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Die Gartenkunst — 1.1899

DOI Artikel:
Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [4]
DOI Artikel:
Rudel, R.: Cactus-Dahlien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0144
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herauszufinden, ist nur nach Erlangung einiger Erfahrung
möglich, und es ist einfach Unsinn, wenn geschrieben
wird, „dafs die Rispen geschnitten werden müfsten,
sobald die Blüte begonnen habe." Dann hat überhaupt
noch kaum eine Befruchtung, geschweige denn eine
Fruchtbildung stattgefunden, und dafs dabei von der Ge-
winnung eines keimfähigen Samens absolut keine Rede sein
kann, liegt doch wohl klar auf der Hand. Gewifs ist die
Samenernte bei allen Poa-Arten schwierig und unter Um-
ständen mit Verlusten verbunden, weil alle sehr ungleich-
mäfsig blühen. Man sucht praktisch eben den Zeitpunkt
herauszufinden, wenn das gröfste Quantum ausgebildete!^
fast reifer Früchte sich an den Rispen befindet, opfert
dann die ungenügend ausgebildete geringere Menge und
etwa noch blühende oder vor der Blüte stehende Rispen,
indem man, da doch nicht alle Früchte gleichzeitig geerntet
werden können, auf diesen Teil verzichtet.

(Fortsetzung folgt.)

Blumenschmuck im Garten.

('actus-Dahlien.

Unsere Dahlien, welche von anderen Florblumen nahe-
zu aus den Gärten verdrängt worden waren, haben sich
in den letzten Jahren im Fluge die Gunst des Publikums
zurückerobert.

Ganz besonders ist dies von den Cactus-Dahlien zu
sagen, und ist es erstaunlich, welche Erfolge durch Mühe
und Ausdauer der Züchter jetzt zu verzeichnen sind,
während alljährlich noch weitere Errungenschaften, sei es
nun in der Verbesserung der Form oder der Farbe der
Blüte hinzukommen.

Als Schnittblumen sind die Blüten von höchster Be-
deutung und als Modeblumen haben dieselben sich einen
dauernden Platz gesichert; soviel dieselben für genannten
Zweck empfohlen und angepflanzt werden, so wenig findet
man sie bis jetzt noch zur Ausschmückung unserer
Gärton verwendet, und möchte ich es allen unseren Land-
schaftsgärtnern dringend ans Herz legen, unseren Dahlien
und ganz besonders den Cactus-Formen den ihnen ge-
bührenden Platz bei der Ausschmückung von Gärten ein-
zuräumen. Als Dekorationspflanze besitzt die Dahlie in
ihrer heutigen Gestalt einen unstreitig hohen Wert, sei es
nun zur Bepflanzung ganzer Gruppen oder einzeln, in
lockeren Beständen verteilt vor Gehölzgruppen, auf Ra-
batten etc. Vor allen Dingen mufs man bei der Auswahl
darauf sehen, dafs die zu genanntem Zweck bestimmten
Sorten sich durch kräftigen Wuchs, leuchtende Farbe der
Blume, die sich frei über dem Laube erhebt, sowie einen
reichen, lang andauernden Flor auszeichnen.

Hier und da hat man bereits Cactus-Dahlien in Privat-
und öffentlichen Gärten gepflanzt, meistens sind es aber
immer Sorten, welche mit den jetzigen im Handel befind-
lichen Varietäten nicht zu vergleichen sind, deren Blüten

wohl von grofser Schönheit sind, sich aber immer zwischen
dem Laube versteckt entfalten, Fehler, welche eine Gruppen-
Dahlie nicht besitzen darf.

Im nachfolgenden will ich ein kleines Sortiment Cactus-
Dahlien anführen,-welches ich mit Verzicht auf die neuesten
Varietäten für obige Zwecke besonders empfehlen kann
und das alle guten Eigenschaften in Bezug auf Bau, Hal-
tung und Schönheit der Blumen und Pflanze besitzt.

In der Hauptsache sind es die roten Farbentöne, welche
vorherrschen, doch gerade diese sind es, welche viel ver-
wendet werden müssen, um den gewünschten Erfolg zu
erzielen. Die alte Stammform „Juarezi" ist immer noch gut
zu verwenden, besonders im Hintergrund, wo ziemlich
hochwachsende Sorten benötigt werden. „Valkyrie," etwa
1 m hoch werdend, ist äufserst reichblühend, dabei eine der
frühesten Sorten von reich kardinalroterlFarbe. „S.E.Trewer"
erreicht die Höhe der vorhergehenden Sorte, besitzt feine spitz
gedrehte Blüten, deren Färbung man samtig zinnoberrot
nennen könnte. Auch „Endymion" ist zu empfehlen, da
die gut geformten Blüten in reicher Anzahl erscheinen und
die leuchtend kirschrote Farbe sofort jedermann auffällt.
Eine der besten Sorten ist „Mrs. Montefiore", deren Blüten
sich frei über dem Laube erheben. Die Farbe ist ein
glühend Dunkelscharlach.

Eine gute deutsche Züchtung ist die noch neuere Sorte
„Strahlenkrone". Dieselbe ist ziemlich früh und reich-
blühend; die fein geformte Blüte ist von scharlachroter
Farbe, nach der Mitte zu goldig schimmernd abgetönt.

„Aurora," eine Pompon-Cactus-Form, könnte man eher
eine Miniatur - Cactus - Dahlie nennen. Kaum 80 cm hoch
ist die Pflanze doch von grofser Reichblütigkeit. Die wohl-
geformten Blüten zeigen eine Farbe, welche aus Salmorange
mit Terracotta zusammengesetzt ist.

Eine der schönsten Sorten, welche immer wieder Lieb-
haber findet, ist „Gloriosa". Der ganze Wuchs und Bau
der Pflanze ist ein kräftiger, die Pflanze erreicht die Höhe
von 1,50 m. Infolge der nach vorn gedrehten Blumenblätter
gleicht die Blüte eher einem Chrysanthemum als einer
Dahlie; die Farbe ist ein leuchtend Scharlach.

„Mrs. Morgan Jones" zeichnet sich ebenfalls durch
einen kräftigen Wuchs aus. Die Blüten sind von guter
Cactusform und leuchtend ziegelrot gefärbt, stehen auf
festen Stielen und erheben sich frei über dem Laube,

Überaus reichblühend und von vorzüglicher Form ist
die Sorte „The Bishop". Die Pflanze wächst kräftig und
erreicht die Höhe von 1 m. Die Farbe ist korallenrot, nach
den Spitzen zu in oranges übergehend, eine feine sehr an-
sprechende Färbung.

Es wären dies so verschiedene Sorten, welche sich in
der Farbe unter einander gut unterscheiden lassen und
auch allen Anforderungen entsprochen, welche an dieselben
gestellt werden.

Unter den gelben Farben giebt es auch schon eine
Anzahl Sorten, welche aber nicht alle für Dekoration em-
pfohlen werden können.

Die alte gute „Blanche Keith" ist immer noch eine
der besten und gesuchtesten, doch infolge der hängenden und
im Laube versteckten Blüte nur für Binderei zu empfehlen.
 
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