile und Blicke aus dem Park nach den Ideen des
Gartenkünstlers veranschaulichen, wird der Laie niemals
ein so vollkommenes Bild von seinem späteren Eigentum

Die Gartenkunst.

oder einer öffentlichen Anlage haben, als durch die plasti-
sche Darstellung des Gartens. Auch für den Land-
schaftsgärtner selbst vermag der gezeichnete Plan oft nicht
in allen Punkten die Richtigkeit seiner Annahmen klar-
stellen, dagegen wird das Modell ihn sofort von der Un-
möglichkeit dieser oder jener Idee überzeugen. Des
Weiteren ist das Modell für die Kostenberechnung, nament-
lich bei Erdbewegungen von unzweifelhaftem Vorteil, weil
man sehr genau die durch Aufschüttungen und Ausmul-
dungen nötige resp. überflüssige Erdmasse schon beim
Modellieren berechnen kann. Dem ausführenden Gärtner
oder den Erdarbeitern wird aber die zukünftige Gestalt des
Gartens in anschaulichster Weise vor Augen geführt, und
sie werden sich dann leichter in die Anordnungen des
Landschaftsgärtners hineinfinden und dieselben besser ver-
stehen.

Selbstverständlich mufs alles gelernt sein, und auch
die plastische Darstellung macht dem Anfänger zunächst
Schwierigkeiten, jedoch wird er es bald lernen und an
dem Werke seine Freude und seinen Nutzen haben. Vor
allem ist es nötig, will man — was nämlich auch bei
Modellen vorkommen kann — sich nicht gröbliche Ver-
stöfse gegen die Wirklichkeit zu Schulden kommen lassen,
das Terrain in seiner Flächenausdehnung, wie in seinem
Nivellement, so wie es in seiner noch unbearbeiteten Ge-
stalt daliegt, in verkleinertem Mafsstabe genau herzu-
stellen. Wir warnen hierbei ausdrücklich vor einem zwei-
fachen Mafsstabe, d. h. dafs die Flächenausdehnung etwa
im Mafsstabe 1 :200 und die Höhenunterschiede 1 : 100
gemacht werden. Solche Arbeit wird stets eine Verzerrung
des Natürlichen ergeben, die genaue Berechnung in Frage
stellen und auch nicht dem entsprechen, was später in
Wirklichkeit ausgeführt werden soll, wird also ein Zerr-
bild sein.

Wie stellt man nun das Modell des Terrains her?

Nachdem man genau das Nivellement desselben und
die Flächenverhältnisse aufgenommen hat, zeichnet man
auf gewöhnlichem Papier das Terrain auf und stellt die
notierten Höhenlinien fest. Durch Punkte mit beistehen-
den Zahlen markiert man auf dem Plan die Höhen und
legt ihn dann auf das zukünftige Modell, das folgender-
mafsen vorbereitet ist:

Eine der Gröfse des Terrains entsprechende Holztafel,
deren Rand von Leisten eingefafst ist, wird mit einer
Blechplatte ausgeschlagen, welche einmal eine ebene
Fläche darstellt, zweitens die Modelliermasse, Gyps, Plastelin
etc., besser festhält als Holz und dem Plastelin keine
Fettigkeit entzieht. Man kann auch als Unterlage Glas
nehmen, das aber seiner Zerbrechlichkeit wegen, nament-
lich bei gröfseren Reliefplänen, ungeeignet ist. (Auf den
Vorteil von Gyps etc. kommen wir später noch zurück.)
Nunmehr wird die Unterlage 1—1 Va cm, je nachdem das
Terrain viel oder wenig Gefäll hat, mit der Modelliermasse
ziemlich gleichmäfsig bedeckt und fest an die Unterlage
angedrückt. Danach legt man den oben beschriebenen
Höhenplan darauf, steckt mit kleinen Hölzchen, etwa hal-
bierte Streichhölzer oder dergl. die Umgrenzungslinien ab
und markiert in gleicher Weise die bezeichneten Höhen:

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