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Die Gartenkunst — 4.1902

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Tutenberg, Ferdinand: Unsere Coniferen in der Landschaftsgärtnerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0219

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DIE (GARTENKUNST

IV, 12

Gehölze, ihre Pflege und Verwendung.

Unsere Coniferen in der Landschaftsgärtnerei.

Von F. Tutenberg, Mainz.

Eine der wichtigsten Arbeiten in der modernen Land-
sehaftsgärtnerei ist wohl die Bepflanzung unserer Park-
anlagen, Zier- und Hausgärten. Der anordnende Gärtner
hat hier viele wichtige Punkte ins Auge zu fassen, um
seine Dispositionen zweckentsprechend zu treffen. Wie
alle Künste ein schablonenmäfsiges, nach bestimmten Vor-
schriften sich richtendes Arbeiten nicht zulassen, so findet
man diese Anweisung auf den guten Geschmack und eine
intensive Bekanntschaft mit dein Pflanzenreiche erheischende
Notwendigkeit auch in unserer schönen Gartenkunst. Dafs
es, um eine recht gediegene Bepflanzung herzustellen, in
erster Linie einer genauen Kenntnis des zu verwendenden
Materials, sowie einer gewissen Vertrautheit mit der Kultur,
den Charaktereigenschaften derselben bedarf, ist eine un-
bestrittene Thatsache. Trotzdem in unseren Fachzeit-
schriften und Büchern seitenlange Aufsätze geschrieben
werden, findet man so häufig die gröbsten Verstöfse bei
den Pflanzungen in neueren sowie alten Anlagen.

Über die verschiedenen Formen der Pflanzungen gehe
ich hinweg, da ich mir im nachfolgenden eine andere
Aufgabe gestellt habe, über die ja auch bereits schon viel
geschrieben ist, wobei eine Anregung aber immerhin
nicht unnütz sein dürfte.

Die Bepflanzung unserer Anlagen mit Bäumen und
Sträuchern bezweckt nicht nur eine angenehme Unter-
brechung der sonst endlos und langweilig erscheinenden
Basenflächen, schattige Wege und Sitzplätze zu schaffen
und abwechselungsreiche Scenerien, sowie Fern- und
Durchsichten erstehen zu lassen, nein, wir müssen durch
geeignete Abwechselung in derselben dafür Sorge tragen,
dafs die öffentlichen Anlagen, Parks sowie Privatgärten
das sind, was sie sein sollen: ein stets gern aufgesuchter
Ort seitens des Publikums, ja ich möchte sagen ein Schatz-
kästlein für die jeweilige Gemeinde oder den Besitzer.

Isi es im Frühjahr das junge Grün der Bäume und
Sträucher und späterhin der Blütenreiclitum derselben, der
alt und jung erfreut, so zeigt uns der Herbst in malerischen
Farben die verschiedenen Laubfärbungen, in allen Farben
leuchtende Früchte, sowie andere bemerkenswerte Er*
scheinungen, auf welche das Publikum hinzuweisen, Pflicht
des Gärtners, des Gartenkünstlers ist — gewifs nicht zu
seinem Nachteil.

Auch der Winter weist manche gute Eigenschaften
auf. Während die Laubhölzer dann ihres Blätterschmuckes
beraubt sind, bietet sich uns in der umfangreichen Familie
der Coniferen ein schätzenswertes, unentbehrliches Pflanzen-
material.

Wenn der kalte Nord ungestört und unbehelligt durch
die Strauchpartien und Bäume rast, wird der Aufenthalt
im Garten keineswegs angenehm sein; und trotzdem mufs
es auch im Winter dem Publikum unbenommen sein, vor
kalten Winden geschützt in den Anlagen sich ergehen zu
können. Sind wir auch in der Lage, mit Coniferen die

herrlichsten Bilder hervorzuzaubern, so eignen sie sich doch
in erster Linie zur Schaffung düsterer Bilder, als
Schmückung von Grabstätten, Mausoleen, sowie infolge
ihres Lichtreflexes zu Anpflanzungen in Gärten für Augen-
leidende. Nervenkranke etc.

Um die rauhen Winde fern zu hallen, bietet sich uns
in den Picea-. Larix- und Abies-Arten eine reiche Auslese
des besten zweckdienlichsten Pflanzmaterials. Hier sei
vorwiegend Picea, excelsa erwähnt, welche infolge ihres
freudigen Wachstums auch für gröfsere Anpflanzungen
wertvoll ist und einen richtigen Windfang bildet, da sie
enge Pflanzung gut vertragen kann, während der Frost
ihr ja bekanntlich nichts anhaben kann. Ferner sei er-
wähnt: Picea alba, Picea Alcockiana. Picea nigra etc.
Für Solitärzwecke eignen sich unter den vielen Arten die
herrlichen: Picea Engelmannii argentea und P. E. glauca
P. exc. columnaris (Säulentannei. Auch für Felspartien
und kleinere Anlagen haben wir schöne Zwergarten wie
P. exc. Clanbrasiliana, P. exc. Maxwellii, P. exc. nana
und nana stricta. P. exc. pygmea, P. exc. Remontii und
noch viele andere.

Durch unsere Abies-Arten lassen sich grofsartige und
angenehme Abwechselungen erreichen, welche wir durch
geeignete Zwischenpflanzung von Pinus, Larix etc. recht
romantisch gestalten können. Für Massenanpflanzungen
möchte ich empfehlen Abies pectinata, A. cephalunica
(macht im Frühjahr den ersten jungen Trieb), A. Nord-
manniana. Im grofsen und ganzen möchte ich an-
empfehlen, die Abies-Arten mehr für kleinere Gruppen,
sowie für Solitärzwecke zu verwenden, da dieselben dann
mehr zur Geltung kommen. Unsere Baumschulen weisen
ja jetzt eine stattliche Liste vorzüglicher Suiten auf. Ich
greife für Solitärzwecke einige heraus, als: A. concolor var.
lasiocarpa, A. concolor var. violacea t blaugrüne Nadeln),
A. nobilis argentea und glauca und A. Veitchii, Als Zwerg-
arten erwähne ich: A. balsamea und A. balsamea hudsonica.

Ein weiteres wel tvolles Material für Massenpflanzungen
bietet sich uns in den Larix-Arten. Wenngleich dieselben
im Herbst die Nadeln fallen lassen und im Winter infolge-
dessen des grünen Schmuckes entbehren, so sind sie uns
immerhin für die Parkanlagen lieb und wert durch ihr
zeitig frisches Grün im Frühjahr an den graziös hernieder-
hängenden Zweigen, wie ich Larix europaea im Taunus
in herrlichen Exemplaren im ersten Grün zu sehen Ge-
legenheit hatte. Dafs sie selbst im magersten Boden
freudig weiter gedeihen, kann man gewahr werden in
Gegenden mit steinigem Untergrunde, und dürfte ihrer
allgemeinen Anwendung also durchaus nichts im Wege
stehen. Sind grofsartige Motive bei einer zahlreichen
Verwendung herzustellen, so sind die Pinus-Arten nicht
weniger hierzu geeignet. Gerade für Massenanpflanzung
oder in Gruppen angebracht und durch entsprechende Vor-
pflanzung versehen kommen sie besser zur Geltung und
geben der Anlage einen waldartigen Charakter. Bei Her-
stellung von Schluchten, Bergabhängen etc. dürften Larix
und Pinus eigentlich gar nicht übergangen werden.

Als Solitärpflanzen verfehlen die Pinus mit den Jahren
durch das frühe Kahlwerden der unteren Partien ihren
 
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