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Die Gartenkunst — 2.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0106

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DIE GARTENKUNST

stattlicher Bau errichtet. 11 ier werden bei ungünstiger Witterung
die Besucher mehr Schutz als bisher finden. Ferner wird der
Neubau einen geräumigen Konzertsaal in sich aufnehmen, der
nicht nur den Sommer über, sondern auch im Winter für
musikalische Veranstaltungen und Ballfestlichkeiten geöffnet
bleibt. Die ministerielle Genehmigung für diese bauliche Um-
gestaltung des Parks ist der Ausstellungsleitung bereits zuge-
gangen. Die Änderungen werden nach Schlufs der Saison in
Angriff genommen werden."

Dem'Gartenkünstler dürfte hier eine dankbare Aufgabe
/.ui- Lösung gestellt sein insofern, als die letztere keineswegs
so sehr leicht sein wird, wie es dem Laien scheinen mag. Auf
kleinem Räume sollen und müssen hier abwechslungsreiche
Scenerien mit einander wechseln, wenn der Besucher des
Parkes gefesselt werden soll. Solche Abwechslung bot aber
der Park bereits durch seine reizvolle Seeanlage in grofser
Menge und können wir uns des Gefühls lebhaften Bedauerns
nicht erwehren, dal's diese herrliche Schöpfung des Garten-
Direktors Mächtig einzig und allein doch nur, um dem zu-
nehmenden Verkehre Rechnung zu tragen, geopfert werden soll-
Unseres Erachtens bietet das ausgedehnte Gelände, z. B. in dem
ehemaligen sogenannten „klassischen Dreieck", noch Platz in
Hülle und Fülle. Möge man hier prunkvolle Gartenanlagen
in Verbindung mit einem zweiten Restaurant schaffen, und der
grofse Platz, der bisher — wie konnte es bei seiner ausge-
sprochenen Öde auch anders sein — eine gähnende Leere
zeigte, wird sich einer regen Benutzung seitens des Publikums
erfreuen.

Auch der hochgelegene Theaterplatz war, nachdem das
Theater abgerissen worden, öde und leer; Disteln, Löwenzahn,
Gänseblümchen und andere liebliche Proletarier der Gartenwelt
gaben jahraus, jahrein sich hier ein Stelldichein, verwundernd
hinüberschauend nach dem flutenden glänzenden Menschen-
gewoge zu ihren Füfsen, dal's man sie ungestörte Ruhe ge-
nielsen liel's.

Uns will es bedünken, als brauchte man den schönen und
wahren, der Natur abgelauschten Scenerien der bestehenden
Gartenanlagen nur weitere gute Verschönerungen auf den ver-
einsamten Plätzen hinzuzufügen und damit den in obigen Zeilen
ausgesprochenen Zweck, dem Verkehre freiere Bahnen zu
schaffen, ohne Aufwendung grolser Mittel erreichen. A.

Die „Kohleninsel'' in München. In Nr. 9 v. J. unserer
Zeitschrift erhielten wir einen Bericht über die gelegentlich
der II. Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung auf der
„Kohleninsel" in München veranstaltete Gartenbau-Ausstellung.
Diese sowohl wie die von dem kunstsinnigen Städt. Garten-
bau-Direktor Heiler ausgeführten allgemeinen Gartenanlagen
auf der „Kohleninsel" fanden bei den Behörden wie bei allen
Kachleuten, die sie zu sehen Gelegenheit hatten, so ungeteilten
Beifall, dal's die Bayerische Gartenbau-Gesellschaft ihren Ein-
flufs dahin geltend zu machen suchte, dafs das ganze Aus-
stellungsgelände mit den bestehenden Gartenanlagen erhalten
und zu einem öffentlichen Parke umgewandelt werde.

Der Gedanke schien festen Fufs gefafst zu haben. In der
Deutschen Bauzeitung aber lasen wir kürzlich eine Mitteilung,
nach der das ganze Unternehmen in Krage gestellt und die
Nutzbarmachung des Geländes durch Herstellung eines für
München so notwendigen Centrai-Bahnhofes in Aussicht ge-
nommen sei.

Wir unsererseits würden dies, ohne die Berechtigung der
Forderung einer Verkehrserleichterung durch Anlage eines
Centraibahnhofes verkennen zu wollen, auf das lebhafteste
bedauern und zwar umsomehr, als München, abgesehen von
dein Englischen Garten, wahrlich nicht so reich an öffentlichen

Erholungsstätten ist. Hoffentlich gelingt es der Bayerischen
Gartenbau-Gesellschaft, noch in letzter Stunde die der „Kohlen-
insel" drohende Gefahr, bebaut zu werden, zu beseitigen.

A. Fintelmann.
Die Anlage eines grofsen städtischen Parkes auf dem
sogenannten Karpfenteichterrain in Charlottenburg ist, der
„Voss. Ztg." zufolge, von dem dortigen Magistrat in Aussicht
genommen worden. Der Zustand des niedrig gelegenen und
sumpfigen Geländes zwischen der Sohlol'sstral'se und dem
nördlichen Teile der Kaiser Friedrichstralse giebt den An-
wohnern seit Jahren Anlafs zu lebhaften Klagen. Bebaut
kann das grofse Gelände nicht werden, da kein Baugrund
vorhanden ist; haben sich doch selbst Teile der hier anliegen-
den aufgehöhten Kaiser Friedrichstral'se wiederholt gesenkt,
so dal's kostspielige Befestigungen vorgenommen werden
mufsten. Der Charlottenburger Magistrat hat deshalb die
Entwässerung des Karpfenteiches veranlafst und steht jetzt
mit der Gesellschaft, die Eigentümerin des Geländes ist, in
Unterhandlung, um es anzukaufen. Mit dem Parke, den der
Magistrat hier zu errichten beabsichtigt, sollen gleichzeitig
mehrere öffentliche Spielplätze angelegt werden.

Vereinsberichte.

Verein deutscher Gartenkünstler.

Niederschrift der Sitzung vom 9. April.

Der erste Vorsitzende, Herr Stadtgarteninspektor Fintel-
mann, eröffnete die Sitzung und wies auf die vielen aus-
liegenden Eingänge hin, so u. a. auf den siebenten Bericht
über die unter der bewährten Leitung des Königl. Gartenbau-
direktors Bertram stehende Gartenbauschule zu Dresden,
welcher aufser dem Schulbericht eine interessante Aufzählung
der in den Gärten und Gewächshäusern kultivierten Blüten-
pflanzen mit Angabe ihrer natürlichen Vegetationsgebiete
enthält. Ferner wurde das von den Herren Hesdörffer,
Köhler und Rudel herausgegebene Werk „Die schönsten
Stauden für Schnittblumen und Gartenkultur", „Die gärt-
nerische Veredlungskunst von O. Teichert", dritte, von dem
Vorsitzenden bearbeitete Auflage, und „das Programm der Aus-
stellung für Bindekunst zu Frankfurt a. M." der Versammlung
vorgelegt und besprochen. Nach satzungsgemäl'ser Erledigung
der Aufnahme der in No. 4 des Vereinsorgans namhaft ge-
machten neuen Mitglieder und nach Entgegennahme mehrerer
Anmeldungen berichtete Herr Stadtobergärtner Clemen über
den von der Gruppe 8, Klasse 43 der Pariser Weltausstellung
ausgeschriebenen Wettbewerb behufs Erlangung eines Ent-
wurfes für einen ausgedehnten Schlol'spark. Von denjenigen
Teilnehmern, welche bereits ein Recht haben, in Klasse 43
auszustellen, wird eine Platzmiete von 20 Francs, von denen,
die daselbst nicht ausstellen, eine solche von 60 Francs er-
hoben. Der Wettbewerb ist international, doch konkurrieren
die einzelnen sich an demselben beteiligenden Nationen unter
sich. Die fünf besten Pläne erhalten die gleichen Preise, wie
sie auf der Weltausstellung zur Verteilung gelangen und
werden während der Dauer der Ausstellung ausgestellt. Als
Einlieferungstermin ist der 16. Juni festgesetzt. Die Unter-
lagen sind für B Francs erhältlich. Die Zusammensetzung des
Preisgerichts ist noch nicht bekannt gegeben. Dieser Umstand
sowohl, als auch die hohe Platzmiete dürften kaum geeignet
sein, zu einer regen Beteiligung zu ermuntern.

Alsdann wurde zur Feststellung der in diesem Jahre zu
unternehmenden Ausflüge geschritten und nach Besprechung
der verschiedenen Vorschläge dem Vorstande anheim gegeben,
 
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