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Die Gartenkunst — 2.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0163

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II, 8 DIE GARTENKUNST 151

doppelte Breite der Bürgersteige, so empfiehlt es sich, die
Anpflanzung von Bäumen zu unterlassen.

§ 38. Zu den vorgenannten Sätzen ist beschränkend hinzu-
zufügen, dafs die Anpflanzung von Bäumen in den Strafsen,
Plätzen u. s. w. ganz individuell, unter Berücksichtigung der
in Betracht kommenden Gebäudefacaden, Aussichten und dergl.,
näch künstlerischen Grundsätzen dnrchzuführen ist.

Insbesondere ist auf folgende Punkte hinzuweisen:

§ 39. Baumreihen, die nicht zwischen Häuserreihen liegen,
z. B. an Flufsläufen, grofsen Plätzen u. s. w., können enger
geplanzt werden, um unbeschnitten von aufsen als mächtige
Baumhecken und im Innern als domartige Hallen zu erscheinen.

§ 40. In denjenigen Fällen, in welchen schattige Promenaden
gewünscht werden, wo aber Aussichten auf die Umgegend
(Stromläufe) frei gehalten werden müssen, sind die Bäume der-
artig zu ziehen, dafs sie in bestimmter Höhe ein laubenartiges
Dach bilden.

§ 41. In Strafsenzügen, deren Breite für 2 Reihen Bäume
nicht ausreicht, empfiehlt es sich, den der Sonne am meisten
ausgesetzten Bürgersteig breiter zu machen und mit einer
Reihe Bäume zu bepflanzen.

§ 42. Bei hervorragend architektonischen, schönen Bau-
werken unterbreche man die Bepflanzung oder nehme eine
Einzelstellung, der Architektur angepafst, vor, jedoch immer
derartig, dafs die Achse des Gebäudes frei bleibt und die
nächsten Bäume in gleicher Entfernung von der Achse zu
stehen kommen.

§ 43. Das gleiche ist bei regelmäfsigen Platzanlagen zu
berücksichtigen.

§ 44. Die Zeit des Austreibens und des Laubabwerfens
der Bäume ist zu berücksichtigen, um den für den jeweiligen
Zweck passenden Grad der Besonnung der Strafsen und Häuser
zu erreichen.

§ 45. Bei den Anpflanzungen soll eine möglichste Mannig-
faltigkeit für die verschiedenen Strafsenzüge vorgesehen werden.

Niederschrift der Sitzung vom 9. Juli.

Nach Verlesung und Genehmigung der Niederschrift vom
9. Juni wird die Aufnahme und Anmeldung neuer Mitglieder
satzungsgemäfs vollzogen und vom ersten Vorsitzenden, Herrn
Städtischen Garteninspektor Fintelmann, auf die ausliegenden
Zeitschriften und Bücher aufmerksam gemacht.

Die von den Herren Kgi. Gartenbaudirektor Encke und
Landschaftsgärtner Klawun eingesandten vorläufigen Be-
richte über unsere Kollektivausstellung in Paris werden eben-
falls verlesen. Die Versammlung nimmt mit Freuden Kennt-
nis, dafs die Ausstellung als eine durchaus gelungene zu be-
zeichnen und keine so schlechte sei, wie es in einer anderen
Fachzeitschrift dargethan werde. Übrigens habe sich der
Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den Kgl. Preufsischen Staaten, Herr Geheimer Regierungs-
rat Professor Dr. L. Wittmack, in sehr anerkennender Weise
über unsere Ausstellung geäufsert.

Nunmehr wurden die Vorschläge für die auf der Haupt-
versammlung vorzunehmenden Ausschufswahlen bekannt ge-
geben und gut geheifsen.

Herr Obergärtner A m e 1 u n g - Charlottenburg nimmt hierauf
das Wort zu einem Vortrage über interessante und hier
heimische, im Monat Juli blühende Stauden. Von der reichen
Kollektion vorgeführter Staudengewächse seien besonders er-
wähnt: Onopordon Acanthium, Eselsdistel, die in Sandboden
gedeihe und sich mit ihren stumpfgrauen Blättern vorteilhaft
von den Sträuchern abhebe. Als Halbstrauch sei Sambucus

Ebulus während der Blüte sehr interessant. Allgemein bekannt
sei das bei uns heimische Epilobium angustifolium, Weiden-
röschen, das in den Anlagen, an feuchten Stellen gepflanzt,
von schöner Wirkung sei. Sehr dekorativ in üppiger Ent-
faltung auf sonnigen Rasenplätzen wirke Veratrum album, das
ungefähr um einen Meter kleiner bleibe, wie V. nigrum. Nicht
minder schön sei Monarda didyma mit den herrlichen, leuchtend
roten Blütenköpfen. Von der Familie der Orchideen sei Epi-
pactis ochroleucum sehr hübsch und, zu günstiger Zeit blühend,
zu häufigerer Verwendung zu empfehlen, ßanunculus Lingua,
der grolse Hahnenfufs, und Butomus umbellatus seien Wasser-
pflanzen, die sich vorzüglich zur Bepflanzung von Spring-
brunnen und Teichanlagen eigneten. Ferner führte Herr
Amelung noch starke Pflanzen der Cuscuta lupuliformis und
C. europaea vor, welche als echte Schmarotzerpflanzen alle
von ihnen befallenen Pflanzen, erstere sogar Bäume töteten.

Von Herrn Garteninspektor Weidlich wird dann noch
ein vierjähriger Sämling — der Same wurde von Schenkel
in Hamburg bezogen — von Billbergia zebrina vorgezeigt,
deren kräftiger Wuchs und graziös überhängende Blüten mit
den schönen rosenroten Brakteen allgemeine Bewunderung-
fanden Für die Zimmerkultur und die Ausschmückung unserer
Wintergärten sei diese Pflanze von nicht zu unterschätzendem
Werte.

Herr Clemen macht auf die zur jetzigen Zeit blühende
Lysimachia vulgaris aufmerksam, die zwischen den Sträuchern
am Rande der Gehölzgruppen gepflanzt, mit ihren grofsen
gelben Blütenrispen sehr schätzenswert sei.

Der Vorsitzende bespricht dann noch die letzten Beschlüsse
des Reichstages in Sachen des Unfallgesetzes. Es sei nicht
ganz sicher, ob der Betrieb der Landschaftsgärtnerei — die
Ausführung von Gartenanlagen — fortan ausschliesslich bei
der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft zu versichern
sei, da die Landschaftsgärtnerei nicht namentlich aufgeführt
sei. Absatz 7 des § 1 des Gesetzes laute nämlich: „Als land-
wirtschaftlicher Betrieb im Sinne dieses Gesetzes gilt auch der
Betrieb der gewerblichen Gärtnerei (Kunst- und Handels-
gärtnerei, Baumschule und Samengärtnerei), dagegen nicht die
ausschliessliche Bewirtschaftung von Haus- und Ziergärten."

Mit Bezug auf die am 5. August zu Halle stattfindende
Hauptversammlung wird vorgeschlagen, zur Hinfahrt den am
4. August nachmittags um 5 Uhr von Berlin, Anhalter Bahn-
hof abgehenden Schnellzug zu benutzen. Zum Schlüsse wird
noch bekannt gegeben, dafs vom 8. bis einschl. 12. September
in Gleiwitz eine grofse allgemeine Provinzial Gartenbau-Aus-
stellung stattfindet und voraussichtlich auch ein Wettbewerb
für Landschaftsgärtnerei zur Ausschreibung gelangen dürfte.

Der Vorsitzende. Der Schriftführer.

Fintelmann. Weifs.

Bücherschau.

Von der bekannten Gartenbau-Bibliothek, von Dr. Udo

Dammer herausgegeben und erschienen im Verlage von Karl
Siegismund-Berlin, liegen uns wieder weitere 5 Bände vor:
l.Band 15. Gemüsebau auf Gartenbeeten von H. Linde-
muth, Kgl. Garteninspektor. In der Einleitung dieses höchst
interessanten Büchleins verbreitet sich der Verfasser eingehend
über die geeignetste Auswahl in einem kleinen Hausgarten,
anzubauender Gemüse, über die Umzäunung, Bodenbearbeitung,
das Mistbeet, den Samen und die verschiedenen Aussaaten
über die erforderlichen Düngermengen, das Auspflanzen der
Gemüse etc. und giebt dann eine genaue Beschreibung und
 
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