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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 10
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Fintelmann, Axel: Innere und äußere Dekoration der Ausstellungs-Gebäude der Pariser Weltausstellung sowie über die Gartenanlagen der Stadt Paris und deren Stadtgärtnerei, [4]
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Böttcher, E.: Statistisches über die Entwickelung der öffentlichen Park- , Garten- und Baumanlagen in den Weltstädten: Paris 1888 - 1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0218

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III, 10

DIE GARTENKUNST

201

steige auf beiden Strafsenseiten und liaben bald je eine
Baumreihe wie die Avenue de Roche oder die Boule-
vards de Villars und du Montparnasse, bald je zwei Baum-
reihen wie der Boulevard Rapsail. (Sohiufs foigt.)

Statistisches über die Entwickelung der
öflFentlichen Park-, Garten- und Baum-
anlagen in den Weltstädten.

Paris 1888—1898,

Von E. Bötteher, Berlin.

Paris, die Hauptstadt Prankreichs, Sitz des Präsidenten
der Republik, der Regierung und des Parlaments etc. ist
nach London (ca. 4 Va Millionen Binwohner) die volkreichste
Stadt Europas und der Erde (Paris 1896: 2 536 834 und
Berlin 1895: 1 677 304 Einwohner). Paris 2° 20' östl. L.
v. Gr. und 48 0 51 ' nördl. Breite liegt 25—128 m iiber dem
Meeresspiegel an beiden Ufern der Seine zwischen zwei
Hügelketten. Die geographische Lage von Paris als Mittel-
punkt des wichtigen Seinebeckens ist sehr günstig und
erklärt die frühzeitige Gründung und aufserordentliche Ent-
wickelung der Stadt. Das Klima ist mild, die Durch-
schnittstemperatur im Winter 3,3 0 C„ im Sommer 18,10° C.
(Jahresmittel 10,74° C.; Berlin 9,80 C., London 9,70 C.)
Die Regenmenge erreicht an durchschnittlich 145 Regen-
tagen jährlich nur 546 mm. Schnee fällt selten. Die
Stadt hat einen Umfang von 34 x/2 km und einen Flächen-
inhalt von 78,02 qkm (Berlin 64 x/2 qlan, London 305 qkm).
Bis 1840 war Paris eine offene Stadt, bildet aber gegen-
wärtig die grofsartigste Armeefestung der Welt.

Der bedeutendste unter den öffentlichen gröfseren Parks
ist dasßois deBoulogne, am westlichen Ende derStadt, östlich
die Festungsmauer, westlicii das rechte Seine-Ufer. E.s ist
1852 von der Stadtgemeinde in einen modernen Park um-
gewandelt und bildet ähnlich wie der Königliche Tier-
garten zu Berlin, ein tägliches Stelldichein der vornehmen
Welt. Es enthält zwei künstliche Seen und einen Wasser-
fa.ll. Der Acclimatisationsgarten für fremde Tier- und
Pflanzengattungen (mit grofsem Palmenhaus und einem
Museum für Jagd-Fischerei), sowie die Rennplätze von
Longchamp und Auteuil schliefsen sich an. Östlicli der
Stadt liegt das nicht minder ausgedehnte Gehölz von Vin-
cennes mit dem Lac de Charenton und weiteren kleinen
Seen. Der Norden von Paris besitzt die aus sterilen Hiigeln
von Belleville hervorgezauberten Buttes Chaumont (der
Viktoriapark der Pariser) mit See und Wasserfall und einor
Kopie des Tempels der Sibylle in Tivoli. Der Süden end-
lich zeigt uns den Park von Montsouris mit einem See und
dem aus der 1867er Weltausstellung hierher translozierten
Bardo (Palast des Bais von Tunis). Im Innern der Stadt
seien noch erwähnt die wohlgepflegten Gärten der Tuilerien
(1665 von Lenöti’o angelegt), reich mit Statuen, Vasen,
Springbrunnen geziert und von Terrassen flankiert; das
Louxembourg mit der schönen Fontäne de Medici und ver-
schiedenen Bildwerken; der 1778 angelegte Park von Mon-
ceau mit künstlicher Ruine und Skulpturwerken, der Park
des Trocadero etc.

Paris zählt 136 Plätze, von denen 94 als mit Anlagen
versehen bezeichnet, sind. Es seien hervorgehoben die be-
rühmte Place de la Concorde, ein längliches Achteck von
250 m Breit.e und 350 m Länge, mit grofsartigen Perspek-
tiven, begrenzt im Süden von der Seine, im Osten von
dem Tuileriengarten, im Norden von der prächtigen Rue
de Rivoli und im Westen von den Champs-Elisees. In-
mitten des Platzes der Obelisk von Luksor (1836), flankiert
von 2 imposanten Fontänen und an der äufseren Linie von
8 Statuen französiscber Städte geschmückt — eine ge-
schichtlich denkwürdige Stätte (Hinrichtung Ludwigs XVI.;
Standplatz der Guillotine 1793—95); der Vendöme-Platz mit
der 1805 zu Eliren der Grofsen Armee errichteten 45 m
hohen, mit der Bronze von 1200 eroberten Geschützen be-
kleideten Vendöme-Säule und gekrönt mit der Statue
Napoleons I. (1871 von der Kommune umgestürzt, aber
wieder errichtet). Place de Victoires mit dem Reiterstand-
bild Ludwigs XIV., Place du Chätelet mit der Fontäne
der Siegesgöttin; Place de l’Hötel de Ville, Piace de Ja
Republique etc. Die öffentlichen Strafsen von Paris haben
eine Länge von etwa 964,5 km, wovon 258 */4 km mit
Bäumen bepflanzt sind. Bei einer Breite von 10—40 m
bedecken sio eine Fiäche von 1643 h. Der Stolz derPariser
sind die Boulevards und zwar die sogenannten inneren
oder alten Boulevards, welcho bereits unter Ludwig XIV.
an Stelle der früheren Befestigungswerke als breite, mit
Bäumen bepflanzte Sti’afsen angelegt wurden und von
5—7 Stockwerke hohen Gebäuden mit glänzenden Cafes,
Restaurants und Verkaufsläden eingeschlossen, den Mittel-
punkt des Pariser Lebens bilden. Es sind dies die Boule-
vards do la Madeleine, des Capucines, des Italiens, Mont-
martre, Poissonier, Bonne Nouvelle, St. Denis, St. Martin,
Tempie, Fille du Calvaire und Beaumarchais. Auch auf
die äufseren breiten mit Bäumen besetzten Strafsen wurde
Ende des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung ßoulevards
übertragen, bis unter Napoleon III. durch den Seine-Präfek-
ten Haufsmann die neu geschaffenen Strafsenzüge Boule-
vards Malesherbes, Strafsbourg, Sebastopol, Magenta, Vol-
taire, St. Michei, St. Germain etc. als solche bezeichnet
wurden (Anzahl der Bäume, Paris 1898: 86 521 Stück;
Berlin: 46 000 Stück). Zu den schönsten Strafsenanlagen
sind ferner die Quais zu rechnen in einer Ausdehnung
von 23 1cm an beiden Ufern der Seine, mit Bäumen be-
pflanzt und von Monumentalgebäuden eingefafst. Eine
weltberühmte Strafsen- und zugleich Parkanlage sind die
2 km iangen Champs Elysees, als grofsartiges Bindeglied
zwischen Place de la Concorde und den Tuileriengarten
einerseits und dem Bois de Boulogne andererseits, in ihrem
östlichen Teile parkartig mit dem Palais de l’Industrie,
mehreren Cafes und Vergnügungsetablissements, von da
an eine breite, von palastartigen Gebäuden eingeschlossene
Avenue bis zur Place de l’Etoile mit dem kolossalen 1806
bis 1836 erbauten Triumphbogen mit zahlreichen den
Nationalruhm verherrlichenden Skulpturen.

In der nachstehenden Übersicht sind staatliche und
städtische Anlagen etc. in Berlin nicht getrennt aufgeführt.
(Siehe „Gartenlcunst“ 1899, Seite 111.)
 
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