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Die Gartenkunst — 4.1902

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Altersschwäche oder Pilz?
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Kleine Mitteilugen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0142

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136

DIE GARTENKUNST

IV, 7

Helsen sich nachträglich in den meisten Füllen andere Ur-
sachen des Absterbens direkt nachweisen, oder in anderen
Fällen doch wahrscheinlich machen. Andrerseits beweisen eine
Menge von Beobachtungen, dafs auch bei vegetativer Ver-
mehrung sich die Arten durch unbegrenzte Generationen voll-
ständig gesund erhalten. Wir haben es also bei der Ver-
mehrung durch Stecklinge thatsächlich mit einer Verjüng-
ung zu thun, nicht nur mit einer Zerteilung. Mögen auch
alle Exemplare einer Art, die durch Stecklinge etc. von gleichen
Individuen abstammen, sich in Bezug auf gewisse Erschein-
ungen, namentlich der Fruktifikation, wie ein Individuum
verhalten, für die Vegetationsorgane gilt diese Annahme nicht.
In Bezug auf Wachstum, Lebenskraft Alter, und Tod repräsen-
tiert jeder Steckling ein eigenes Individuum.

Kleine Mitteilungen.

Die Stadtverordneten von Bonn bewilligten 6260Mk. zur
Errichtung eines Schulgartens an der Stadtgärtnerei in

der Römerstrafse und 2000 Mk. jährliche Unterhaltungskosten
für diesen Garten, in welchem die Zöglinge der dortigen
Volksschulen in der Gartenkunst, soweit sie für einen ein-
fachen Hausstand nutzbringend ist, unterrichtet werden sollen,
56000 Mk. wurden für die Regulierung der Poppelsdorl'or Allee
und 105000 Mk. für die Erweiterung der städtischen Irren-
anstalt bewilligt.

Eine nette Submissionsblüte. Unter dieser Spitzmarke
schreibt die „Leipz. Volkszeitung": Bei Vergebung einer
gärtnerischen Anlage im Bezirke des Bauamtes III der
Garnison Leipzig wurden von fünf zur Submission heran-
gezogenen Unternehmern folgende Kostenanschläge gemacht:
1444,10 M., 855.95 M., 846,65 M., 622,02 M. und 506,50 M. Da
der billigste die Ausführung der Arbeit übertragen
bekam, so ist anzunehmen, dal's der betreffende die Löhne der
Arbeiter aid's tiefste herabdrücken mufste, um nicht selbst der
Geschädigte zu sein.

Auf Veranlassung des Wiener Magistrats richtete den
..Neuen Wiener Journal" zufolge der Bezirksschulrat an die
Schulleitungen der Volks- und Bürgerschulen einen Erlafs, in
welchem die Lehre» aufgefordert werden, zum Schutze der
Wiener öffentlichen Gärten und Anlagen mitzuwirken. Sie
sind zwar ohnedies — wie schon die an ihrem-Eingange an-
gebrachten Tafeln besagen — dem Schutze des Publikums
empfohlen, doch leider läfst die Achtsamkeit der Wiener Ii''
völkerung in dieser Hinsicht noch viel zu wünschen übrig.
Vor allem ist es die Schuljugend, welche die im öffentlichen
Interesse geschaffenen Anlagen in mutwilliger und nicht selten
auch in boshafter Weise zerstört. Es werden die Rasenflächen
zusammengetreten oder mit Spiel Werkzeugen umgegraben, die
Sitzbänke oft mit den Füfsen betreten und beschmutzt, wohl
auch bekritzelt und mit Messern zerschnitzelt. Ebenso wird
in die Rinde junger Bäume mit Messern geschnitten, oder es
werden Zweige, Blätter und Blüten abgerissen, die niederen
Zaungitter werden oft gewaltsam umgebogenund zu turnerischen
Übungen benützt. Da die Herstellung der öffentlichen Gärten,
sowie ihre Instandhaltung mit bedeutenden Kosten verbunden
und die .Anlagen im Interesse der Bevölkerung geschaffen
sind, so forderte der Bezirksschulrat die Lehrpersonen in
seinem Erlasse auf, die Schulkinder öfter im Laufe des Schul-
jahres, insbesondere aber zu Beginn desselben, sowie zur
Frühjahrs- und Sommerszeit über das Unvernünftige und
Schädliche zu belehren, das in der Zerstörung der Anlagen
liegt. Zugleich sollte die Schuljugend auf die außerordent-

lichen Vorteile der öffentlichen Gärten für das Wohl der Be-
völkerung aufmerksam gemacht werden. Den Lehrern wird
ferner in dem Bezirksschulratserlasse aufgetragen, falls sie
durch eigene Wahrnehmung oder durch Anzeigen von der
Beschädigung öffentlicher Gartenanlagen durch Schulkinder
Kenntnis erhalten, gegen die Schuldigen mit allen zu Gebote
stehenden Disziplinarmitteln einzuschreiten.*)

In Hernais, einem westlichen Vororte Wiens, hat am
14. Juni die Eröffnung der neuen grofsen Parkanlage hinter
dem Kommunalbade nächst derPezzlgasse (ehemalige Bezchleba-
Gründe) stattgefunden. Bemerkenswert ist, dafs der Park bis
jetzt „namenlos" war. Vom Stadtrate wurde die Anregung
der Bezirksvertretung Hernais, den Park nach Dr. Lueger zu
benennen, abgelehnt. Nach einer neuerlichen Anregung soll
nun der Park nach dem unvergefslichen Kaiser Josef II.
Kaiser Josef-Park benannt werden.

In Wilmersdorf bei Berlin ist mit der Verwirklichung
eines bedeutsamen Volksparkprojektes begonnen worden.
Die Gemeinde beabsichtigt, vom Wilmersdorfer See bis zu den
Schönebeiger Fennwiesen hin einen grofsen Volkspark an-
zulegen, während Schöneberg die Fennwiesen bekanntlich
ebenfalls in einen Park umwandeln will. Mit der Ausführung
des Projektes, das mehrere Millionen kosten wird, ist nun in-
sofern begonnen worden, als ein Teil des im vorigen Jahre
zugeschütteten Wilmersdorfer Sees bereits mit schönen park-
artigen Anlagen versehen worden ist. Von dem an dieser
Stelle, in der Nähe der Augustastralse angelegten Platz, der
zu dem zukünftigen Volkspark gehört, soll nach Westen hin
eine breite Promenadenstrafse auslaufen. Auch nach Osten
hin soll der Park von der Kaiserallee an breite Promenaden-
wege erhalten, die sämtlich in den künftigen Schöneberger
Stadtpark einmünden sollen.

Über die Anlage eines Bürgerparks in Geestemünde
schreibt die „Geestem. Provinzialztg.": Über die Angelegenheit
der Schaffung einer grofsen parkartigen Waldanlage in der
Nähe unseres Ortes aus freiwillig gespendeten Beiträgen
begüterter, opferwilliger Bürger und grüfserer industrieller
und sonstiger Etablissements war in letzter Zeit nichts mehr
in die Öffentlichkeit gedrungen, so dafs vielfach angenommen
wurde, dal's man das Projekt habe fallen lassen. Es war des-
halb eine freudige Überraschung, als der Vorsitzende des
Wald Vereins, Bürgermeister Klufsmann, am 17. Mai in einer
in Lehrkes Hotel abgehaltenen Versammlung des Vorstandes
und des Ausschusses eine Mitteilung machen konnte, die zeigte,
dafs inzwischen im stillen mit Erfolg weiter gearbeitet worden
ist. und welche die Verwirklichung des Projekts in nahe Aus-
sicht stellt und zwar in einer Weise, die noch erheblich
günstiger ist, als man bisher gehofft hatte. Der Herr Bürger-
meister gab bekannt, dafs dem Verein durch königliche
Verordnung vom 16. April das Enteignungsrecht für
die beabsichtigte Waldanlage verliehen sei. Und mit
besonderer Freude konnte es dabei begrüfst werden, dals als
Bebauungs-Terrain nicht mehr, wie früher geplant, die
immerhin etwas abgelegenen Grundstücke im Moor zwischen
dem Wulsdorfer Pferdebahndepot und Schiffdorferdamm. sondern
ein ca. 40 Hektar grofser Komplex ca. 300 Meter östlich von
der Leher Chaussee in der Verlängerung der Ludwig-
strafse und des sich an diesen anschliefsenden neuangelegten
Weges über die fiskalischen Ländereien zwischen Hafenstrafse
und Leher Chaussee auf der sog. „Kammer" in Aussicht ge-
nommen sei. Dies Terrain bietet infolge seiner Gröfse und

*) Ein solcher Erlafs der Schulbehörden dürfte auch bei
uns in Deutschland dringend am Platze sein. D. Red.
 
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