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Die Gartenkunst — 4.1902

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Tutenberg, Ferdinand: Die Vorgartenfrage
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0124

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IV, 6

DIE «AKTENKUNST

117

es nicht nur Pflicht, sondern auch Ehrensache, diesen auf
dem Gehiete der Gartenkunst so wichtigen Faktor mit
allen Kräften zu fördern; hier gelten keine Sonderinteressen,
hier gilt nur der Ansporn, den unser Verein bethätigt: die
Hebung und Förderung der schönen Gartenkunst.

Kleine Mitteilungen.

Über den schlechten Zustand der Wiener öffentlichen

Anlagen erhebt die Neue freie Presse ein grobes Klagelied,
indem sie schreibt: Der l. Mai war sonst immer der Termin,
an dem unsere Stadt die letzten Spuren des Winters abge-
streift hatte und sich in vollem Frühlingsschmuck, des Blumen-
schmucks und frischen Grüns in den öffentlichen Anlagen
und Gärten zeigte. Darum war auch der 1. Mai für das alte
Wien ein allgemeines Frühlingsfest; das Glacis, welches die
innere Stadt umgab, bot mit seinen Wiesenflächen und Alleen
einen erquickenden Anblick, der allerdings dem Sonnenbrand
des Sommers bald weichen mufste; die Praterfahrt war von
dem jungen Keiz der frischen Laubfülle umgeben, und selbst
der alte halbverfallene Linienwall war mit jungem Urün be-
kleidet. Heuer sieht Wien leider ganz anders aus, und die
Verwüstung, der in den letzten Jahren Massen von Baum-
anlagen und Rasenplätzen innerhalb der alten Bezirke zum
Opfer gefallen sind, macht sich ärger bemerkbar und fühlbarer
als je, da so gut wie gar nichts geschehen ist, um die häfs-
lichen Lücken auszufüllen und für neuen Ersatz zu sorgen.
Tagtäglich erhalten wir bald aus diesem, bald aus jenem
Bezirke Zuschriften, in denen über den Verlust oder aber den
Verfall und die Vernachlässigung von früheren Kinderspiel-
plätzen und öffentlichen Anlagen, sowie über den unerträg-
lichen Zustand der vielen wüsten Plätze geklagt wird. Das
Wetter war in den letzten Monaten günstig genug, um für
die Bepflanzung dieser mit Schutt und Steinen bedeckten
Wüsteneien zu sorgen, und um dort, wo in den letzten Jährt'n
die Bäume massenhaft ausgerodet worden sind, neue Bäume
zu setzen — es ist aber fast so gut. wie gar nichts geschehen.
Oder wo neue Baumanlagen hergestellt wurden, sind sie so
kümmerlich, dafs es mindestens ein Jahrzehnt dauern wird,
bis der Verlust an alten schattigen Bäumen ersetzt sein wird.

Die Friedhofsfrage ist bekanntlich für Berlin eine aufser-
ordentlich brennende; die Innen-Kirchhöfe werden bald bis auf
den letzten Platz gefüllt sein. Schon vor mehreren Jahren
hat die Berliner Stadtsynode ihren geschäftsführenden Aus-
schufs beauftragt, für die Deckung des Bedürfnisses nach
Kirchhofsland in nicht zu grol'ser Entfernung von Berlin Sorge
zu tragen und dabei besonders auf die Anlage gemeinsamer
■Kirchhöfe für mehrere Gemeinden hinzuwirken. Die Ange-
legenheit ist nun so weit gefördert, dafs man bei Stahns-
dorf einen Central-Südwestfriedhof anlegen will. Der
Kaufvertrag ist vollzogen; für das Terrain sollen 104400ÖMk»
gezahlt werden, natürlich hat die Berliner Stadtsynode erst
noch die Genehmigung dazu zu geben. Der Kirchhof soll zu
einem schönen Parke nach Art des von der Stadt Hamburg
bei Ohlsdorf angelegten ausgestaltet werden. Stahnsdorf ist
vorläufig nicht leicht zu erreichen (vom Bahnhof Zoologischer
Garten braucht man mit einem Wagen 1 ^4 Stunde), aber die
kirchlichen Behörden hoffen, dafs in kürzester Zeit (nach Be-
endigung des Teltower Kanals) neue und bequemere Verkehrs-
gelegenheiten geschaffen werden.

In Münsterberg in Schlesien wurde vor einigen Jahren
vom dortigen Verschönerungsverein die Anlegung eines Stadt-
parks in Angriff genommen. Dieser ist nunmehr im wesent-
lichen vollendet. Nach dem Entwurf und unter Leitung des
Garteningenieurs Menzel aus Breslau ist, wie die Schles. Ztg.
berichtet, auf einem welligen Terrain von über 40 Morgen
Ausdehnung eine prachtvolle Parkanlage geschaffen worden,
deren anziehendste Punkte die Hellwigshöhe, der Goldfisch-
teich und die soeben vollendeten 60 Meter hoch gelegenen
Terrassenanlagen auf den sogenannten Sandbergen sind. Von
letzteren bietet sich ein prächtiger Rundblick nach dem nörd-
lichen Gebirgswall der Grafschaft Glatz, ferner nach dem
Eulengebirge und den beiden GebirgsVorposten: dem Zobten
und dem Rummelsberge. Eine bequeme Wegeführung und
charakteristische Baumpflanzungen von Laub- und Nadelgehölz,
grolse sonnige Rasenflächen, reizende Schinuckbeete und ein
abgekiester Spielplatz mit Schutzhütte für die Jugend bieten
einen aufseist angenehmen Aufenthalt in frischer, gesunder
Lage, einen Erholungsort, der täglich von der Bürgerschaft,
besonders von alten und kränklichen Personen gern und viel
aufgesucht wird. Der rührige Verschönerungsverein hat sich
durch diese Parkanlagen den Dank der ganzen Stadt gesichert.
Zu den Kosten der Anlagen steuerten u. a. bei die Familie
Schottländer, insbesondere der von hier gebürtige Ritterguts-
besitzer Julius Schottländer (Hartlieb), ferner die deutsche
Thonröhren- und Chamottefabrik, die Stadt Münsterberg und
die Bürgerschaft, die im vorigen Jahre 938 Mk. Mitglieder-
beiträge aufbrachte.

Das Stadtverordnetenkollegium von Bochum hat, dem
Bochumer Anzeiger zufolge, beschlossen, ein grofses Areal
zum Gesamtpreise von 200 000 Mark anzukaufen, um den
Stadtpark in der Richtung nach Norden zu vergröfsern.
Die erworbene Fläche hat annähernd die Gröfse des alten
Stadtparks. Der Preis von 24 Mark pro Rute ist zwar ver-
hältnismäßig nicht gerade niedrig zu nennen, aber die Stadt
hat mit dem Ankauf zweifellos einen guten Griff gethan.
In einer späteren Zeit wäre das Terrain zu diesem Preis
wohl kaum mehr zu haben gewesen. Der Erwerb war auch
aus dem Grunde geboten, weil die Befürchtung bestand,
dal's auf dem fraglichen Gelände ein Krankenhaus errichtet
werden könnte.

Grofsherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar läfsl
auf Schlofs Allstedt Parkanlagen herstellen. Der Plan ist
ein umfänglicher; die Durchführung verteilt sich auf mehrere
Jahre. Mit der Oberleitung ist Hofgärtner Sekel 1 ans Weimar
betraut.

Mit den Bodenuntersuehungen auf dem der Stadt Plauen
gehörenden Redlichschen Ankauf hinter dem oberen Bahnhofe
ist begonnen worden. Diese Untersuchungen haben den Zweck,
die Gartenkünstler, welche gewillt sind, Pläne für den zu
schaffenden Stadtpark anzufertigen, einigermafsen dabei
zu unterstützen.

Die Stadtverordneten in Posen bewilligten 111000 .Mark
zur Umgestaltung des Schlofsberges innerhalb der Stadt,
auf dein das ehemalige polnische Königsschlofs belegen ist,
dessen Reste von dem Staatsarchiv nach baulichen Umge-
staltungen seit Jahren benutzt werden. Durch Annahme der
Vorlage ist die Freilegung der Franziskanerkirche, die den
deutschen Katholiken überwiesen ist, ermöglicht; auf dem
Schlofsberge selbst werden unter Erhaltung der Reste der
ehemaligen Stadtmaueranlagen Gartenanlagen geschaffen

Noch wenig bekannt dürfte sein, wie die Voss. Ztg. schreibt,
dafs es in Deutschland eine botanische Rarität giebt, die man
sonst nur in arktischen Gebieten antrifft, nämlich die Zwerg-
 
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