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Die Gartenkunst — 2.1900

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Preisbewerbungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0165

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II, Ii DIE GARTENKUNST 153

Preisbewerbungen.

Das Preisausschreiben des Liegnitzer Gartenbau-Vereins
behufs Erlangung geeigneter Entwürfe und Kosten-
anschläge für gegebene Vorgärten.

Protokoll der Preisrichter.
Verhandelt am 16. Juli 1900 zu Berlin nachmittag Sl/t Uhr

Anwesend sind die Herren Städt. Garten-Inspektor
Pintelmann-Berlin, Städt. Obergärtner Weifs-Berlin und
Königl. Gartenbau-Direktor Stämmler-Liegnitz. Letzterer
behält sich jedoch sein endgiltiges Urteil bis nach Abgabe
desselben seitens der Liegnitzer Herren vor.

Entwurf VI.

Eingegangen sind 5 Entwürfe: Motto: „Au" (1), „Fels"
(2), „Ich hab's gewagt" (10), „Victoria" (3 a u. 3 b). Die
beiden Entwürfe „Fels" und „Ich hab's gewagt" sehen
in dem Vorgarten die Anlage von Felspartien vor; es kann
eine derartige Anordnung unter Berücksichtigung des Um-
standes, dafs der Vorgarten auf der Nordseite des Gebäudes
liegt, als ein glücklicher Gedanke nicht anerkannt werden,
um so mehr, als die Anlage von Felspartien auch zugleich
das Vorhandensein von Blumen zur Voraussetzung hat.
Im einzelnen ist zu bemerken, dafs Motto: „Fels" durch
die Anordnung der Pflanzung der Architektur des Hauses
wenig Rechnung getragen hat, welcher Umstand bei: „Ich
hab's gewagt" Berücksichtigung gefunden hat. Bei Motto:
„Au" ist die Blumenanlage, die ganz im Schatten des
Hauses liegt, als verfehlt zu bezeichnen. Die technische
Ausführung der Zeichnung ist anerkennenswert.

Motto: „Victoria" führt uns in a und b gut durchdachte
Arbeiten vor. Bei der geringen Tiefe des Vorgartens er-
scheint a zu sehr zerstückelt.

Entwurf b kann in seiner Ausführung als gelungen
bezeichnet werden. Die Anordnung der Pflanzung schliefst
sich dem die Mitte des Gartens haltenden figürlichen
Schmuck zweckentsprechend an.

Wir beantragen, dem Entwurf b den I.Preis zuzuerkennen.
Weitere Preise zu verteilen kann nicht empfohlen werden.

Die für die Instandhaltung vorgesehenen Summen sind
als viel zu niedrig zu bemängeln.

Entwurf V.

Es sind eingegangen 3 Arbeiten: Motto: „brr" (1),
Motto: „Sempervirens" (7), Motto: „Ich hab's gewagt"
(10). In Berücksichtigung des Umstandes, dafs die Wohl-
habenheit des Villenbesitzers, auf die ganz besonders
hingewiesen worden ist, dem Gartenkünstler Gelegenheit
gegeben, den Vorgarten in reicher Ausstattung darzu-
stellen, können die beiden erstgenannten Entwürfe als
glückliche Lösungen nicht anerkannt werden; namentlich
erscheint „Sempervirens", der sehr schön gezeichnet ist, hin-
sichtlich der Ausschmückung in zu grofser Bescheidenheit.
Auch der dritte Entwurf ist nicht ganz fehlerfrei, namentlich
verlangte die Anlage der Arabeske im hinteren Teil eine
eingehendere Bezugnahme auf die Architektur der Villa.

Die Gartenkunst.

Die Anordnung der Pflanzung ist zweckentsprechend,
mit Ausnahme der vor der Mitte befindlichen Conifere, die
besser wegbliebe, um das Ganze von der Strafse aus über-
sichtlicher erscheinen zu lassen. Trotzdem beantragen wir,
diesem Entwurf den Preis zuzuerkennen.

Auch hier können weitere Preise nicht zugesprochen
werden.

Entwurf IV.

Eingegangen sind 5 Arbeiten: Motto: „Obs geglückt?"
(3), Motto: „bst" (1), Motto: „Sempervirens" (7), Motto:
„Spiegel" (9), Motto: „Ich habs gewagt" (10).

Motto: „Obs geglückt?" ist als viel zu zerstückelt zu
bezeichnen. Entwurf „bst" ist in seiner Bepflanzung voll-
ständig verfehlt, da eine so grofse Anzahl Fichten sich
für Vorgärten nicht eignen dürfte. Motto: „Spiegel", die
Gesamtanordnung ist als eine vollständig verfehlte zu be-
zeichnen, namentlich erscheint die Anlage eines Wasser-
spiegels in der angegebenen Weise durchaus widersinnig.
Entwurf „Sempervirens" zeigt eine gute Lösung durch die
Herstellung von Felspartien in Verbindung mit dem Balkon ;
das in Aussicht genommene Becken belebt den Vorgarten
in angenehmer Weise. Die Pflanzung hätte etwas geord-
neter sein können und waren die Ausdehnungsverhältnisse
der einzelnen Coniferen mehr zu berücksichtigen, Der
Entwurf „Ich habs gewagt" erscheint in vornehmer Ruhe
und zeichnet sich durch reichen Blumenschmuck aus, der
jedoch bei der Lage des Vorgartens (Nordseite des Hauses)
wohl nicht in gewünschter Weise zur Geltung kommen
wird, jedoch dürfte diesem Ubelstande durch geeignete
Auswahl von Blumen abgeholfen werden können. Wir
beantragen, diesem Entwurf („Ich habs gewagt") den
1. Preis, dem Entwurf („Sempervirens") eine grofse silberne
Medaille zuzuerkennen.

Entwurf III.

Eingegangen sind 6Entwürfe. Motto: „puh" (1), Motto:
„Trio" (11), Motto: „La France" (8), Motto: „Mauerblümchen"
(13), Motto: „Sonnenstrahl" (3), Motto: „Mal was andres" (9).

Entwurf 1 („puh") ist in seiner Anordnung und Be-
pflanzung vollständig verfehlt, Crataegus oxyacantha bei
2 m Pflanzweite werden zwar gut Schatten geben, aber
nicht gedeihen können. Der Wegeanlage ist ein zu breiter
Spielraum gelassen.

Entwurf „La France" nimmt zu wenig Bezug auf die Ar-
chitektur und tritt in seiner Behandlung unabhängig vom Hause
auf. Motto: „Trio", zwar gut disponiert, erscheint in der An-
ordnung der Bepflanzung im Verhältnisse der Ausdehnung
und in Rücksicht auf das Gebäude etwas zu nüchtern.

Entwurf „Mauerblümchen" zeigt eine reichhaltige Aus-
schmückung, die Zusammengehörigkeit der beiden Teile ist
gewahrt, doch würde dem Ganzen ein vorteilhafteres Aus-
sehen verliehen werden können, wenn die grofsen Nischen
fortfielen. Die Grenzbepflanzung auf der Nordseite ist
fehlerhaft, da nicht ausreichend.

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