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Die Gartenkunst — 2.1900

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Wieck, Hans: Fürst Pückler-Muskau in der Beurteilung seiner Zeitgenossen, [4]
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0216

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204

DIE GARTENKUNST

II, 11

stimmte. „Es ist eine grofse Last, Sklaverei und Ausgabe, die
ich mir in Branitz aufgebunden habe", schreibt er, „aber es
ist auch ein Land, das manchen Genufs herbeiführt und dem
Leben einen gewissen Halt giebt; ohne Sorge, ohne Mühe,
ohne Opfer hat man wenig auf der Welt, und hätte man's, so
quälte einen wieder die Langeweile und der Spleen, der nie
aus Elend und Mangel, sondern immer nur aus unthätigem
Genufsleben hervorgeht".

1854 starb Lucie. Laube widmete ihr schöne und wahre
Worte. „Gesegnet mit allen schönen Eigenschaften grofsen
Adels, mit grofsem Sinn und grofser Milde, und ausgerüstet
zu dem edlen Berufe zum Regieren. — Beruf ist die ange-
borene Fähigkeit: Ins Werk zu setzen; edler Beruf ist der
hinzutretende Drang: Gutes und Schönes ins Werk zu setzen.
Die Tochter Hardenbergs hat diesen edlen Beruf einer jetzt
schwindenden Adelsmacht in allen Lagen ihres Lebens aus-
geübt, auch in den Lagen ökonomischer Bedrängnis. Es war
ihr ein Lebensdrang: fördersam, wirksam, auch über den Kreis
der naheliegenden persönlichen Interessen hinaus, dem Ganzen
und Grofsen zu wirken."

Auch Varnhagen war gestorben, der einzige bedeutende
Mann, mit dem P. in längerer Korrespondenz gestanden
hatte. Er beginnt nun wieder einen regen Briefwechsel mit
den verschiedensten Persönlichkeiten. Pückler hatte die gute
Eigenschaft, sein Pfund nicht zu vergraben. Seine sämtlichen
Briefe geben uns aber doch nicht das, was zu hoffen, ein Bild
seines Charakters, zum mindesten muss man sehr zwischen
den Zeilen zu lesen verstehen. So sind denn weniger die
Briefe, die er selbst geschrieben, als vielmehr diejenigen,
welche er erhalten, von gröfserem Interesse. Er verstand es,
aus den Personen, mit denen er in brieflichem Verkehr stand,
das herauszuholen, was ihm von Interesse war. Ein indirektes
nicht gering anzuschlagendes Verdienst, das manches Inter-
essante und Schöne hervorgelockt hat. Im Jahrgang der „Zeit-
schrift für Gartenbau und Gartenkunst", Jahrgang 1894, Seite
321 u. f., hat deren Redakteur, Herr Städt. Obergärtner Clemen,
eine Auslese gegeben, auf die ich hier verweise, da sie mit
grofser Sorgfalt ausgesucht ist. (Sohlufs folgt.)

Verschiedenes.

Über Schmuck der Anlagen mit Werken plastischer
Kunst schreibt Herr Heiler, Städt. Gartendirektor, München,
in den „Mitteilungen des Verbandes Ehemaliger Reutlinger"
folgendes:

Wer die begeisternden Vorträge unseres unvergefslichen
Direktors Dr. Lucas über Landschaftsgärtnerei zu hören Ge-
legenheit hatte, wird, wenn er auf diesem Gebiete ferner
beschäftigt war, sich mit Freuden daran erinnern, wie derselbe
in prägnanter Weise die Grundzüge der Gartenkunst seinen
Hörern beizubringen wul'ste.

Besonders war es seine Vorliebe zu Sckell, dessen Werke
er wie wenige studiert und verstanden hatte, welche seinem
Lehrplan eine ganz bestimmte Richtung auf diesem Gebiete gab.

Im Gefühle steter Dankbarkeit, welche ich meinem Lehr-
meister auch in dieser Richtung schulde, komme ich dem
Wunsche des Verbandes ehemaliger Reutlinger gerne nach,
einen kleinen Beitrag für das Vereinsorgan zu schreiben.

Wenn ich heute nach mehr als 25jähriger praktischer
Thätigkeit den Ideengang des nun in kühler Erde ruhenden

Lehrers meinen jüngeren Fachgenossen über den landschaft-
lichen Garten wiedergeben soll, so möchte ich besonders fol-
gende Lehrsätze desselben hervorheben:

1. Einheit ist Vernunftgesetz!

2. Halte Mafs bei Anordnung von landschaftlichen Scenerien.
die Natur verschwendet dieselben nicht, sie selbst ver-
teilt sie mafsvoll.

8. Sei besonders vorsichtig bei Anordnung von Kontrast-
pflanzen.

4. Beachte die sanftgeschwungenen Linien bei Herstellung
von Wegen.

5. Sorge für schönen Rasen; er hebt die landschaftlichen
Bilder besonders hervor.

6. Verwende plastische Schmuckgegenstände in künstlerischer
Ausführung, aber vermeide die Aufstellung von Karri-
katuren, durch welche die Natur zur Gehilfin von Possen-
reifsern mifsbraucht wird.

Für heute will ich über den letzten Satz eine kurze Mit-
teilung machen, die nicht ohne Interesse sein dürfte und in
Fachkreisen sicherlich mit Freuden begrüfst wird.

München, nicht allein die Haupt- und Residenzstadt
Bayerns, sondern der Sammelpunkt deutscher Künstler, ist so
glücklich, auch auf dem Gebiete der Gartenkunst die hervor-
ragendsten Schöpfungen von Sckell, den englischen Garten
und den Schlofsgarten in Nymphenburg in seinem Burgfrieden
zu haben.

In letzterem befindet sich eine Pangruppe über einem
rauschenden Gebirgsquell in ernstem Waldesdunkel, welche
in seinen Vorträgen Dr. Lucas mit besonderer Liebe besprach
und deren zweckmäfsige Aufstellung belobte, da plastische
Kunstwerke am rechten Platz die landschaftlichen Bilder
besonders heben.

In München sind in den letzten 10 Jahren, seitdem die
öffentlichen Anlagen eine ungeahnte Ausdehnung erhalten
haben — die Stadt hat an 175 Strafsen und Plätze, 145 Hektar
Anlagen und 67 Kilometer Alleen — in verschiedenen gärt-
nerischen Anlagen besonders schöne Kunstbrunnen errichtet
worden, welche zum Schmucke derselben wesentlich beitragen
und den Fremden stets daran erinnern, dafs er sich in der
Kunstmetropole Süddeutschlands befindet.

Da die Beschaffung derartiger Kunstwerke bisher nur
gelegentlich erfolgte, hat der Akademiedirektor Herr
Ferdinand v. Miller, als Mitglied des Kollegiums der Gemeinde-
bevollmächtigten, bei der Beratung des Haushaltplanes den
Antrag gestellt, für Erwerbung von zum Schmucke der Anlagen
geeigneten plastischen Kunstwerken jährlich den Betrag von
wenigstens 10000 Mark in den Etat einzusetzen.

Dieser Antrag fand in beiden Kollegien fast einstimmige
Annahme, so dafs die öffentlichen Anlagen Münchens sehr
bald auch in dieser Beziehung viel des Schönen bieten werden.

J. Heiler.

Der jüngst in München verstorbene Rentier Mathias
Pschorr hat seiner Vaterstadt München zu wohlthätigen
Zwecken 1 Million Mark vermacht, wovon 600,000 Mk., resp.
deren Zinsen, allein für die Verschönerung der Stadt von
den Verwandten des Erblassers bestimmt worden sind. Da
der jeweilige Direktor der Akademie der bildenden Künste zum
ständigen Mitglied der Kommission für Verwendung der Zinsen
ernannt wurde, so ist Gewähr dafür geboten, dafs die Plätze
und Anlagen Münchens nur mit wirklichen Kunstwerken ge-
schmückt werden.
 
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