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Die Gartenkunst — 8.1906

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Roeß, Georg Richard: Der Wormser Rosengarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0065

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VIII, 4

DIE GARTENKUNST

Der Wormser Rosengarten.

Zur Ideeneinforderung des Rosengartenaussehusses.

Unter dorn Allerhöchsten Schutze seiner königlichen Hoheit des Grofsherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein.

„Der König Gibich hatte

einen Garten an dem Rhein . . ."

Ja, einen Garten, einen so wunderprächtigen Garten
in rotblutender und rotglutender Rosenfülle, dai's sein Ge-
dächtnis heute noch fortduftet und fortlobt in Sang und
Sago bis in unsere graue und blütenloso Gegenwart hinein:
Der Wormser Rosengarten! —

Und diesem Sagengarten, dieser märohen- und rosen-
umsponnenen Stätte ihrer alten Lieder will die alte, sagen-
graue Nibelungenstadt nun ein Denkmal Setzen, ihm, und
mit ihm seiner rosendurchdufteten Verherrlichung im Liede:
Dem Rosengartenlied, das etwa um 1250 aufgesprossen,
als unserer mittelalterlichen Volksdichtungsblüten duftigste
und farbenprächtigste, eine reiche, rote Blüte selbst der
alten, deutschen Heldenpoesie auf unsere Tage kam.
Aber: kein Denkmal soll es sein aus Stein und Erz, wie
sie wohl allenthalben mehr als genug fast ragen gerade
in unseren standbilderüberreichen Tagen: Nein, — aus
dem roten Blütenzauber selbst, der in dem Liede flammt
und flutet, aus dem rotblühonden Gozweige, das jene
Volksdichtung umschlungen, selbst soll es uns hold er-
wachsen, aus seinem ureigenen, heimatlichen Bodengrund
heraus, über den seine leuchtenden Gestalton einst ge-
schritten, aus Rosen und Ranken soll es uns erblühen —
aus deutschen Rosen die Verherrlichung des deutschen
Rosengartenliedos —: Durch deutsche Gartenkunst! —

Eine herrliche und verlockende Aufgabe, wie sie
selten wohl dem deutschen Gartenkünstler in die Hand
gegeben worden, und oben deshalb auch wohl wert und
würdig, gerade in diesen Blättern noch, etwas näher dar-
gelegt zu werden.

Als ich im Auftrage des Rosengartenausschusses im
letzton Vorfrühling die Freude hatte, das Aufrufrund-
schreiben zu verfassen, das Deutschlands Künstler, Dichter,
Maler, Gartenbaukünstler, Sagen- und Rosenfreunde zum
erstenmal für unseren Gedanken werben und erwärmen
woüte. da glaubten wir trotz mancher stillen Hoffnung
doch noch nicht, dal's unserem Weck- und Werberuf aus
weitesten Kreisen Deutschlands solch freudigbegeisterter
Widerhall entgegenklingen sollte, als bald aus allen Gauen
vom Fels zum Meere uns in Zuschriften, Zusendungen,
dichterischen Beistimmungen und Begutachtungen reich-
strömend unverhofft entgogenquoll. Eine zum zweiten
Rosonfeste 1905, welches dem ersten vom Sommer 1904,
das nur den Grundstein für die klingende Unterlage legte,
folgend, mit einer grofszügigen Nibelungenbilderaufführung
(Neun Bilder aus dem Nibelungenliede von Georg Richard

Roel's, Worms, Heinrich Fischer 1905) die allen Sagen
blutvoll neu beleben und dem Gedanken neue Freunde
werben sollte, — eine zu diesem prächtig gelungenen
zweiten Rosenfeste herausgegebene Festschrift: „Der
Rosengarten zu Worms", (Herr Konrad Fischer, Worms,
Schlofsplatz 6, ist gern bereit, sie den Bewerbern zuzu-
stellen) konnte nicht weniger, als sechzig Beiträge deutscher
Künstler zu einem duftigen und blütenreichen Rosenkranz
verflechten. Somit von einem greisen Künstlerkreise auf
das glänzendste gutgeheifsen, durfte der Rosengarten-
ausschufs nun der Verwirklichung seines Gedankens näher-
treten. Und in den Tagen, da, die letzten Rosen blühten,
ging ein Ausschreibon in die Welt, weniger als ein Preis-
aussehreiben gedacht, als vielmehr: eine Aufforderung zur
Einsendung von Plänen und Projekten deutscher Garten-
künstler, wenn auch allen Künstlern offen, wie durch ihre
lebensgrüne Kunst, dieser Gedanken in grünendes, rot-
blühendes Rosenleben umgesetzt werden, wie dieso rosen-
umsponnone Gedenkstätte an den alten Wormser Rosen-
garten frisch erwachsen sollte. Zusammengefaßter: Eine
Einforderung von Ideen, die ohne sich zu sehr in Einzel-
heiten zu zersplittern, die allerersten, grofszügigen Grund-
gedanken und Grundlagen eines daraus zu entwickelnden
späteren Gosamtanpuanzungsplanos geben sollten.

Den leitenden Grundgedanken allgemein selbst hier
noch einmal aufzurollen, kann ich nichts zweckent-
sprechenderes tun, als das in jenem ersten Aufruf Aus-
gesprochene hier zu wiederholen:

Ein rheinwärts anmutig gelegener Hag mit jahrhundert
alten, wetterfesten Eichen, inmitten buntbesäter Blumen-
auenbreiten, der sich in stimmungsvollster Weise, dem
grünen Rheinstrom eng benachbart, der alten Nibelungen-
stadt anschmiegt, ist zur Verherrlichung der Rosengarten-
sago ausersehen.

Hier soll nun künftighin ein Rosenwald erwachsen.
Hier sollen zur Sommerszeit zahllose Rosen rot und heil's
entbrennen und entblühen und durch ihren Duft und ihre
Pracht den Wanderer entzücken. Hier sollen ungezählte
wilde Rosen sich wirr und wonnig ringeln und sich ranken
an alten Eichen, Stein und Stamm und mit dorn holden
Lenz- und Lichtdreiklang von Frische, Duft und Farbe
die schlummernde Erinnerung in uns aufklingen lassen
an jene alten Sagen deutscher Jugendzeiten, vom hoch-
gemuten König Gibich, der dort safs, Kriemhilde, seinem
wunderholdon Kinde und ihrem wonnereichen, lichten
Rosengarten.

Freilich wird, die poesieumwobenste Stätte der mittel?

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