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Die Gartenkunst — 2.1900

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Weiss, A.: Praktische Wegeinfassungen
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Preisausschreiben
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Janson, E. A.: Ästhetische Brife über Gartenkunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0142

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130 DIE GARTENKUNST Ii, 1

Die Kosten für Herausnahme, Transport und Wiederein-
pflanzen stellen sich wie folgt:

Vorbereiten des Baumloches einschl. Lieferung

des Humusbodens........... 32,25 Mk.

Herausnahme und Verladen in Wildpark • • ■ 186,58 „
Ahladen und Pflanzen im Viktoria-Park • • • 128,00 „
Transport des Rüstzeuges, Fuhrlohn, Fracht • 76,60 „
Abnutzung und Ergänzung des Rüstzeuges, so-
wie Vorhaltung der Materialien..... 100,00 „

Summa 523,43 Mk.
Weifs.

Preisausschreiben.

Die städtischen Behörden Charlottenburgs haben be-
schlossen, dem Kaiser Friedrieh ein Denkmal zu errichten
und zu diesem Zweck eine namhafte Summe von mehreren
Hunderttausend Mark bewilligt. Zur Erlangung von Entwürfen
ist ein Wettbewerb unter den Bildhauern Deutschlands aus-
geschrieben. Das Denkmal soll auf dem Luisenplatz vor
dem Schlosse errichtet werden. Dieser Platz ist eine
grofse, langgestreckte Schmuckanlage. Durch einen zweiten
Wettbewerb sollen nun Pläne und Skizzen erlangt werden,
welche den geeignetsten Standort für das Denkmal, sowie
die durch die Aufstellung desselben bedingte teilweise
oder gänzliche Neueinteilung und Bepflanzung des Platzes
ergeben. Zu diesem Zwecke sind von der Stadtverordneten-
Versammlung 3 Preise bewilligt, zu 4000, 2500 und 1500 Mark.
Dals dieser zweite Wettbewerb eine hauptsächlich garten-
künstlerische Aufgabe enthält, kann nicht bestritten werden.
Die Mitglieder des Vereins werden schon jetzt auf dieses Preis-
ausschreiben hingewiesen, das ihnen, sobald es erlassen, bekannt
gegeben werden wird. O. Vogel er.

Aesthetik.

Aesthetische Briefe über Gartenkunst.
Von E. A. Janson.

(Schluss.)

Auch vom Standpunkte der Physik aus hält die Be-
hauptung, das Geräusch, das z. B. ein Wasserfall hervorbringt,
sei Musik, nicht stand. Im Lichte dieser Wissenschaft be-
trachtet, bringt jeder schwingende Gegenstand ein Geräusch
hervor. Ein musikalisch — rein empfundener Ton aber ist
ein Geräusch, das nach ganz bestimmten festgelegten Regeln
entsteht. Und eine Harmonie von Tönen erfordert wiederum,
dafs diese Töne sich auch nach ganz bestimmten Gesetzen
gruppieren, und erst, wenn alle diese Regeln, Gesetze und
Vorschriften auf das peinlichste erfüllt sind, können wir
von Musik reden. Glauben Sie, mein lieber Freund, dafs
Wasser, Bäume und Sträucher sich nach diesen gelehrten
Gesetzen verhalten werden? Ich glaube es nicht! — Indessen
mufs zugegeben werden, dafs auch derjenige, der in dem
Rauschen des Wassers oder in dem Säuseln des Windes
Musik hört, nicht so ganz Unrecht hat. Aus physischen
Gründen, auf die ich hier nicht weiter eingehen kann, klingen
die einem Tone näher verwandten Töne immer mit. Diese
Gruppe verwandter Töne bildet stets eine Harmonie, die nach
den obenerwähnten Vorschriften gebildet ist. Schellen also
ein oder auch zwei Töne unter den vielen verschieden-
artigen Geräuschen besonders laut, so wird man sie mit den
verwandten mitsingenden Tönen als reine Harmonie empfinden.

Um aber den Eindruck wirklicher Musik zu haben, müfste man
nicht die vielen anderen unharmonischen Geräusche durch-
hören. Sie sehen also, dafs wir Gartenkünstler die Musik
in ihrer rein physikalischen Zusammensetzung nicht in den
Bereich unserer Kunst zu ziehen vermögen, noch viel weniger
die Gedanken eines Musikstückes.

In welchem Verhältnisse steht aber Malerei und Garten-
kunst zu einander. Man hat oft gesagt, dafs der tüchtige
Landschaftsgärtner zugleich Maler sein solle. Es muls also
doch eine mehr als oberflächliche Verbindung zwischen beiden
Künsten bestehen. Und das ist auch der Fall! Koloristische
Wirkung erstreben beide in ihren Kunstwerken, Farbe müssen
also beide unter ihren Ausdmcksmitteln haben. Der Maler
hat sie in seinen Tuben und Farbentöpfen, der Gartenkünstler
in dem Grün seiner Wiesen, dem Schwarz seiner Kieferngruppe,
dem Weifs, Rot, Blan u. s. w. seiner Blumen und farbigen
Gehölze. Allerdings ist die Palette des Malers reicher und
ausgiebiger versehen, als jene des Landschaftsgärtners. Dazu
sind die Farben des letzteren noch nicht einmal konstant,
sondern verändern sich nach Jahreszeit, Witterung, Boden.
Dafür ist ihm aber auch eine dritte Ausdehnung, die Tiefe,
zur Verwendung zugestanden, während der Maler dieselbe oder
vielmehr ihre Wirkung nur mit Hilfe seiner Farben darstellen
mufs. Wir können also sagen, dafs der Landschaftsgärtner
auch Maler ist. Darin aber, dafs er als Maler seine Gemälde,
wenn ich so sagen darf, verkörpern kann, besteht seine künst-
lerische Verwandtschaft zum Bildhauer und Architekten. Für
ihn sind die Pflanzen das, was jenen der Stein ist. Aus ihnen
schafft er seine mächtigen Buchen-Dome, meilselt er seine
Statuen und Zierwerke. Seine Kunst hat wie die Bildhauer-
und Baukunst auch die Tiefe in ihr Bereich gezogen. Sie
ist eine Kunst der Körper. Ja, die Verwandtschaft der Garten-
kunst zur Skulptur und Architektur ist so grofs, dafs der
Gärtner mit seinen Pflanzen ganze Gebäude und Schlösser mit
Säulenhallen, Sälen, Fenstern, Thoren nachahmend herstellen
konnte, dafs er mit ihnen Bildhauerwerke nachzubilden ver-
mochte. Denken Sie an die französischen und holländischen
Stile; sie bedeuten ja nichts anderes als eine solche Nach-
bildung. Und glauben Sie, dals das möglich sei, wenn nicht
so enge Beziehungen zwischen diesen Künsten beständen?
Glauben Sie ferner, dafs man Werke aller vier Künste, der
Gartenkunst, der Bildhauerei, der Baukunst und endlich auch
noch der Malerei zu einem einzigen vereinigen könnte, ohne
dafs innige Bande sie unter einander fesselten? Seltener
findet man ja die Malerei in einer garterikünstlerischen Anlage
vertreten, aber dafs auch sie die Harmonie eines Gartens nicht
stören kann, zeigen uns die Gärten der alten Römer. Wo diese
nämlich die Parkmauer aus besonderen Gründen nicht ver-
decken konnten oder wollten, liefsen sie dieselben von einem
Künstler einfach dergestalt bemalen, dafs das Wandgemälde
eine Fortsetzung der umliegenden Landschaft zeigte. Ahnliches
geschieht noch jetzt stellenweise im Orient, um kleine Haus-
gärten dadurch ausgedehnter erscheinen zu lassen, bei uns
auch wohl hin und wieder in Wintergärten.

Die Gartenkunst nimmt also eine vermittelnde Stellung
zwischen der Malerei einerseits, der Architektur und der Bild-
hauerei andrerseits ein. Es bleibt mir nur noch zu ermitteln,
welche von diesen drei Künsten wiederum die nächststehende
ist. Ich glaube hier die Malerei ohne weiteres als ferner-
stehend ausscheiden zu dürfen. Sie hat eben nur den Farben-
effekt mit der Gartenkunst gemein. Wenn auch nicht im
gleichen Mafse, so steht doch auch dem Bildhauer und dem
Baumeister die Farbe zu Gebote, sie haben aber aufserdem
von der Gartenkunst noch die Eigenschaft der Körperlichkeit.
 
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