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Die Gartenkunst — 2.1900

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Beitz, Georg: Über Unkraut-Vertilgung auf Wegen
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Möckel, ...: Entwicklung des Metzer Gartenbaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0025

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DIE GARTENKUNST 15

II, 1

nehmen, damit seine Wirkung den Sommer hindurch voll
ausgenützt wird und unmittelbar hinterher, um die Auf-
fälligkeit zu vermeiden, die Wege zu besanden. Da letzteres
ohnedies jährlich mindestens einmal notwendig wird, sind
besondere Kosten hierfür nicht in Ansatz zu bringen.

Das zur Anwendung gelangte Salz war natürlich kein
Speisesalz, sondern Abfallsatz. Nach Angabe des Händlers,
der es als Bade- und Düngesalz verkauft, enthielt es aufser
etwas Schmutz noch einige Prozente Stickstoff, war im
übrigen jedoch reines Chlornatrium und unterschied sich
nur durch die schmutzige Farbe von gewöhnlichem Pein-
salz. Ein Unterschied in der Wirkung gegen gleichzeitig
versuchtes denaturiertes Steinsalz (Viehsalz) war nicht zu
bemerken. Der Preis war 3,20 M. für 100 Ko. (Viehsalz kostet
5,50—6,00 p. 100 Ko.).

Die Kosten beliefen sich daher inkl. Streulohn auf ca.
ö'A Pf. pro qm. Das einmalige Jäten (durch Frauen) stellte
sich bei einem Tagelohn von 1,40 M. auf ca. 1 — 1 Va Pf.
pro qm. Die einmalige Salzanwendung im Frühjahr ersetzt
in hiesigen Verhältnissen sicher ein 5—6 maliges Jäten,
wird sich also auf keinen Fall .theurer, sondern wahrschein-
lich wesentlich billiger stellen als das Jäten. Dazu kommt,
dafs die Wege stets sauber sind und als ganz .wesentlicher
Vorteil, dafs die Kiesdecke nicht fortwährend durch Schütteln
oder Ausstecken des Unkrauts aufgelockert zu werden
braucht. Dieser letztere Vorteil würde meines Erachtens
auch bei einem nur 74 bis '/3 höheren Preise noch die
Anwendung des Salzes rechtfertigen.

Bs ist wahrscheinlich, dafs man im 2. oder 3. Jahre
der Anwendung mit einem geringeren Quantum auskommt,
weil der Boden sich ja immer mehr sättigen wird, die An-
wendung also mit jedem Jahr billiger wird.

Das wirksame Element dürfte in erster Linie das Chlor
sein. Da auch Kali in irgendwie erheblichen Dosen ein
starkes Gift für Tiere und Pflanzen ist, versuchte ich
auch Chlorkali-Kainit. Die Wirkung schien, wie erwartet,
noch rascher zu sein. Kainit kostet ca. 4,00 M. p. 100 Ko.
Wo also das beschriebene Abfallsalz nicht zu haben ist,
würde es bedeutend billiger sein, Kainit in der für das
Chlornatrium angegebenen Menge anzuwenden, als Vieh-
salz. Der Kainit-Versuch war jedoch zu spät im Sommer
und mit einem zu geringen Quantum (50 Ko.) vorgenommen
worden, um ein sicheres Urteil zu erlauben. Im kommenden
Frühjahr werde ich denselben in gröfserem Mafsstabe wieder-
holen. Mit Chlornatrium denke ich mindestens 4000, viel-
leicht auch 6000 qm. zu bestreuen. Ich bemerke noch,
dafs es notwendig ist, mit dem Salz 20—30 cm von den
Rasenkanten zurückzubleiben. Es würde mich freuen, wenn
die hier gegebene Anregung die Erprobung des Mittels
auch in anderen Verhältnissen, den Vergleich mit weiteren
zu diesem Zweck empfohlenen Chemikalien und Berichte
hierüber an dieser Stelle zur Folge hätte.

Entwicklung des Metzer Gartenbaues.

Von Stadt. Obergärtner Möckel, Montigny-Metz.
Für die Leser der Gartenkunst wird es von [nteresse sein,
aus dem Südwesten des Reiches und zwar aus Metz und Um-
gebung, wo deutsche und französische Eigenart zusammen-

prallen, einiges über die vergangene und gegenwärtige Ent-
wickelung von Gartenbau und Gartenkunst zu erfahren. Metz,
welches in der Geschichte unseres Vaterlandes eine so rahm-
volle Rolle spielt, bietet an sich nicht allzuviel in gärtnerischer
Hinsicht, da der enge, dreifache Festungsgürtel eine grofse
Ausdehnung nicht gestattet. Dagegen ist dem naturliebenden
Gärtner durch die herrliche Umgebung reiche Gelegenheit, ge-
boten, sich die Mufsestunden durch zahlreiche Ausflüge zu
verkürzen. Die wechselnden landschaftlichen Bilder, welche
durch Berge, Flüsse, Schluchten, Thäler und schroffe Felsen-
hänge sich dem Wanderer zeigen, verfehlen ihre Wirkung
nicht. Besonders hervorzuheben ist das ausgedehnte Mosel-
thal bis weit nach Frankreich hinein mit seinen reizenden
Scenerion, hervorgerufen durch die rebumkränzten Höhen
längs der Ufer; für den Botaniker bietet hier die Flora reiche
Beute. Auch gröl'sere Ausflüge nach dem wildromantischen
Luxemburg, das jedem Naturfreund durch seine pitoresken
Felsenhänge Bewunderung abnötigt, nach dem im östlichen
Teile Lothringens gelegenen Hargarten mit seinen grofsartigen
Tannen- und Buchen Waldungen, Nancy mit seinen schönen
Bauwerken seien hier erwähnt. Metz war nach alten Berichten
im vorigen Jahrhundert durch seine künstlerisch angelegten
Gärten bekannt, und es kam nicht selten vor, dafs hohe
Gönner der Gartenkunst weite Reisen machten, um die
hiesigen Gärten zu bewundern, die fast ausnahmslos im Stile
Ludwigs XIV. angelegt waren. Später verschwand dieser
Stil fast gänzlich und an seine Stelle trat ein mehr Natürlich-
keit verratender Stil. Solche Parkanlagen sind hier in der
näheren und weiteren Umgebung zahlreich anzutreffen und
zwar viele in grofser Ausdehnung mit prächtigem Baumbestand,
auch Prachtexemplare von feineren Coniferen sind nicht selten.
Diese Parks sind jedoch seit dem Kriege zum grofsen Teil
vernachlässigt, da die Besitzer nach Frankreich ausgewandert
sind und nur noch wenig Pflege darauf verwenden, oder sie
sind durch Kauf in unberufene Hände gelangt. Eine Sehens-
würdigkeit bilden vor allem auch die Orangenbäume in dem
2 Wegstunden von Metz gelegenen Schlol's von Grofsyenex,
die den schönsten Deutschlands an die Seite gestellt werden
können. Dieselben wurden im Jahre 1844 schon als starke
Bäume angekauft und haben jetzt eine Höhe von 5 m und
einen Kronendurchmesser von 2'/2 m. Von städtischen An-
lagen wäre zuerst zu nennen die Esplanade, eine sehr grofse,
innerhalb der Stadt gelegene Schmuckanlage in symmetrischer
Anordnung mit einigen Denkmälern und einen schönen
Musikkiosk. Da die Esplanade ungefähr 40 m über der Mosel
liegt und nach dieser Seite durch steile Pestungswerke abge-
schlossen ist, bietet sich ein imposantes, ungemein fesselndes
Bild über das Moselthal hinweg auf die westlichen Schlacht-
felder von Gravelotte und Vionville und selbst bis nach
Frankreich hinein. Wahrlich ein Bild, wie es selten eine
Stadt aufzuweisen hat! Der im Vorort Montigny gelegene
botanische Garten bietet-ebenfalls herrliche Fernblicke auf das
Moselthal und den gegenüberliegenden St. Quentin, einen von
der Veste Friedrich Karl gekrönten gewaltigen Bergkegel.

Aufser Weinbau, der in bedeutendem Mafse betriehen
wird, treffen wir ausgedehnte Mirabellenkulturen und zwar
vorzugsweise am linken Ufer der Mosel am Fufse der Hügel.
Der Versand dieser Früchte betrug im Jahre 1898 302000 kg,
hiesige Konservenfabriken verbrauchten etwa '.'95000kg. Ebenso
ist die Kultur der Erdbeeren ein wichtiger Erwerbszweig. Diese
wurden seit der Milte des vorigen Jahrhunderts bis 1848 aus-
schliefslich in herrschaftlichen Gärten gezogen und erst seil

dieser Zeit sind sie ein Handelsartikel geworden und werden
auf freiem Felde gezogen in den nördlich Metz gelegenen Ge-
 
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