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Die Gartenkunst — 1.1899

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Otto, Richard: Düngungsversuche bei Coleus mit reinen Pflanzennährsalzlösungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0197

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I, 10 DIE GARTENKUNST 183

der Düngungsmengen ganz übereinstimmend behandelt
wurden. Es sollten die Fragen entschieden werden:

1. Wie entwickeln sich die gedüngten Pflanzen
gegenüber den ungedüngten ?

2. Vertragen die Coleus-Topfpflanzen eine wöchentlich
2malige Düngung mit Lösungen des „reinen
Pflanzennährsalzes W G." (Garten- und Blumen-
dünger nach Vorschrift von Professor Wagner-
Darmstadt) und bis zu welchem Grade?

Das hier zur Verwendung gelangte „reine Pflanzen-
nährsalz WG", welches zuerst von Professor Wagner-
Darmstadt empfohlen und angewendet ist, enthält ca. 13%
Phosphorsäuro (davon ca. 12% wasserlöslich), ca. 18%
Stickstoff und ca. 11% Kali. Bs besteht aus 30 Teilen
phosphorsaurem Ammoniak, 25 Teilen salpetersaurem
Natron (Chilisalpeter), 25 Teilen salpetersaurem Kali und
20 Teilen schwefelsaurem Ammoniak. Man kann das
Nährsalz von der Firma „Chemische Werke, vormals
11. und E. Albert in Biebrich a. Rh." in jeden Quanti-
täten beziehen (Postpakete von Netto 4y2 kg ä Mk. 3,50
franko unter Nachnahme). Noch bequemer aber dürfte es
sein, besonders für Versuche im kleinen, sich das Salz
selbst oder in einer Apotheke oder in einer Droguen-
handlung aus seinen oben erwähnten Bestandteilen zu-
sammenmischen zu lassen. Für die nachstehenden
Versuche habe ich ein solches, selbst hergestelltes
Salz mit bestem Erfolge verwendet. Das in eben
erwähnter Weise selbst zusammengemischte Salz wirkt
durch Verwendung der reineren Verbindungen noch besser
als das käuflich bezogene Düngemittel.

Für die Düngungsversuche selbst wurden 3 Versuchs-
reihen hergestellt, von denen die erste wöchentlich 2 mal
eine Düngung mit der Nährsalzlösung WG 1 : 1000 erhielt,
d. h. 1 g Nährsalz WG wird in 1 1 gewöhnliches Wasser
gelöst, während die betreffenden Kontrollpflanzen an Stelle
der Nährsalzlösung die gleiche Menge gewöhnlichen
Wassers erhielten. Bei Reihe II wurde in sonst gleicher
Weise wöchentlich 2 mal mit einer Nährsalzlösung 2 : 1000
(2 g Nährsalz auf 1 1 Wasser) gedüngt und bei Reihe III
wöchentlich 2 mal mit der Nährsalzlösung 3: 1000 (3 g
Nährsalz auf 1 1 Wasser). Im übrigen wurden, wie
erwähnt, die Kulturen ganz gleich gehalten und in der
Zwischenzeit nach Bedarf mit gewöhnlichem Wasser ge-
gossen. Die Versuchsdauer währte vom 14. Juni bis
14. August, also 2 Monate, in welcher Zeit im ganzen
14 Nährsalzdüngungen in oben genannter Weise den
einzelnen Reihen gegeben wurden. (Es wurde vom 15. Juli
ab wöchentlich nur noch eine Nährsalzdüngung verabfolgt.)

Schon nach lOtägigor Versuchsdauer konnte eine
deutliche Wirkung der Nährsalzdüngung in den Reihen II
und III gegenüber den nicht behandelten Pflanzen kon-
statiert werden,, indem die ersteren schon merklich gröfser
waren, als die nicht mit Nährsalzlösung begossenen.
Diese Unterschiede traten dann nach weiteren 8 und
14 Tagen sehr erheblich hervor. Es wurden in allen
Reihen sehr wesentliche Unterschiede zu Gunsten der
Nährsalzlösung konstatiert, am meisten bei den Pflanzen,
die mit den Lösungen 2 : 1000 und 3 : 1000 begossen waren.

Hiermit ist also deutlich erwiesen, dafs Coleus-
Pflanzen eine wöchentlich 2malige Nährsalz-
düngung bis 3:1000 recht wohl vertragen und
damit sehr in ihrer Entwickelung gefördert
werden können. Sie bilden, wie auch auf gleich-
zeitig aufgenommenen Photographien ersichtlich ist, viel
zahlreichere und gröfsere Blätter, stärkere
Stengel etc., überhaupt das ganze Aussehen der
Pflanze ist ein viel freudigeres.

Es sind das die gleich günstigen Resultate, wie ich.
sie früher auch schon durch Düngungen mit der Nährsalz-
lösung WG bei Fu chsia hybrida, Salvia spien den s,
Heliotrop, Pelargonien und Pentstomon gentian-
oides (s. Gartenflora 1898, p. 210) erhalten habe, und die
sich hier durch: 1. eine tiefgrünere Färbung der
Pflanzen, 2. gröfsere Blätter, 3. zahlreichere
Zweige und Äste, überhaupt ein üppigeres Wachs-
tum, 4. frühzeitigeren Blütenansatz und 5. sehr
reichliche Blüten und Früchte zu erkennen gaben.

Ich habe stets, wie auch andere, insbesondere
Professor Wagner, sehr günstige Resultate bei Topfflanzen
durch Düngungen mit der Nährsalzlösung W G, schon mit
der Lösung 1:1000, gehabt, wie ich das in meiner Schrift
„Die Düngung der Gartengewächse mittelst künstlicher
Düngemittel, Proskau, A. Kaiesse," p. 36 und folgende
näher auseinander gesetzt habe. Ganz besonders möchte
ich noch hervor heben, dafs durch derartige rogel-
mäfsige Düngungen mit Nährsalz das bei Topf-
pflanzen bisher als notwendig erachtete wieder-
holte Umsetzen in mit frischer Erde gefüllte Töpfe
vielfach ganz unterbleiben kann, wenn die Pflanzen
gleich von vornherein in ontsprechendgröfseroGefäfso gesetzt
werden. Die Umpflanzung hat ja hauptsächlich den Zweck,
der Pflanze durch frische nährstoffreiche Erde neue Nähr-
stoffe zugängig zu machen. Da nun durch die Nährsalzlösung
die Topferde regolmäfsig mit neuen Nährstoffen bereichert
wird, so lassen sich auf diese Weise in kleinen Töpfen
dreimal so grofse und starke Pflanzen ziehen als früher.
So kultiviere ich seit 2 Jahren eine Fuchsie, welche in
obiger Weise mit Nährsalzlösuug (1 : 1000) begossen wird,
noch in derselben Erde und einem Topfe von 11 cm
Durchmesser und 11 cm Höhe. Die Pflanze hat die statt-
liche Höhe von 2,50 m, sehr kräftige Stämme, grofse,
feste, dunkelgrüne Blätter und hat immer sehr reichlich
geblüht; sie erregt stets das gröfsto Interesse aller Be-
schauer.

Aus allen diesen Gründen dürfte sich in der Gärtnerei
etc. eine allgemeinere Einführung der Düngung der Topf-
gewächse mit solchen sogenannten „reinen Pflanzennähr-
salzen", insbesondere mit dem seiner chemischen Zu-
sammensetzung nach wohlbekannten Wagner'sehen Nähr-
salz WG wohl empfohlen und gut bezahlt machon.
Chemische Abteilung der Versuchsstation des
Kgl. pomologischen Instituts zu Proskau.
 
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