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Die Gartenkunst — 2.1900

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Wieck, Hans: Fürst Pückler-Musaku in der Beurteilung seiner Zeitgenossen, [5]
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Verschiedenes
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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0232

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220

DIE GARTENKUNST

II, 12

Hauptfrage in 6 Unterfragen auf — aber auch alle Fragen und
Unterfragen mufste ich mit „Nein!" antworten. Ich hatte kein
Verdienst, gar kein Verdienst, nicht das geringste Verdienst
um jenen Staat. Ich lüge Ihnen nichts vor; mein Wahlspruch
ist: „la verite, toute la verite, rien que la verite." — Dünkel-
blasenheim ist Sachsen-Weimar, der Herzog ist Karl August,
der Ordensritter der Fürst Pückler, der Orden selbst der vom
weifsen Falken. —

Diese Kritik Innermanns galt aber nur dem Schriftsteller
Pückler. Über Pücklers Gartenschöpfungen finden wir keine
Besprechungen. Nur aus einigen kurzen gelegentlichen Sätzen
im Oberhof . erkennen wir auch demgegenüber den abweisen-
den Standpunkt Tmmmermanns. „In einer Bauern Wirtschaft",
sagt Immermann im zweiten Buch, „bleibt der Boden dem
Bedürfnisse gewidmet, selbst wenn dem Eigentümer seine Um-
stände Luxus mit der Natur verstatten. Deshalb haben wir in
solchen Höfen eine Empfindung froher Buhe aller Sinne, wie
sie Prachtgärten, Parks und Villen nicht zu erregen vermögen.
Denn das ästhetische Landschaftsgefühl ist schon ein Produkt
der Überfeinerung, weshalb es denn auch nie in eigentlich
robusten Zeiten auftritt, diese halten vielmehr die Stimmung
zur Mutter Erde als zu der Allernährerin fest, wollen und
verlangen nichts von ihr, als die Gabe des Feldes, der Vieh-
weide, des Fischteiches, des Wildforstes." —

Laubes und Immermanns entgegengesetzte Ansichten
sind beide übertrieben. Laube lobt in zu starkem Mafse, aus
Höflichkeit, Immermann karrikiert, aus Prinzip. Es mag noch
mancherlei über Pückler geschrieben und gesprochen worden
sein, denn er war fast 10 Jahre lang „der Mann der Zeit".
Das grol'se Publikum verblüffte er durch seine mehr excen-
trischen als originellen Einfälle. Es hiefs bei ihm nicht: Was
wird die Welt dazu sagen? sondern: Wird die Welt auch etwas
dazu sagen? Und den Erfolg hat er voll und ganz gehabt,
wenn auch die Welt recht verschieden urteilte, von den
schmeichelhaften Lobreden der Assingschen Biographie bis
zum Münchhausen und noch weiter, bis zu Hervveghs finsterem,
von tiefer Verachtung erfülltem Gedicht „An den Verstorbenen"
(Herwegh, „Gedichte eines Lebendigen").

Verschiedenes.

Der Magistrat zu Spandau hat beschlossen, den der Stadt
am nächsten belegenen Teil der 6000 Morgen umfassenden
Forst in einen Volkspark nach dem Vorbild des Berliner
Tiergartens umzuwandeln. Zur Ausführung dieses Werkes
ist ein Zeitraum von mehreren Jahren in Aussicht genommen;
die Arbeiten sollen im nächsten Frühjahr beginnen. Die
Spandauer StraCsenbahn hat sich bereit erklärt, nach dem
Stadtwald eine Zweiglinie hinauszulegen.

Es soll zunächst von einem Gartenbau-Sachverständigen
ein einheitlicher Plan aufgestellt werden. Die Mittel für die
Vorarbeiten sind bewilligt worden. Das von dem königl. Hof
für den Kronprinzen gepachtete Jagdgebiet des grofsen Stadt-
waldes wird durch die Ausscheidung eines Teils der Forst für
die Parkanlagen nicht berührt.

Nach dem soeben erschienenen Jahresberichte der
städtischen Parkdeputation zu Berlin sind jetzt rund
44400 Bäume auf den öffentlichen Strafsen und Plätzen
Berlins vorhanden, welche von der städtischen Parkverwaltung
unterhalten werden. Zur Verhinderung des Eindringens der
Baumwurzeln in die Böhrenleitungen der Kanalisation werden
letztere mit Bitumen verdichtet. Eiserne Schutzgitter für die

Strafsenbäume wurden im Berichtsjahre 410 neu angeschafft
und aufgestellt.

Hierbei möchten wir gleich berichtigend bemerken, dafs
in der Stadt Mainz nicht 1400 Bäume, wie in der vorigen
Nummer (S. 193) versehentlich angegeben ist, sondern nach
einer Mitteilung des Herrn Städt. Gartendirektors Schröder
14000 in den Strafsen und Alleen vorhanden sind.

Ergebnis der Dahlien-Schönheits-Konkurrenz auf der
III. D. D. Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1. Siegfried
371 Stimmen. 2. Innovation 193 Stimmen. 3. Loreley 163
Stimmen. 4. Hohenzollern 153 Stimmen. 5. Night 140 Stimmen.
6. Mrs. J. J. Crowe 109 Stimmen. 7. Deegens Sämling 94
Stimmen. 8. Countess of Londsdale 87 Stimmen. 9. Sindolt
82 Stimmen. 10. Wwe. Haacke 72 Stimmen. 11. Brittania
69 Stimmen. 12. Mrs. Webster 65 Stimmen. 14. Zephyr 62
Stimmen. 14. Nibelungen 59 Stimmen. 15. König Humbert
54 Stimmen. 16. Buby 52 Stimmen. 17. Panji 52 Stimmen.
18. Island Queen 51 Stimmen. 19. Oda 50 Stimmen. 20. Beatrice
50 Stimmen. 21. Brema 47 Stimmen. 22. Uhland 46 Stimmen.
23. Gloriosa 39 Stimmen. 24. Ethel 39 Stimmen. 25. Sylvia
35 Stimmen.

Vereinsberichte.

Verein deutscher (Jarteiikünstler.

Niederschrift der Sitzung vom 11. November.

Der erste Vorsitzende Herr Stadtgarteninspektor Fintel-
mann eröffnete die äulserst zahlreich besuchte Versammlung
und erledigte satzungsgemäfs die Anmeldung und Aufnahme
neuer Mitglieder. Nach Genehmigung der Niederschrift vom
8. Oktober wird alsdann auf die ausliegenden Eingänge auf-
merksam gemacht.

Herr Gärtnereibesitzer Kohlmannslehner - Britz zeigt
hierauf eine Topfpflanze von Begonia semperflorens „Gloire de
Lorraine", die sich durch eine Fülle von prächtigen Blüten
auszeichnet und als ausgezeichneter Winterblüher zu empfehlen
ist. Die Pflanze, aus Frühjahrssteckling gezogen, hat einen
üppigen und gedrungenen Wuchs und eignet sich infolge ihres
lange anhaltenden Blütenreichtums vorzüglich zu Dekorationen
im Wintergarten, sowie auch zur Bepflanzung von Ampeln.

Nunmehr ergriff Herr Königl. Gartenbaudirektor Encke
das Wort zu dem angesagten Vortrage: „Die geplanten Thal-
sperren im Bodethale". In äulserst anregender Weise schildert
Bedner die Notwendigkeit der Sperren und deren Ausnützung
durch Ansammlung von Kraft, deren Abgabe an die Umgegend
bis auf eine Entfernung von 50 km geplant sei. Für industrielle
und gewerbliche Unternehmungen seien diese Thalsperren bei
dem zeitigen Mangel an Arbeitskräften, sowie in Berück-
sichtigung der immer mehr und mehr zunehmenden Kohlennot
von unschätzbarem Wert. Des weiteren beschreibt der Vor-
tragende den Lauf der Bode, die Anlage der einzelnen Stau-
werke und berührt dann eingehend die Vorteile und Nachteile,
die die Herstellung dieser Werke im Gefolge haben würden.
Unter sorgfältiger Abwägung aller in Betracht kommender
Momente sei zu bekennen, dafs ästhetische Bedenken gegen
die Anlage der Sperren nicht zu erheben seien. Die herrliche
Urwüchsigkeit des Harzes sei leider schon seit langer Zeit und
auch fernerhin in Frage gestellt, da der Bewirtschaftung
lediglich forstwirtschaftliche Gesichtspunkte zu Grunde lägen.
Wenn auch einzelne landschaftlich ausgezeichnete Punkte den
Thalsperren zum Opfer fielen, so würden doch andere nicht
 
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