Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 1.1899

DOI Artikel:
Rudel, R.: Cactus-Dahlien
DOI Artikel:
Verschiedenes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0145

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I, 7 Ü1E GARTENKUNST 131

Eine der besten gelben ist die Sorte „John H. Roacb" :
die Blumen derselben erreichen eine ziemliche Gröfse, dabei
entwickelt sich jede Blüte vollständig, trotz der enormen
Reichblütigkeit. Die Farbe ist ein klares Schwefelgelb.
Jede Blüte befindet sich auf langem, festem Stiele frei über
dem Laube, wodurch die prächtige Form zur vollen Geltung
kommt.

Prachtvoll ist die Sorte „Charlotte Deegen", welche
jetzt in jedem Sortiment bereits unentbehrlich geworden
ist. Etwas höher im Wüchse wie die vorige, zeigt die
prächtig geformte Blüte ein helles Gelb, welches in den
Spitzen der Blütenblätter in Weifs verläuft.

Eine kostbare Varietät ist „George Marlow", eine noch
neuere Sorte. Im Wüchse zeigt dieselbe den kräftigen Bau
der „Gloriosa", und besitzt auch die ideale Form der
Blüte. Die Farbe der letzteren ist ein dunkles Marechal-
Niel-Gelb, welches nach innen zu in zart aprikosenfärben
verläuft. Unter den rosa und lila Farbentönen sind folgende
von Wert zu nennen: „Earl of Pembroke", eine feine, vor-
nehme Färbung, welche man bläulich-violett nennen könnte.
Die Blüte ist von gut ausgebildeter Form und trägt sich
auch gut auf festem Stiele.

„Robert Cannell" besitzt strahlenförmig gedrehte
Blüten von feiner, reiner lila Farbe. Die Pflanze ist kräftig im
Wüchse und erreicht nicht selten die Höhe von 1,50 m,
dabei ist sie äufserst reichblühend.

Ungemein reichblühend ist auch die Varietät „Prinzefs
Luise Victoria", welche die Höhe von 1 m erreicht. Die
Blüten besitzen eine ansehnliche Gröfse, tragen sich frei
über dem Laube und haben eine leuchtend rosa Farbe,
welche bereits von ferne auffällt.

Wundervolle Sorten sind „Leonore" und „Beatrice",
erstere mit leuchtend rosa, letztere mit mattrosa Blüten.
Beides sind jedoch Farben, welche mehr in der Nähe be-
trachtet die gewünschte Wirkung erzielen und besonders
bei Licht von höchstem Effekt sind.

Wohl schwer übertroffen wird die herrliche deutsche
Züchtung „Loreley" werden, welche überall, wo dieselbe
gezeigt wurde, die lebhafteste Bewunderung hervorrief.
Zur Dekorationspflanze ist dieselbe ganz wie geschaffen,
doch ist es ratsam, ihr einen Ort anzuweisen, wo sie vor
den heifseston Sonnenstrahlen etwas geschützt ist, Die
Blüte besitzt die edle Cactusform und zeigt eine rein rosa
Farbe, welche nach der Mitte zu cremefarben abgetönt ist.
Für alle Zwecke ist dies eine Sorte I. Ranges und kann
nie genug empfohlen werden.

Unter den weifsen Sorten ist es die bekannte „Mrs.
A. Peart". welche leider den etwas hängenden Habitus be-
sitzt. Die weifsen, etwas creme gefärbten Blüten besitzen
eine gute Form und erscheinen auch in grofser Anzahl.

Die wunderschöne „Mrs. Francis Fell" ist leider für
Gruppen vollständig ungeeignet, die so schönen alabaster-
weifsen Blüten hängen vollständig und können nur zum
Schnitt verwendet werden.

Eine Perle unter den weifsen Dahlien ist die neuere
Varietät „Keynes White", und kann man die Freunde,
welche sich dieselbe in so kurzer Zeit erworben hat, bereits
nach lausenden zählen. Die Blüte bat nur eine mittlere

Gröfse, ist jedoch von idealster Cactusform und entwickelt
sich auf langen, festen Stielen frei über dem Laube, ein
Vorzug, welcher nicht genug zu schätzen ist,

Die bekannte ,,Matschlefs"iigehört immer noch mit zu
den bevorzugtesten Sorten ihrer Art, Die grofsen dunkel-
kastanienbraunen Blüten erscheinen in grofsen Mengen,
stehen auf testen Stielen und tragen sich frei über dem Laube.

Ich glaube, dafs die angegebenen Sorten wohl für
diesmal genügen werden, und kann man sich schon damit
ein schönes Sortiment zusammenstellen, welches mit nicht
allzu grofsen Opfern anzuschaffen ist.

Noch eins möchte ich bemerken, pflanzt man Land-
knollen, so darf man nicht versäumen, von den sich ent-
wickelnden Trieben nur den stärksten stehen zu lassen,
denn nur auf diese Weise erhält man Blüten von solcher
Schönheit, wie man sie auf Ausstellungen zu sehen ge-
wöhnt ist. R. Rudel,

Firma Köhler & Rudel, Windischleuba-Altenburg.

Verschiedenes.

Aus Anlal's des 100 jährigen Regierungs-Jubiläums des
Bayerischen Königshauses, Linie Wittelsbach-Zweibrüoken-
Birkenfelde, veranstaltete ganz Bayern am 12. März d. J. eine
nationale Feier, bei welcher auch der Gartenkunst verschiedenen
Ortes Gelegenheit geboten wurde, sich in mannigfaltige]' Weise
za bethätigen.

Unter anderem wurde seitens der städtischen Behörden
Münchens durch den Stadtgarten-Inspektor Heiler bei dem auf
dem Max-Josephs Platze errichteten Monumente des Königs
Max I. von Bayern (entworfen von Rauch) eine prachtvolle
Dekoration ausgeführt, die sich nicht allein der Anerkennung
der Allerhöchsten Herrschaften, sondern auch derjenigen der
Künstlerschaft allgemein erfreute, wie wir aus nachstehendem
der „Augsburger Abendzeitung" entnommenen und der Feder
des Kunstkritikers Banz entstammenden Artikel ersehen:

„Die Stadt hat heute Festschmuck angelegt. In den
Hauptstrafsen ist jedes Haus beflaggt, ausschliefslich mit
bayerischen Fahnen, und auch viele Nebenstrafsen zeigen diese
Festzier. Das Max Joseph-Denkmal hat einen überaus vor-
nehmen kunstgärtnerischen Schmuck erhalten, welchen Herr
Stadtgarteninspektor Heiler heute in den frühesten Morgen-
stunden fertig stellen liefs. So prächtig und sinnig wird noch
selten ein Donkmal in München dekoriert worden sein. Das-
selbe hebt sich nun von einem landschaftlichen Hintergrund
ab, welcher in malerisch freier Anordnung an der Seite gegen
das Theater errichtet wurde und ganz aus Coniferen besteht
in den mannigfachen Schattierungen und Formen verschiedener
Arten: Eine Gruppe von drei 15 m hohen imitierten Cypressen
ragt an der Südseite empor, daneben niedere Nadelhölzer,
Fichten, Norfolktannen, und als Abschlufs gegen Norden wieder
eine Cypresse, umgeben von pinienartig gebildeten Krumm-
kiefern. Zwischen den beiden höheren Gruppen bleibt aber
auch von dieser Rückseite der Anblick des Denkmals frei, und
der an demselben in regelmäfsiger Zeichnung angebrachte
Pflanzenschmuck beeinträchtigt in keiner Weise die Schönheit
des Bildwerks. Auf der Steinumrahmung unter dem Postament
ist an der Vorderseite im Halbrund ein grol'ses und farben-
reiches Blumenbosijuet angelegt, aus welchem in der Mitte
neben niederen Palmen eine gröfse Kentia hervorragt, deren
 
Annotationen