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Die Gartenkunst — 4.1902

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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0143

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IV, 7 DIE GARTENKUNST 137

Lage alle Garantien dafür, dafs eine Anlage geschaffen wird,
die dem vorgesehenen Zwecke völlig entspricht. Das neue
Waldgebiel wird sowohl von der Leher als auch von der
Schiffdorfer Chaussee in der Gegend des Hülsen in wenigen
Minuten zu erreichen sein; seine centrale Lage wird einen
Besuch nicht nur seitens der Geestemünder sondern auch der
Bremerhavener Einwohnerschaft ohne langen Fufsmarsch ge-
satten. Da bereits ein sehr ansehnlicher Fonds für die Er-
werbung und Bepflanzung des Bürgerpark-Areals gezeichnet
ist und weitere erhebliche Mittel in Aussicht gestellt sind,
dürfen wir mit Zuversicht darauf rechnen, dafs in nicht allzu-
ferner Zeit in unmittelbarer Nähe unseres bisher jeden Waldes
entbehrenden Ortes eine Anlage entstehen wird, ah deren
Entwicklung unsere ganze Bürgerschaft ihre Freude haben
wird und die eine geeignete Stätte der Erholung und des
Vergnügens für jung und alt bilden wird. Die Freude hierüber
wird um so ungetrübter sein, als die Anlage dem Gemeinde-
säckel keinen Pfennig kosten, sondern einzig und allein aus
den Beisteuern Privater geschaffen werden wird.

Vereinsberichte.

Verein deutscher Kartenkünstler.

Niederschrift der Sitzung vom !). Juni.

Der Vorsitzende, Herr Stadtgarteninspektor Fintelmann,
eröffnet die zahlreich besuchte Versammlung und widmet dem
verstorbenen städtischen Gartendirektor und zweiten stellver-
tretenden Vorsitzenden des Vereins, Ko wallek-Köln, ehrende
Worte der Anerkennung, insbesondere hierbei seiner verdienst-
vollen Thätigkeit in Nürnberg und Köln gedenkend, denen
die Anwesenden sich durch Erheben von den Sitzen an-
schliefsen.

Nach Genehmigung der Niederschrift vom L2. Mai und
der satzungsgemüfsen Erledigung der Aufnahme und An-
meldung neuer Mitglieder wird die erfreuliche Mitteilung
gemacht, dafs durch Vermittelung des kgl. Gartenbaudirektors
Bertram-Dresden seitens des General-Adjutanten Excellenz
von Minckwitz-Dornreichenbach, unseres Ehrenmitgliedes, mit
Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs von
Sachsen dem Verein die ehrenvolle Einladung zugegangen sei,
gelegentlich seiner diesjährigen Hauptversammlung Schlofs
Sibyllenort mit seinen Parkanlagen zu besuchen und einen
Trunk in der Schlofsbrauerei entgegenzunehmen.

Hierauf legt der Vorsitzende die Grundplüne der zukünf-
tigen Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem vor und erläutert sie in
eingehender Weise. Mit grofser Befriedigung war zu vernehmen,
dafs infolge des Einflusses des Kuratoriums die Gebäude, die
erst derartig angeordnet waren, dafs die gärtnerischen Anlagen
in ihrer Zusammengehörigkeit sehr beeinträchtigt wurden,
eine anderweitige, dem besagten Übelstande abhelfende Stel-
lung erhielten. Eine nähere Beschreibung wird demnächst
nach Feststellung der Gartenanlagen erfolgen.

Der Schriftführer kommt alsdann auf die im Monat Mai
wahrgenommenen Frosterscheinungen zu sprechen. Es seien
beispielsweise im Süden und Südosten Berlins in den Strafsen,
deren Richtung von Norden nach Süden geht, während der
kalten Tage Mitte Mai, an denen das Thermometer morgens
bis auf 4 und 5 Grad C. gefallen war, die jungen Blätter,
teilweise auch die Triebe von Strafsenbäumen wie Acer
platanoides, Ulmus scabra, Quercus Phellos, Acer dasycarpum
und Aesculus Hippocastanum erfroren. Während diese Bäume
nun während der sehr warmen Witterung, die in den ersten

Tagen des .luni hier herrschte, wieder austrieben, sei Acer
platanoides sehr stark zurückgegangen. Acer Pseudoplatanus,
welcher mit seinen Austrieben bereits während der kalten
Witterung weiter fortgeschritten war, habe dagegen gar nicht
gelitten, desgleichen hätten auch die Linden keinen Schaden
aufzuweisen gehabt, in dem sehr anregenden Meinungsaus-
tausche, der sich hieran anknüpfte, und an dem die Herren
Clemen, Amelung, Fintelmann, Cornils und Klar sich
beteiligten, wird der Überzeugung Ausdruck gegeben, dafs die
Frostschäden im Mai in erster Linie den kalten Winden bezw,
Luftströmungen zuzuschreiben seien. Der Vorsitzende berichtet
alsdann noch, dafs auch in diesem Jahre die im Humboldthain
stehenden Paulownien ihre Blüten entwickelt hätten, was als
ein Beweis für einen milden Winter anzuseilen sei und lenkt
gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf den Erigeron speciosus
grandiflorus, von der bekannten Staudengärtnerei Goos &Koene-
mann, Niederwalluf a. Uli., eingeführt, welcher sich durch seine
herrlichen, kobaltblauen Blüten äufserst prächtig ausnehme
und daher sehr zu empfehlen sei.

Herr Amelung zeigte mehrere herrlich entwickelte
Pflanzen von Ramondia pyrenaica vor, welche mit ihren
leuchtend lilafarbenen Blüten einen ausgezeichneten Schmuck
für schattig liegende Felspartien darstelle, zumal ihre Anzucht
und Pflege bei einiger Feuchtigkeit wenig Mühe verursache.

Nachdem noch einer häufigeren Anwendung der ent-
zückenden Frühjahrsstauden wie Doronicum plantagineum,
Phlox canadensis, Pyrethrum roseum und ähnlicher das Wort
gesprochen wurde, beschliefst die Versammlung, das zuerst
für den Monat Juni in Aussicht genommene Sommervergnügen
mit Damen erst. Anfang September zu veranstalten.

Der Vorsitzende Der Schriftführer

Fintelmann, Weifs.

Die Gedächtnisfeier zu Ehren Gustav Meyers.

Ein Vierteljahrhundert war am 27. Mai d. J. verflossen,
seit der erste Gartendirektor der Stadt Berlin, Gustav Meyer,
der geniale und bahnbrechende Meister der Gartenkunst, sein
Auge für immer geschlossen hatte. Her Vorstand unseres
Vereins hatte es für eine Ehrenpflicht gehalten, diesen Gedenk-
tag nicht ohne Ehrung für den leider nur zu früh unserer
Kunst Entrissenen vorübergehen zu lassen und waren daher
an alle in und um Berlin wohnenden Mitglieder Einladungen
zu einer Gedächtnisfeier erlassen worden. Nachdem Bich die
Teilnehmer, unter denen sich der älteste Sohn und viele Ver-
ehrer und Zeitgenossen befanden, morgens um 10 Uhr an dem
auf dem städtischen Friedhof zu Potsdam belegenen Erb-
begräbnis das seitens der I'Yiedhol'verwaltung in sehr sinn-
reicher Weise mit prächtigem Blumenschmuck versehen war,
versammelt hatten, ergriff Herr Hofgartendirektor Fintel-
mann das Wort zu nachfolgender, allen Anwesenden zu
Herzen gehenden Ansprache:

„Meine verehrten Herren und Kollegen, liebe Teilnehmer
der feierlichen Kranzniederlegung am Grabe unseres heute vor
25 Jahren verstorbenen Meisters Gustav Meyer!

Nur wenige Worte will ich an dieser Stätte, welche die
sterblichen Beste des Verewigten birgt, zu Ihnen reden, nur
wenigi' Worte seinem Andenken widmen.

Meyers Werke werden gerühmt werden an der Stelle des
Treptower Parkes, wo Dankbarkeit und Bewunderung ihm ein
Denkmal errichtet haben,

Dort mui's Freude herrschen in der Erinnerung an seine
herrlichen Arbeiten, an seine Schule, der wir alle so viel
Gutes und Schönes in unserem Berufe verdanken.
 
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