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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 5
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Weiss, A.: Die unterirdische Bewässerung der Straßenbäume in Berlin
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DIE GARTENKUNST

99

III, 6

Giefskanäle in einzelne Teile zu trennen, um auf diese
Weise zu verhüten, dafs das dem Kanal zugeführte Wasser
nur einer Stelle zufliefsen kann. In Beriin ist das Längs-
gefälle der Strafsen im allgemeinen nicht bedeutend; bei
steilerem Gefälle. beispielsweise bei Brückenrampen, ist es
jedoch aus dem oben erwähnten Grunde notwendig, in ge-
wissen Abständen den Kanal durch einen Erdwall zu unter-
brechen.

Pigur 1 giebt im Durchschnitt die Anordnung des
Pflasters und des Giefskanales wieder und zeigt einen jung-
gepflanzten Baum, der mit, Rücksicht auf die fiir die
Berliner Verkehrsverhältnisse schmalen Bürgersteige — ich
erinnere beispielsweise an die Potsdamerstrafse — nur
0,75 m von der äufseren Bordkante entfernt steht. Die
Baumgrube wird bei einer Fläche von 4 qm (2 X 2 m) 1 m
tiet ausgehoben und mit gutem, von unverwesten Dung-
stoffen freiem Ackerboden angefüllt bezw. verbessert. Das
Wurzelvermögen wird irn Anfang sich naturgemäfs auf
ailen Seiten gleichmäfsig ausdehnen. Leider ist hierbei in
Betracht zu ziehen, dafs in der Längsrichtung der Strafse
höchstens 2 m Entfernung vom Baum den Wurzeln zur freien
Verfügung stehen; ja in vielen Fällen mufs der Not ge-
horchend auf 1,50 m zuriickgegangen werden, da ver-
schiedene Leitungen mit ihren innezuhaltenden Raumab-
messungen sich gebieterisch der Baumreihe zudrängen.
Der Bewurzelung ist auf dieser Seite ein Halt geboten und
die sich hinauswagendenWurzeln fallen den Ausgrabungen für
die Leitungen — seien dies um Neuanlagen oder Instand-
setzungen — zum Opfer.

Zu beiden Seiten des Baumes, vom Hause aus be-
trachtet, ist die Sache nicht minder bedenklicb.

Die Hausanschlüsse an die Kanalisation und die
Wasserleitung, die in vielen Fällen auf dem Strafsendamm
untergebracht sind, die Zuleitungen zu den Gaslaternen und
elektrischen Masten u. s. w. gefährden auch hier die
Wurzeln sehr arg, so dafs fiir Berlin die durchgehenden
Erdgruben, wie sie von Herrn Gartendirektor Grube-Aachen
empfohlen werden, ziemlich zwecklos wären. Amwenigsten
beeinträchtigt wird das Wurzelvermögen an der Bordkante;
hier fällt aber wieder der Umstand erschwerend ins Ge-
wicht, dafs infolge des die Luft hermetisch abschliefsenden
Pflasters eine Ausdünstung des Bodens nicht stattfinden
kann. Nur allzu berechtigt sind daher an dieser Stelle die
Giefskanäle. Das Erdreich kann infolge dessen auslüften
— wenn auch nur verhältnismäfsig wenig, was nicht ver-
kannt werden soll — und bewässert werden.

Zwischen je zwei Bäumen besteht ein sogenannter
Eingufsschacht, wie ihn Fig. 2 im Querschnitt zeigt; der-
selbe ist von Klinkersteinen aufgebaut und oben mit einem
Stein abgedeckt. Die 0,25 m breiten und 0,30 m hohen
Granitschwellen werden mit einer 4 Steine starken Unter-
mauerung versehen, die an den Zuleitungsstellen, wie aus
Fig. 3 ersichtlich, unterbrochen wird. Der Giefskanal selbst
ist 0,40 m hoch und 0,50 m breit und mit geschlagenen
Granitsteinen, sogenannten Schottersteinen, angefüllt. Die
Hohlräume zwischen den Steinen gestatten eine Verteilung
des Wassers im Kanal. Die Zuführung des Wassers ge-
schieht nun derart, da.fs auf den Eingufsstellen ein

flaches kastenartiges Gefäfs gesetzt wird, dessen trichter-
artiger Abflufs in den Schacht leitet. Dieses aut dem
Bürgersteig stehende und leicht zu transportierende Gefäfs
wird mit Hilfe von Handwagen mit Wasser angefüllt.

In der Sieges-Allee, jener herrlichen bis weit in den
Hochsommer hinein mit frischem Blattlaub geschmückten
Prachtstrafse, ist eine Wasserleitung angeleg't und werden

u UntermauerTing.

Eig. 2. Fig. 3.

e Eingu.fssch.acht. e Eingnfsschach.t,

g Granitscliwelle.
u Untei’mauerung.

die Eingufsstellen hier direkt mit den Hydranten vermittelst
Schläuchen in Verbindung gesetzt. Der zur Bedienung
notwendige Mann kann hier in kurzer Zeit den Bäumen
grofse Mengen Wasser zuführen. Es wird auf diese Weise
nicht nur ein Ersparnis von Arbeitslohn erzielt, sondern
es wird auch der Grofsstadt Rechnung getragen, indem das
für das Auge nicht schön zu nennende Aufgraben der
Baumscheiben und Aufsetzen eines Giefskranzes vermieden
wird. In der Sieges-Allee — sei noch bemerkt — ist der
Giefskanai mit Rücksicht auf die älteren Bäume und deren
ausgedehnte Bewurzelung 3 m von dem Bord entfernt
vorgesehen und steht dieser durch ebenfalls mit Schotter-
steinen angefiillte Verbindungskanäle, die genau in der
Mitte zwischen je zwei Bäumen angeordnet sind, nrit den
Eingufssteilen in Verbindung.

Derartige unterirdische Bewässerungseinrichtungen
bestehen schon seit einer Reihe von Jahren in Berlin und
haben sich bei gröfseren Bäumen vom dritten bis vierten
Jahre ihrer Anpflanzung an aufserordentlich bewährt. Die
Annahme, dafs eine Verwurzelung bezw. Versandung der
Kanäle eintreten wtirde, hat sich bisher als trügerisch er-
wiesen. Da in den ersten Jahren für den Durchlafs durch
die Untermauerung der Bordschwelle nur ein Stein fehlen
gelassen wurde, kamen hin und wieder Verstopfungen an
dieser Stelle vor; seitdem man jedoch hier, wie aus der
dritten Zeichnung ersichtlich, zwei Steine fehlen läfst, ist
diesem Übelstande abgeholfen.
 
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