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Die Gartenkunst — 8.1906

DOI Artikel:
Metzendorf, Georg; Lambert, Peter: "Rosendom"
DOI Artikel:
Bauer, Friedrich: "Gartenbau"
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0078

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DIE GARTENKUNST

VIII, 4

Schreibung dieses Platzes folgt an anderer Stelle. Die zu ent-
fernenden Ulmen dienen zum Auswechseln der auf dem Platze
stehenden schwächeren Bäume. Um den Ülmenplatz zieht
sich in 6 bis 8 m breiter Entfernung die Rasenfläche, die
nach der Ostseite durch eine Hainbuchenhecke mit grofsen
Bogenfenstern gehalten und einer Musikmuschel eingerahmt
wird. Rechts vom Hauptweg ist der erhöhte Lindenplatz
erhalten, doch führen nur zwei Aufgänge unter Rosenbogen
auf den mit Sitzplätzen versehenen Platz, von dem man über
eine gleichmäfsige Monatsrosenböschung über die mannigfaltigen
und auch einfarbigen Rosenpflanzungen sieht. Man sieht rück-
wärts über breite Rasenflächen, in die Rosen aller Art unregel-
mäfsig vordringen, die teils an Nadelholz, teils an Laubholz
sich anschmiegen.

Vom Haupteingang geht rechts ein Hauptpromenadenweg
in grofser Kurve, an den sich unregelmäßige Rosenpl'lanzungen
herandrängen zum Restaurant, den grofsen Plätzen und Rosar.
Vorher ist bei einer Wegekreuzung ein grofser ovaler, von
Hainbuchenhecken eingefal'ster Platz geschaffen, dahinter sieht
man durch die Bogenfenster öfter blühende Rosen. Vom Ein-
gang 2 aus geht ein Fahrweg 5 m breit rechts zur
Restauration und durch die Kastanienallee zurück, links in
grofsem Bogen durch die schönen Partien quer durch den
Hauptweg an einem Spielplatz vorbei, zu dem grofsen Platze
mit einem Denkmal. Derselbe ist von Bänken mit dahinter
befindlichen Rosenwänden eingeschlossen. Die alte Akazien-
allee führt zum Ausgang respektive zum Eingang links und
mündet auf den Restaurationsplatz von niederen Hecken aus
Burgunderrosen eingefafst. Der grofse, 5 m breite Pahr-
und Promenadenweg geht im Bogen hinter der Restaurations-
halle und Schulgarten zum Ausgang 2. Der Schulgarten ist
mit einer Tannenhecke abgeschlossen, eine Baumreihe trennt
den Weg vom Hof der Restauration.

Von dem Restaurations-Ulmenplatz aus führen zwei Wege
leicht ansteigend den grofsen Rundweg abschneidend, nach dem
Wasserbassin und den Kaskaden. Diese Wege sind in ihrem
ersten Laufe rechts und links von Rosensäulen und Rosenbogen
eingerahmt und gehen in dem höher liegenden Teil unter
einem Rosenlaubdachc hindurch. Die Bepflanzung in diesem
Teil kann etwas Regelmäfsigkeit und Massigkeit vertragen.

Der B er ghat einen quadratischen Grundri fs, steigtpy ramiden-
artig an und ist mit Rosen und Hecken vollständig bewachsen
und gekrönt mit dem Rosendom. Derselbe erhebt sich auf
einer Betonplatte, welche die obere Fläche des Berges abdeckt,
um auf dem zusammengetragenen Boden einen soliden Grund
zu bekommen. 16 Betonpfeiler tragen das aus Eisen und Holz
konstruierte Gerippe des Daches, das von bunt blühenden Rosen
überrankt ist. Das Innere dieser grofsen Halle ist das Haupt-
moment der Anlage. Hier sollen Rosenfeste gröfseron Stils
gefeiert werden. Auf den zwölf Mittelpfeilern ist die Geschichte
der zwölf Kämpferpaare der Wormser Rosengartensage ver-
herrlicht. Vor der Halle steht das Bild des grimmen Hagen.
Vor ihm eine Kaskadenanlage, deren Abwasser die zwei Wasser-
sprudel am Fufse des Berges speist.

Die Betonplatte, auf der der Dom aufgebaut ist, bildet
gleichzeitig den Fufsboden. Die Säulen sind ebenfalls aus
Beton und innen hohl konstruiert mit Erdausfüllung zur Auf-
nahme der Rosenpflanzungen. Andere Rosenpflanzungen sind
aulserhalb der Betonplatte gedacht, welche an den Säulen
emporranken sollen.

Zum Rosendom steigt man zwischen Rugosahecken, aus je
zwei Sorten gebildet, hinauf, und durch eine Pappelallee zum
hinteren Aufgang in dem Rundgang um die eigentlichen Rosen-
hallen. Zwei kürzere Treppenaufgänge an der Kaskade vorbei,

führen direkt nach oben. Diese Treppenanlage ist von einem
breiten Band der niederen, karmoisinroten Polyantha Mme.
Norbert Levavasseur begrenzt. Die grofsen Hügelflächen sind
nach oben in Farben gehalten. Nach unten wird die Pflanzung
wieder unregelmät'siger und wilder. Der grofse runde oder
quadratisch anzulegende hohe luftige Platz oder Rosendom
wird durch winterharte Kletterrosen, die an den Pfeilern und
zwischen denselben gepflanzt sind, hoch überspannt und berankt,
so dals die Wölbung in einigen Jahren bis auf eine kleine,
8 bis 4 m breite Öffnung zuranken wird. Gegen besonders
starke Kälte kann solches Dach durch Überbinden von Tannen-
reisern oder Packtuch etwas geschützt werden.

Die Bepflanzung der übrigen Partien ergibt sich aus dem
beiliegenden Bebauungsplan. Es sind alle die alten harten,
einmal und öfters blühenden, wüchsigen Rosen vorgesehen, die
fast keines Schnittes bedürfen und Deckung verlangen. Die
Rosen aus der Zeit vor 100 bis 150 Jahren, sowie die neueren
dekorativen Sorten sind reichlich verwendet und bilden mit
Hilfe von Bäumen und Sträuchern malerische Büsche. Die
Pimpinellen, Kapuziner, Centifolien, Moos- und gestreifte
Provinzrosen und die gewöhnlichen Hunds- und Heckenrosen,
sowie die veredelten Sorten derselben sind reichlich vorgesehen,
so dals die Bepflanzung nach vorliegendem Plane sich durchaus
dekorativ wirkungsvoll gestalten wird. Die Kosten sind der
grofsen Anlage entsprechend gering, könnten aber durch minder
dichte Bepflanzung, wenn gewünscht, noch verringert werden.
Einzelne Sitzplätze, mitten in oder dicht bei grofsen Rosenpflan-
zungen, sind vorgesehen.

„Gartenbau".

Verfasser: Gartenarchitekt Friedrich Bauer, Magdeburg.
Ehe ich Erläuterungen zur vorliegenden Arbeit gebe, sei
es mir zur Rechtfertigung meines augenscheinlich vom Pro-
gramm abweichenden Entwurfes gestattet, auf den grundsätz-
lichen Widerspruch hinzuweisen, der mir aus der Bezeichnung
„wildwachsender Rosengarten" entgegentrat. Dieser Ausdruck
deutet unverkennbar auf die heute herrschende Unklarheit der
Begriffe „Garten" und „Landschaft", und es scheint mir hierin
die Hauptgefahr zu liegen für das Zustandekommen eines
sachlich einwandfreien Werkes, vom künstlerischen Momente
ganz abgesehen. Der wahre Gartenbau darf uralte, immer
gültige Grundsätze, die jedem „baulichen" Werke aufgeprägt
sein müssen, die ihm das Einheitliche, Zusammenfassende, das
Dauernde verleihen, nicht aufser acht lassen, wie das heutigen-
tags in den sogenannten landschaftlichen Anlagen leider aller-
orts geschieht. Es mufs ein Garten vor allem eine gesunde
sichere, einfache bauliche Form aufweisen, die sehr wohl starken
und innigen Bezug mannigfachster Art zur umgebenden Land-
schaft haben kann, sowohl was Bodenbehandlung als Pflanzung
anbelangt. Freies Pf'lanzenwachstum kann diese Form stellen-
weise durchbrechen, überwuchern, verschleiern, doch soll dabei
der Gartencharakter deutlich bestehen bleiben. Sache ziel-
bewufsten Pflanzens und einer verständigen Pflege wird es
sein, hier die richtige Mitte zu wahren zwischen Üppigkeit und
Verwilderung.

Solche Erwägungen und Absichten liegen dem vorliegenden
Entwurf zugrunde. Er kann sich allerdings auch darum in
geringem Mafse der gegebenen Anlage anpassen, ja mufs groIsen-
teils ihre allmähliche Beseitigung zur Voraussetzung haben.
Die ganze wirre Wegeführung mufs verschwinden, ebenso die
durch diese Wege hervorgerufene künstliche Bodenplastik, so-
wie alle diejenigen Gebüschgruppen, die ruhige Wiesenflächen
 
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