Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 2.1900

DOI Artikel:
Preisbewerbungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0072

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II, 4 DIE GAETENKUNST 61

Preisbewerbungen.

Der König-Albertpark in Dresden und das von der im
Frühjahr 1900 dort geplanten Grofsen Deutschen
Gartenbau-Ausstellung dazu erlassene Preisausschreiben.

Von C. Hampel, Hofgartendirektor in Schwerin (Mecklenburg)
und Königl. Preufs. Gartenbaudirektor.

I.

Bs wird noch in Vieler Gedächtnis sein, dafs im April
1898 Magistrat und Stadtverordnete von Dresden aus An-
lafs des 70. Geburtstags und des Regierungs-Jubiläums
Sr. Majestät des Königs Albort von Sachsen den Beschlufs
fafsten, dem hochverehrten Landesvater durch Errichtung
eines „König Albertparks" ein bleibendes Denkmal zu
schaffen und damit zugleich die Erinnerung an jene fest-
lichen Ereignisse für alle Zeit festzuhalten.

Diese von hochherziger Gesinnung zeugende That, die
so ganz dem edlen Wesen des Sachsenkönigs entspricht,
fand damals in ganz Deutschland Anerkennung und erweckte
namentlich in gartenkünstlerischen Kreisen freudigen Bei-
fall: hier gab man sich der Hoffnung hin, dafs bei dem
hohen Verständnis für Gartenkunst, wie es Dresden so
vielfach gezeigt hat, auch diese Parkanlage eine dem
Namen der Stiftung würdige und die deutsche Gartonkunst
ehrende werden würde; man baute um so mehr auf die
Erfüllung dieser Erwartung, als bekannt wurde, dafs die
Stadtgemeinde als Grundkapital für diese Schöpfung
2 000 000 Mk. bestimmt hatte und zwar 1 600 000 Mk, für
den Ankauf des 112 ha grofsen, oberhalb der sog. Albrecht-
schlösser auf dem rechten Elbufer gelegenen Waldgeländes
und 400 000 Mk. als Grundstock, aus dessen Zinsen die
Anlagen allmählich ausgeführt und später unterhalten
werden sollten!

Was war natürlicher als die Annahme, dafs sich die
Stadt Dresden bei dieser schwierigen und dankbaren Auf-
gabe des Beirates tüchtiger Gartenkünstler bedienen
würde, um mit deren Hilfe einen echten deutschen Park
zu schaffen.

Aber was geschieht'? Das städtische Tief bauamt wird
mit Ausarbeitung eines Entwurfs und mit der Ausführung
der Anlagen betraut!

Als ich jenen Entwurf, den man in der Karte von der
Dresdener Heide bereits veröffentlicht hat, vorgelegt bekam,
hielt ich nicht für möglich, dafs eine Behörde einer solchen
Arbeit ihre Zustimmung geben konnte, so wenig durch-
dacht und so bar auch der einfachsten Grundregeln der
Gartenkunst erweist sie sich!

Ich habe in meiner langjährigen Praxis Ähn-
liches nicht zu Gesicht bekommen und mufs meine Ver-
wunderung darüber ausdrücken, wie das Dresdener Tief-
bauamt den Mut fassen konnte, in ein Feld einzugreifen,
das ihm vollständig unbekannt ist! Dabei besitzt Dresden
eine besondere städtische Gartenverwaltung, an deren
Spitze Herr Stadtgärtner Degenhard steht.

Die Gartenkunst.

Die Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora',
in Dresden hielt sich mit Fug und Recht für verpflichtet
und berufen, den Schlag zu parieren, den man der deutschen
und im besonderen der Dresdener Gartenkunst zu ver-
setzen im Begriffe stand und zu verhüten, dafs eine An-
lage auf jenem herrlichen Gelände entstünde, die Dresden
nun und nimmermehr zum Vorteil und zur Ehre gereicht
hätte. Der Sonderausschufs der ,,Flora" für Gartenkunst,
dem unsere dortigen Mitglieder angehören, legte in einer
sehr umfänglichen und sachgemäfsen Eingabe an den
Stadtrat ein entschiedenes Veto gegen die Übertragung
der Parkanlagen an das Tiefbauamt ein, schlug ein Preis-
ausschreiben unter den deutschen Gartenkünstlern, durch
den Rat zu Dresden selbst, vor und stellte sich für die
Beschaffung eines zweckentsprechenden Programms und
brauchbarer Unterlagen zur Verfügung; wenn auch, wie zu
erwarten stand, das Vorgehen der „Flora" in den betroffenen
Kreisen nicht angenehm berührte, so verschlofs man sich
doch an mafsgebendor Stelle nicht den von jener Gesell-
schaft gegebenen Darlegungen und Vorschlägen. Die
weitere Ausführung der im Albertpark begonnenen Wege-
anlagen wurde sistiert und die Einleitung einer Plan-
konkurrenz verabredet.

Die Notwendigkeit einer solchen Mafsnahme finden
wir auch bestätigt in einem sehr interessanten und sach-
verständigen Aufsatz in den Dresdener Nachrichten 1899
No. 166, der die Sache in zutreffender Weise bespricht.
Unter anderem wird darin angeführt:

„Dazu gehört aber natürlich ein von einem Garten-
Künstler bis in alle Einzelheiten ausgearbeiteter Grund-
„plan. Die grofse Waldfläche ist wie dazu geschaffen,
„eine der schönsten Anlagen in natürlichem Stile zu
„werden durch eine Reihe der herrlichsten Ausblicke,
„welche das zum Teil sehr bewegte Terrain darbietet.
„Aber in diesen Niveauverschiedenheiten liegen auch
„gerade gewisse Momente, die nur von einem erfahrenen
„Gartenkünstler zu einer natürlich wirkenden Anlage
„mit erschöpfender Ausnutzung aller sich bietenden
„Motive verarbeitet werden können. Alle unsere welt-
berühmten Parkanlagen (in Dresden) sind Arbeiten der
„bedeutendsten Gartenkünstler. Die Gröfse des Objektes
„macht es eigentlich schon selbstverständlich, dafs man
„nur bedeutende Fachleute an die Ausführung heranläfst."
Aus einem Abwehrartikel hiergegen, der aus dem
Tiefbauamt kommend, in No. 173 der Dresdener Nach-
richten von 1899 Aufnahme fand, möchte ich den Lesern
der „Gartenkunst" folgende Stelle nicht vorenthalten:

„Das städtische Tiefbauamt führt keineswegs alle
„Arbeiten im Albertpark aus, sondern lediglich die Wege-
lauten, während die Pflanzungen selbstverständlich
„von der Stadtgartenverwaltung besorgt werden. Wohl
„aber rührt der Plan, nach welchem künftig der

10
 
Annotationen