Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 1.1899

DOI Artikel:
Hannig, Georg: Pariser Parkanlagen
DOI Artikel:
Fritz, Carl: Eiskeller in Gartenanlagen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0155

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE GARTENKUNST

141

hier verbleibt. Der Garten, der auch ein prächtiges Konzert-
und Restaurationsgebäude besitzt und in seiner Eigenart
wohl einzig dasteht, ist Eigentum einer Gesellschaft.

In unmittelbarer Nähe, gleichsam daran anschliefsend,
befindet sich das Bois de Boulogne. der Tiergarten der
Pariser. Es ist dies nun eigentlich kein Gehölz, wie der
Name sagt, sondern ein nach ganz modernen Anschauungen
angelegter gewaltiger Park mit grofsen Rasenflächen und
prächtigen Fernblicken. Elegante Pahrstrafsen durchziehen
ihn nach allen Richtungen, und in den Nachmittagsstundon
entwickelt sich hier ein grofsartiges, echt weltstädtisches
Leben. Zwei Seen von imponierender Ausdehnung, die
aus der Seine gespeist weiden, geben Gelegenheit zu
Ruder- und Segelsport. Auf einer Insel, zu der man un-
entgeltlich hinübergerudert wird, befindet sich ein Konzert-
pavillon, der sich vorzüglich dem landschaftlichen Bilde
anpafst, und von dem man einen herrlichen Blick auf den
Riesenbau des Eifelturmes hat.

Die heutigen Franzosen verstehen es überhaupt meister-
haft, die öffentlichen Parks zu beleben durch geschickt
placierte Bronzefiguren und zierliche Kioske, nirgends ist
hier ein Mifsgriff oder unharmonisches Verhältnis zu finden.
Gartenkünstler und Architekten scheinen stets Hand in
Hand zu gehen, und man ersieht ganz deutlich, dafs beide
Teile dabei gewinnen. Dies tritt besonders hervor in dem
am Boulevard de Courcelles gelegenen Parc Monceau,
dessen herrliches Eingangsportal wesentlich dazu beiträgt,
die Anlage zu verschönern und den Übergang aus dem
Geräusch der Grofsstadt in den vornehmen, ruhigen Park
zu vermitteln. Möge auch bei uns in Zukunft eine gröfsere
Übereinkunft erzielt werden zwischen dem toten Stein
und dem Leben atmenden Grün der Gärten!

Eiskeller in Gartenanlagen.

Von Karl Fritz, Kgl. Gartenverwalter im Neuen Garten
bei Potsdam.
(Hierzu eine Skizze und eine Ansicht.)

Nicht den Bau und die Einrichtung der Eiskeller, wie
solche auch gärtnerischen Kulturen dienen, um in gut ven-
tilierten Kühlräumen die Entwickelungsperiode von Pflanzen
künstlich zurückzuhalten, sollen die nachfolgenden Zeilen
behandeln, sondern nur die äufsere Form derjenigen in
Gartenaulagen hineinzuziehenden Eiskeller, welche für den
Haushalt im Sommer auf kleineren und gröfseren Land-
sitzen erforderlich sind und welche vielfach des hohen
Grundwasserstandes wegen ganz oder teilweise über der
Erde gebaut werden müssen. Unterirdische Eiskeller,
welche sogar bei Vorhandensein kühler Kollerräume und
kaltes Wasser liefernder Brunnen entbehrlich werden,
kommen in der Gartenanlage nur insofern in Betracht, als
ein Zugang bezw. eine Zufahrt dahin zu berücksichtigen
ist. Wo aber die Räume zur Aufbewahrung der durch
höhere Temperatur leicht verderbenden Lebensmittel fehlen,
wo man sogar das Trinkwasser erst durch Einkühlen ge-
niefsbar machen mufs, und wo fern von gröfseren Städten

Die Gartenkunst.

der für die Füllung von Eisschränken nötige Eisbedarf
nicht erhältlich ist, da wird der Eiskeller ein unerläfsliches
Bedürfnis. In Ermangelung nahe liegender Wasserflächen
kann neben seinem landschaftlichen Werte und anderen
Vorteilen die Anlage künstlicher Wasserflächen in Park-
anlagen auch zum Zwecke der Eisgewinnung nützlich
werden.

Die zum Teil oder vollständig oberirdischen, in eine
Gartonanlago hineinzuziehenden Eiskeller können dem Garten-
künstler oft recht unbequem werden, weil er leider auf
wenig Entgegenkommen von sehen des Besitzers betreffs
des Platzes und des Baues des Eiskellers rechnen kann.
In gröfseren herrschaftlichen Parkanlagen wird man einen
oberirdischen Eiskeller in irgendeine Beziehung zur Garten-
anlago bringen können, wenn man denselben nicht wegen
seines unschönen Äufseren durch Pflanzungen dem Auge
entziehen mufs. Einem aus Holz erbauten oberirdischen
Eiskeller giebt man z. B. die Form eines Schweizer-
häuschens im Waldesschatten, bei einem aus Stein erbauten
nimmt man wohl auch, besonders in der Nähe des
Schlosses oder der Villa zum Tempelstil seine Zuflucht.
In gröfseren Parkanlagen kann man den massiv mit Über-
wölbung gebauten oberirdischen, selbst in kleineren An-
lagen den nur teilweise oberirdischen Eiskeller unter einem
Hügel verbergen und den Eingang bezw. den Einwurf in
eine Höhle oder Grotte kleiden. Ein solcher Eiskellerhügel
wird aber in landschaftlichen Anlagen nur dann sich
wirkungsvoll und vorteilhaft verwenden lassen, wenn er
im Einklang mit der ihn umgebenden Terraingestaltung
steht und keine Absichtlichkeit zu Tage treten läfst, wenn
er geschickt beflanzt und womöglich mit einem eine schöne
Aussicht eröffnenden Ruheplätzchen versehen ist. Aufser-
dem tragen nicht nur die in der Umgebung des Eiskellers
stets nötigen, dichten Schatten spendenden Pflanzungen,
wozu sich besonders Fichten eignen, wesentlich zur Er-
haltung des Eises bei, sondern auch die den Keller deckende
und umgebende Erdschicht.

Obwohl nun auf kleinen Villengrundstücken derartige
Hügelanlagen, dazu noch in einer weithin sichtbaren
Ebene, schwer zu motivieren sind, so trat an mich dennoch
einigemale die Aufgabe heran, Eiskeller in letzterwähnter
Art zu verdecken.

In der Beschreibung des Entwurfs für die gärtnerischen
Anlagen des Plattenseebades Siöfok in Ungarn (cfr. Na. 15
und 16 des Jahrganges 1891 der „Zeitschrift für Gartenbau
und Gartenkunst") schilderte ich auch die ungünstigen
Terrainverhältnisse, welche trotz Bodengewinnung durch
die Anlage eines Wasserlaufes noch eine teilweise Auf-
höhung des einer Aktiengesellschaft gehörigen 32 ha grofsen
Terrains erforderton, von welchem ein grofser Teil in
Villengrundstücke von durchschnittlich nur 3000 qm zum
Verkauf parzelliert wurde, um die Anschüttungskosten zu
decken. In den Kaufkontrakten wurde die Herstellung
eines das im Villenstil zu errichtende Wohnhaus umgeben-
den Gartens zur Bedingung gemacht. Infolge des Grund-
wrasserstandes konnte man, ebenso wie die Eiskeller, auch
die Kellerräume des Hauses nur 1 m unter das bestehende
Niveau legen, so dafs teilweise mit dem aus Fundament

22
 
Annotationen