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Die Gartenkunst — 1.1899

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Olbrich, Stephan: Wenig verbreitete empfehlenswerte Gehölze
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Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0175

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I, 9 DIE GARTENKUNST 161

pyramidal in die Höhe ziehen, indem man den Mitteltrieb
anbindet. Stets werden die langen dünnen zierlichen Zweige
elegant nach unten hängen, ähnlich einer Caragana arb.
pendula, nur nicht so steif. Der Zierwert wird noch erhöht
durch die zahlreichen weifsen Blütenrispen und die darauf
erscheinenden glänzend schwarzen Prachtstände, welche bis
in den Winter hinein diePflanze noch sehr dekorativ gestalten.

Infolge der absoluten Winterhärte und der geringen
Ausdehnung, welche Ligustrum vulg. pendulum besitzt,
eignet es sich sehr als Trauerbaum für Friedhöfe oder auch
als Solitärpflanze für kleinere Hausgärten.

Ligustrum Regelianum hört. (Ligustrum obtusi-
folium var. Regelianum Rehder) ist ebenfalls eine
noch wenig verbreitete sehr hüsche, auffallende Art, die
sicli mit ihrem dichtzweigigen, schirmförmigen "Wuchs be-
sonders als Vorpflanzung zur Bekleidung von Böschungen und
Pelspartien eignet. Die bis 10 cm langen, hellgrünen, kurzbe-
haarten, elliptisch zugespitzten Blätter stehen dicht an den
graziös übergebogenen Zweigen, welche sich von Mitte Juni
an mit zahlreichen weifsen Blütenrispen bedecken, denen ge-
gen den Herbst die ebenso zahlreichen blauschwarzen Frucht-
stände folgen. Beides ist eine besondere Zierde der Pflanze.
Wenn bei Pflanzen von Jugend an ein Mitteltrieb in die
Höhe gebunden wird, erzieht man sehr schöne hängende
Pyramidenformen, die als Solitärpflanzen einen grofsen
Effekt machen. Auf Stämmchen von Ligustrum vulgare
oder ovalifolium veredelt erzieht man schöne Kronen-
bäumchen mit auffallend überhängendem Wuchs. Die
Sorte ist sehr widerstandsfähig und winterhart und kann
in allen Gegenden verwendet werden.

Hedysarum multijugum, dieser prächtige, niedrig-
bleibende, sehr effektvolle Zierstrauch befriedigt an vielen
Orten nicht, wie ich mich auf meinen letzten Reisen über-
zeugen konnte. Man klagt über schlechtes Blühen, mageren
und sparrigen Wuchs und wonig dekorativen Wert. Es liegt
dies nur an der fehlerhaften Behandlung. Hedysarum multi-
jugum mufs alle Frühjahr ziemlich stark zurück-
geschnitten werden, wenn man Freude daran erleben will.

Der bekannte aufmerksame Dendrologe Herr A. Purpus,
Garteninspektor in Darmstadt, war gelegentlich seines Be-
suches in Zürich im Juli d. J. ganz erstaunt, in den mir
unterstellten Kulturen Hedysarum multijugum in einer solch
kraftstrotzenden Entwickelung zu sehen, welche nur durch
das alljährliche starke Zurückschneiden erreicht wird, da
der Standort sonst ein sehr magerer ist. Auch die Form
des Strauchs wird durch den Schnitt vorteilhaft verändert.
Während man sonst nur niedrige, ausgebreitete, sparrigo,
mit kleinen Blättchen versehene Exemplare zu Gesicht
bekommt, wird durch den Schnitt der Wuchs ein kegel-
förmiger, überhaupt mehr aufrechter und somit die Pflanze
viel dekorativer. Es sind dann Blütenstände von 40 cm
Länge und Fiederblätter von 20 cm Länge nicht unge-
wöhnliche Erscheinungen, wie sich Herr Purpus voll Be-
wunderung überzeugt hat. Die Gröfse der einzelnen
Blumen wie die der Fiederblättchon ist demnach aueh
entsprechend vollkommen.

Rasenanlagen.

Rasengräser, (irassamen und Grassaiiienmiscliiiiigen.

Von Heinrich Hein, Kiel.

(Schlufs.)

10. Pestuca rubra L. — Roter Schwingel,
kriechender Rotschwingel.
Engl.: Creeping Fescue-grass.
Franz.: Fetuque rouge.

Nat ürliche Standorte. Mittelfeucbte und trockene
Wiesen, an Rainen, auf Triften; auch auf Sandboden an
Meeresküsten (als Form F. arenaria Osb.); in Hecken und
Gebüschen als gröfsere Form F. dumetorum. In der letzteren
als Futtergras mehr geschätzt.

Klima. Auf den natürlichen Standorten sehr wieder-
standsfähig und gegen Kälte unempfindlich. Der rote
Schwingel liebt reichliche Tauniederschläge. Anhaltende
Dürre erträgt er weniger gut.

Boden. Lockere gute Bodenarten, auch mooriger
Boden, in welchem die kriechenden Wurzeln sich ausbreiten
können, sagen dem Rotschwingel besonders zu. Am Meeres-
ufer gedeiht er im reinen Dünensande und trägt zur Be-
festigung desselben mit bei.

Wuchs. Der rote Schwingel bildet infolge seiner
kriechenden Wurzel einen lockeren zusammenhängenden
Rasen. Er treibt intra- und extravaginale Seitentriebe;
letztere kriechen unter der Erdoberfläche mehr oder minder
tief dahin und bilden zahlreiche kleine Blätterbüschel,
welche in einiger Entfernung von dem aus den intravagi-
nalen Trieben und der Mutterpflanze gebildeton Horste
emporspriefsen. Seine volle Ausbildung erlangt er erst
im zweiten Jahre nach der Aussaat. Seines dünnen
Standes wegen ist auf die Anzahl der hervorspriefsenden
Blätter wenig Gewicht zu legen, doch dient er durch den
kriechenden Wurzelstock zur Befestigung von losem Sand-
und Moorboden und ist für letzteren überhaupt mit zur
Verwendung angezeigt. Die Farbe der Blätter ist lebhaft
grün; letztere erscheinen bis tief in den Herbst hinein nach
jedem Schnitt von neuem, doch ist das Wachstum im Hoch-
und Spätsommer nur geringe. Der Rotschwingol erträgt
Beschattung.

Lebensdauer unter zuträglichen Verhältnissen kaum
beschränkt.

Blütezeit: Mai bis Juni. Samenreife ca. 4 Wochen
später.

Gröfse der Frucht. Die eigentliche Frucht ist durch-
schnittlich 5 mm lang, mit der verschieden langen Granne
wohl auch 6 bis 8 mm. Die Früchte sind sehr verschieden
gestaltet (siehe Fig. 20). Das Korn ist 3 mm lang und
1 mm breit.

Körnerzahl in einem Pfunde ca. 540000.

Samengewinnung und fremde Beimengungen.
Ein feldmäfsiger Reinanbau des roten Schwingels findet
nicht statt. Die im Handel befindlichen Samen sind selten
echt und lassen sich kaum mit Sicherheit von verwandten
Arten unterscheiden. Bald ähneln sie dem verschieden-
 
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