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Die Gartenkunst — 4.1902

DOI Artikel:
Goethe, Rudolph: Der bayrische Wald
DOI Artikel:
Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0091

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84

DIE GARTENKUNST

IV, 5

Fig. 4. Der Teufelssee im bayerischen Wald
Nach einer photographischen Aufnahme.

Grofsstädter und hohe Ansprüche zu Haus und nehme dafür
warmes Empfinden und offenen Sinn für die Schönheit der
Natur mit.

Deutsche Gärten in Wort und Bild.

Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgescliicht-
lieher und kritischer Beleuchtung
von W. Zimmermann,

weiland kgl. bayer. Hofgärten-Ingenieur,
bearbeitet und herausgegeben
von

J. Trip, Stadtgarten-Direktor in Hannover,
und

H. Schall, kgl. Hofgärten-Ingenieur in München.
(Fortsetzung.)
(Hierzu 2 Ansichten.)
Eine Läuterung des Geschmacks zeigt Sckell auch
betreffs des den ersten Landschafts-Gärten zugehörigen
Sammelsuriums von Bauten aller Stilarten. Unter seiner

Leitung sind dem Garten keinerlei Bauten, noch stim-
mungmachende Absurditäten zugefügt. Ja, sein Plan
zeigt, dafs ihm der chinesische Turm durchaus ent-
behrlich schien. Man kann sich an dieses seltsame
Inventarstück des Gartens um so leichter gewöhnen, als
er, von Baumgruppen allseitig verdeckt, in keine der
grofsen Hauptscenerien störend hineinragt.

Sckells Plan läfst ferner auf einem anderen Ge-
biete den Gärtner gegenüber dem bisher hier waltenden
Dilettanten erkennen. Sckell ist bemüht, zumal auf den
hindernisfreien Wiesengründen, die Wege in schöneren,
ruhigeren Linien zu führen. Auch hierin hat die Zeit
Wandel in die Anschauung gebracht.

Anfänglich erhob die landschaftlich natürliche
Reaktion nach den abgethanen starren Formen des
symmetrischen Gartens die völlig zwecklos und krampf-
haft gewundene Weglinie zur einzig korrekten und der
Natur angemessenen. Wir sehen hier, wie Sckell dieser
Ausschreitung steuert, und wenn wir heute das Wesen
der Landschaftsgärtnerei näher betrachten, so werden
wir mit einigem Mifsvergnügen finden, dafs ein erheb-
licher Teil der ausübenden Kräfte in dem wohlgerun-
deten Schwünge dieser Linien und den tadellosen
Wegekreuzungen das Ein und Alles der ganzen Kunst
erblickt. Die Sorge, wie die Wegeführung auf dem
gezeichneten Plan, d. h. in der nie Bedeutung gewinnen-
den Vogelschau aussieht, beschäftigt leider häufig am
meisten das Denken und Trachten der leitenden
Gärtner.

Ich bin weit entfernt, die angenehme Wirkung
gefälliger Wegeführungen zu unterschätzen. Wie be-
stechend wirken z. B. die ganz besonders graziösen
Wegezüge in den Effnerschen Anlagen, in denen nicht
nur die Linien in der Projektion fliefsend schön sind,
sondern, jeder Niveauverschiedenheit sich anschmiegend,
ganz besonders in der perspektivischen Verkürzung
durch angenehme Gestaltung das Auge erfreuen. Wollte
man freilich die Wege nach Festlegung der sonstigen Ge-
staltung des Gartens in Pflanzung und Höhenlage als min-
derwichtig hinterher festlegen, so würde das Ergebnis
allerdings nichts weniger als befriedigen, ja im kleinen
Garten von abschreckender Wirkung sein.

Was die Zweckmäfsigkeit der gewählten Wegerich-
tungen im Englischen Garten für das heutige Bedürfnis be-
trifft, so kann es der ursprünglichen Anlage nicht zum
Vorwurfe gereichen, wenn diejenigen Promenadenwege, die
infolge des Heranwachsens der Stadt gleichzeitig auch
Verkehrswege geworden sind,*) diese neue Aufgabe nicht

*) Auch in neuester Zeit hat sich dieser Mangel oder das
Bedürfnis an neuen Verkehrswegen ganz besondes geltend ge-
macht; so ist gegenwärtig die Durchführung einer grofsen,
breiten Lastenstrafse zur Verbindung der Stadtviertel Bogen-
hausen und Schwabing von grofser Wichtigkeit und wird
seitens der Hofverwaltung mit aller Energie festgehalten, diese
Strafse so zu führen,- dafs eine Schädigung des herrlichen
Parkes ausgeschlossen ist; wahrscheinlich wird sie vertieft an-
gelegt, so dafs die Parkwege vermittelst Brücken über dieselbe
geführt werden. Die Herausgeber.
 
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