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Die Gartenkunst — 1.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0220

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206

DIE GARTENKUNST

ihre Mitteilungen, dafs diese zur Ausführung bestimmten,
wohlerwogenen Pläne des Miinchener Stadtbauamtes, dessen
ideale Ziele nicht zu verkennen sind, Bresche legen in das
bisher zum'Nachteil der bayerischen Hauptstadt geübte Ent-
haltungs-System.

Nach dem Beschlüsse der diesjährigen Hauptversammlung
des Vereins deutscher Gartenkünstler ist der Kgl. Obergarten-
direktor Herr Fritz Bouche zu Dresden zum Ehrenmitgliede
ernannt worden. Am 28. Sept. a. c. fand in der Wohnung des
Herrn Bouche die feierliche Überreichung des geschmackvoll
und künstlerisch ausgeführten Diplomes durch eine Deputation
von Dresdener Mitgliedern des Vereines statt. Herr Garten-
baudirektor Bertram-Dresden als Wortführer wies auf die Ver-
dienste des einstigen Mitbegründers des Vereines an der Ent-
wickelung und allgemeinen Wertschätzung der Gartenkunst
und des Gartenkünstlers in unserem Vaterlande hin. Bouche
war immer einer derjenigen, welche der Gartenkunst und der
für sie zu schaffenden Hochschule das Wort geredet und ihr
die höchsten Ziele gesteckt haben. Möge er der Gartenkunst,
besonders aber auch dem Gartenkünstler-Vereine noch recht
lange seine Mitarbeit und seinen Einflufs an mafsgebenden
Stellen widmen! L.

Am 11. Oktober vorm. 9 Uhr fand die diesjährige Prüfung
der Obergärtner-Kandidaten in dem Geschäftshause der
Kgl. Gärtner-Lehranstalt durch den den Vorsitz führenden
Kgl. Ministerialdirektor Herrn Dr Thiel, den Direktor der
Anstalt, Herrn Kgl. Hofgartendirektor Fintelmann, die Lehrer,
Herren Kgl. Gartenbau-Direktoren Echtermeyer und Encke und
den an Stelle des aus dem Kuratorium durch Versetzung aus-
geschiedenen Herrn Hofgarten-Direktor Hampel zugezogenen
städt. Garteninspektor Herrn Fintelmann-Berlin statt.

Zur Prüfung hatten sich gemeldet, bezw. wurden zu der-
selben auf Grund ihrer häuslichen Arbeiten zugelassen die
Herren Engeln, städt. Obergärtner, Breslau, Hallervorden,
Garten-Ingenieur, Steglitz-Dahlem (König!, botan. Garten),
Hanisch, Garten-Ingenieur,KattowitzO/Schl., Lässig, Garten-
Ingenieur, Magdeburg, Schulze, städt. Obergärtner, Hannover'
Zahn, städt. Obergärtner, Stendal.

Sämtliche Examinanden, Mitglieder des Vereins deutscher
Gartenkünstler, bestanden die Prüfung als Obergärtner für die
Gartenkunst, Herr Schulz-Hannover aufserdem für Obstbau.
Letzterem wurde eine besondere Anerkennung für Obstbau
zu teil.

Vereinsberichte.

Verein Deutscher Kartenkünstler.

Niederschrift der Sitzung vom 9. Oktober 1899.

Nach Eröffnung der Sitzung durch den ersten Vorsitzenden
und Genehmigung der Niederschrift vom 10. September wird
die satzungsgemäfse Aufnahme und Anmeldung neuer Mit-
glieder erledigt und unter anderem auf den ausliegenden
Katalog der Firma Gebr. Siesmayer-Bockenheim, welcher in
der Oktobernummer des Vereinsorgans näher beschrieben ist,
hingewiesen.

Hierauf legte der Vorsitzende die Lagenpläne von dem
Ausstellungsgebäude vor, welches dazu bestimmt ist, im
nächsten Jahre zu Paris die Gruppe Gartenbau aufzunehmen.
Der deutsche Gartenbau werde sich in Rücksicht auf die be-
deutenden Unkosten an der beabsichtigten Dauerausstellung
nicht beteiligen, jedoch, wie der Vorsitzende des auf Ersuchen
des Herrn Reichskommissars gebildeten vorberatenden Aus-

schusses, Herr Gärtnereibesitzer Seidel-Dresden, dem Herrn
Kommissar mitteilte, gerne die etwa erforderlichen Dekorations-
pflanzen zur Verfügung stellen. Die von dem Verein deutscher
Gartenkünstler zu veranstaltende Kollektivausstellung werde
deshalb eines angemessenen Rahmens nicht entraten.

Als vorläufiger Termin zur Einreichung der auszustellen-
den Arbeiten sei der 15. November dieses Jahres festgesetzt
worden und werde dann dem in Hamburg gefafsten Beschlüsse
gemäl's die zur Prüfung der Gegenstände gewählte Kom-
mission zusammentreten.

Hierauf erhielt Herr Köhler (in Firma Köhler & Rudel
zu Windischleuba-Altenburg) das Wort zu einem Vortrage über
Herbstblüher und immergrüne Gehölze. Redner nimmt ein-
leitend Bezug auf die zur Zeit eingetretenen Nachtfröste, die
an vielen Orten bereits nicht nur den gesamten Blütenflor in
unseren Gärten vernichtet, sondern auch den Laubfall be-
schleunigt hätten, wodurch wir schon frühzeitig in eine
blütenarme Zeit versetzt und auf das Gewächshaus angewiesen
seien. Eine der Hauptbestrebungen der Firma wäre es daher,
Pflanzen, welche sich sowohl durch schön färbendes Laub
oder reichen Blumenflor auszeichneten, als auch dem Froste
nach Möglichkeit Trotz böten, einzuführen und heranzuziehen.
Die Firma hatte ein zahlreiches Sortiment abgeschnittener
Blumen, wie auch Blätter von neuen und wenig bekannten
Stauden, Knollen und Gehölzen im Sitzungssaale ausgestellt,
die das weitgehendste Interesse seitens der äufserst zahlreich
erschienenen Mitglieder für sich in Anspruch nahmen. Herr
Köhler ging dann zu den einzelnen ausgestellten Pflanzen
über und schilderte dieselben wie folgt:

Berberis Wallichiana, ein immergrüner Strauch, der sich
durch lange Stacheln auszeichnet, sein Laub bis zum Früh-
jahr behält und vollkommen winterhart ist.

B. stenophylla, ebenfalls hart und sich vorzüglich zur Be-
pflanzung von Felspartien eignend.

B. coriacea und B. aristata stammen aus Nordamerika und
sind als halbimmergrüne Sträucher anzusprechen.

B. virescens zeichnet sich durch helle Färbung der Unter-
seite der Blätter aus. Die Blüten sind unansehnlich und
grünlich; die sich zum Herbst herrlich rotfärbenden Früchte
aber verleihen dem Strauch ein entzückendes Aussehen.

Cotoneaster horizontalis eignet sich vorzüglich zur Bepflan-
zung von steilen Böschungen, ist sehr genügsam und hält das
sich rot färbende Laub bis Mitte November.

C. microphylla, mit kleineren Blättern und hängenden Zwei-
gen, bleibt während des ganzen Winters belaubt.

Lonicera japonica, nach Ansicht des Vortragenden die ein-
zige Lonicera, welche bei uns im Winter ihr Laub behält.

Ligustrum Ibota myrtifolium, bleibt bis zum Januar und
Februar belaubt und eignet sich vorzüglich für Bindereizwecke.

Lupinus arboreus, hält bis Weihnachten im Freien aus,
friert dann ab und bringt zum Frühjahr lange, mit zahlreichen
gelben Blüten sich bedeckende Triebe hervor.

Sorbaria (Chamaebatiaria) Mittefolium, eine reizende Spirae-
acee, aus Nordamerika stammend, welche im Frühjahr mit
weifsen Blüten über und über behangen ist und unser Klima
ohne Schaden zu leiden verträgt.

Diervillea spec., welche noch nicht bestimmt, auch noch
nicht im Handel ist; sie zeichnet sich durch ornamentalen
Wuchs sowie durch zartrosa gefärbte Blüten aus.

Stephanandra Tanakae, aus Japan eingeführt, ein winter-
hai'ter Strauch, welcher sich mit den leicht überhängenden
Zweigen und dem rötlich gefärbten Laub reizend ausnimmt.

Clematis apüfolia entwickelt bis in den November hinein
ihre mit kleinen reizenden weifsen Blumen besetzten Rispen.
 
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