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Die Gartenkunst — 2.1900

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Wieck, Hans: Fürst Pückler-Muskau in der Beurteilung seiner Zeitgenossen, [1]
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Hampel, Carl: Oragnisations- und Lehrplan der Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark-Dahlem
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0155

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II, 8 DIE GARTENKUNST 143

Bedeutung Pücklers für die deutsche Gartenkunst; aufser-
dem ist noch wichtig Laubes Besprechung in seiner
„Deutschen Litteraturgeschichte." Von Pückler selbst
haben wir den 9 Bände umfassenden Briefwechsel und
seine Werke. Trotz dieser sehr umfangreichen Litteratur
erhalten wir kein wahres Bild von der Persönlichkeit Pücklers.
Die Biographie ist von Pückler eingegeben. Manche Stellen
stehen in Widerspruch mit Äufserungen in dem später
gedruckten Briefwechsel. L. Assing hat es aufserdem für
ihre Pflicht gehalten, alles, was dem Andenken Pücklers
schaden konnte, auszuschliefsen, und was übrig bleibt, zu
seinem Gunsten auszulegen. Aber diese Beschönigungs-
versuche erwecken nur darum einen um so stärkeren
Widerspruch, weil sie oft in geradezu verblüffender Weise
an den unmöglichsten Stellen angewandt werden. Das
Buch ist voll von derartigen Versuchen, sie entrüsten um
so mehr, als sie meist auf Kosten anderer, z.B. des Vaters
oder der Gemahlin Pücklers angewandt sind. L. Assing
war sich dieser Wendungen wohl bewufst, und um den
Gegnern Pücklers von vornherein die Waffe aus der Hand
zu nehmen, schrieb sie am Schlufs, wer Pückler tadeln
wolle, in welcher Beziehung es auch sei, der solle dessen
eingedenk sein, dafs er den Stoff dazu doch immer wieder
nur der Offenheit Pücklers zu danken habe, und sich daher
bescheiden. In der That, hinfälliger kann keine Ansicht
sein, als diese, wenn es sich um die Beurteilung einer im
öffentlichen Leben stehenden Persönlichkeit handelte. L.
Assings Buch hat daher nur einen relativen Wort, den
der Daten und Thatsachen aus dem Leben Pücklers. Alle
eigenen Bemerkungen bedürfen einer sehr gründlichen
Kritik. Dafs eine solche nicht gleich nach dem Erscheinen
der Biographie auftauchte, mag wohl darin seinen Grund
haben, dafs das Interesse am Schriftsteller Pückler bereits
erloschen war und man sich nicht die Mühe nahm, auf-
merksam zu lesen.

Das Buch Petzolds steht auf dem Standpunkt der un-
bedingten, kritiklosen Verehrung. Gleich die ersten Worte
kennzeichnen diesen Standpunkt. Petzold nennt Pückler
den Goethe der Landschaftsgärtnerei — ein höchst un-
nötiger Vergleich, der dem Besprochenen mehr schaden
als nützen konnte- Das Buch hält nicht, was es im Titel
verspricht. Die Nebenabsicht Petzolds, sich selbst in der
bereits anerkannten Gröfse Pücklers ein Denkmal zu setzen,
ist häufig recht störend. Eine kritische BesprechungPücklers,
das Abwägen seiner Bedeutung durch eine Gegenüber-
stellung mit den englischen Schulen und den zeitgenössi-
schen bedeutenderen deutschen Gartenkünstlern fehlt gänz-
lich. Die ausführliche Schilderung des Muskauer Parkes
hatte Pückler selbst bereits früher gegeben. Die dritte
und bedeutendste damalige Besprechung gab Heinrich Laube;
sie wird am Schlufs dieser Betrachtungen wiedergegeben.
Hier nur so viel, dafs auch Laube seine Bemerkungen unter
dem persönlichen und, in Bezug auf die Gartenkunst,
alleinigen Einflufs Pücklers niederschrieb. Wo wir hin-
sehen, erkennen wir den Einflufs, welchen Pückler auf die
über ihn schreibenden gehabt hat. Die hohe gesellschaft-
liche Stellung that das ihre in der breiten Masse der
Dilettanten und Gartenfreunde und heute kennt jeder Laie

den Namen Pückler, fast keiner den z. B. Sckells. Auch
in Fachkreisen betrachtet man Sckell vielfach als veraltet
und sieht allein in Pückler die höchste bisherige Ent-
wickelungsstufe der Gartenkunst. G. Meyer hat einer
ähnlichen Anschauung in seinem Werke Raum gegeben.
Es ist dies ganz besonders wichtig, weil Meyers Werk seit
dem Erscheinen derjenigen von Sckell und Pückler bis auf
heute wohl das einzige auf selbständigen Anschauungen
beruhende Werk in Bezug auf die Gartenkunst ist. Bei
der sonstigen Ruhe und strengen Sachlichkeit mufs die
erregte Parteilichkeit, die sich an einigen Stellen in sar-
kastischen, geringschätzenden Bemerkungen gegen Sckell
kundgiebt, befremden. Gewifs, manche Anschauungen
Sckells können den unsrigen nicht mehr entsprechen, sie
entsprangen einer heute überwundenen Zeitepoche. Es
ist notwendig, darauf hinzuweisen, aber die grofsen Vor-
züge Sckells treten in der Betrachtung Meyers nicht
genug hervor, die kloinen Schwächen werden scharf und
hart beleuchtet, während bei der Besprechung Pücklers
das Gegenteil zu bemerken ist.

Wir befinden uns also trotz der Fülle des Stoffes nicht
im klaren; aus dieser Fülle läfst sich aber der Charakter,
die Individualität Pücklers erkennen und ein Versuch,
aus einer kurzen Zusammenfassung seines interessanten
Lebens das Plus zu ermitteln, was der Nachwelt aus
seinen Schöpfungen zu gute kommt, ist daher wohl nicht
ganz unnütz. (Fortsetzung folgt.)

Unterrichtswesen.

Organisations- und Lehrplan der Gärtner-Lehranstalt zu
Wildpark-Dahlem.

Von Carl Hampel, Grofsherzogl. Hofgartendirektor in
Meckfenburg-Schwerin.

A.

In „Möllers Deutscher Gärtner-Zeitung" fand sich vor
kurzem ein Artikel „Organisations- und Lehrplan der
Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark-Dahlem", der der Form
und seinem ganzen Inhalte nach dieser Zeitschrift vom
landwirtschaftlichen Ministerium zur Veröffentlichung direkt
übergeben zu sein scheint. Mit Befremden ist in weiten
Kreisen des Gärtnerstandes diese einseitige Veröffentlichung
der Regierung empfunden worden, und man mufs sich die
Frage vorlogen: „Warum ist nicht auch anderen Fach-
zeitschriften der Gegenstand zur Besprechung zugegangen?"
Dem Vorsitzenden des Vereins deutscher Gartenkünstler
ist es auf sein wiederholtes Bemühen nicht gelungen, den
Plan für diesen Verein zur Besprechung zu erhalten, wie
er mir gegenüber sich äufserte. Ganz besonders aber ist
es nicht zu verstehen, weshalb die Regierung den Verein
zur Beförderung des Gartenbaues in den preufsischen Staaten
auch jetzt wieder, wie bei früherer Gelegenheit, so ganz
übergangen hat. Nicht allein, dafs dieser Verein eine er-
hebliche Subvention vom landwirtschaftlichen Ministerium
erhält für Zwecke der Förderung des Gartenbaues, ist er
es auch, durch welchen die Gründung der Gärtner-Lehr-

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