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Die Gartenkunst — 8.1906

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Winkler, Fr.: Rußlands berühmteste Gärten des 18. Jahrhunderts, [1]: ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkunst in Russland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0130

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VIII, 6

DIE GARTENKUNST

110

auf dorn Gute Schnd iriza bei Moloskowitz angetroffen
Ursprünglich in regelmäfsigem Stile angelegt, liefs der
Parkgrofsartige Dimensionen erkennen. Ein amphitheatralisch
gepflanztes Baumrondell, in dessen Innern einst glänzende
Feste gefeiert wurden, hat eine riesengrofse Ausdehnung.
Der Uberlieferung nach hat das Gut einst einem grusinischen
Fürsten gehört. Durch verschiedene Gewalttätigkeiten
gereizt, sollen die aui'ständigen Bauern Schlots und Hof
niedergebrannt und zerstört haben. Seit dieser Zeit ist
auch der Park eine wüste Trümmerstätte geblieben. Die
Anzahl der dem gleichen Schicksale verfallenen, einst
stolzen Anlagen ist nirgends gröfser als in Rufsland und Polen.

Als einer der berühmtesten Gärten der damaligen Zeit
war der des Staatsrats von Demidoff zu Moskau weit
und breit bekannt, besonders durch seine vortreffliche, zum
grofsen Teil aus seltenen Gewächsen bestehende Pflanzen-
sammlung, die nach einem damals herausgegebenen Ver-
zeichnis aus 2200 verschiedenen Sorten bestand. Das
Verzeichnis war in lateinischer Sprache verfafst; eine
russische Übersetzung, ebenso eine Beschreibung des Gartens
nebst Grundrifs war demselben beigefügt. (Schlufe folgt.)

Verschiedenes.

Neue Probleme. Ja, es ist ein merkwürdiges Leben,
merkwürdig und ganz und gar eigenartig; wir stehen inmitten
einer Krisis, einer Krisis, in der es sich entscheiden wird, was
bleiben und bestehen soll oder was als untauglich und unnützer
Ballast beiseite gelegt werden mufs. — Und wir, alle Jünger
einer gemeinsamen Kunst, einer Naturkunst, die uns durch ihre
grofsen Grundprinzipien einander näher bringt — wir stehen
dabei und sehen diesem Werden und Vergehen, diesem Sehnen
und Hoffen, diesem Gestaltungs- und Verjüngungsprozefs zu.
Wir sehen mit staunenden Augen, wie unsere Götter, die He-
roen unserer Kunst, ihres Glorienscheines beraubt, von der
Hand der Kritik rauh erfal'st werden, sie werden ihrer Hülle
entblöfst und wir sehen ein Stück nach dem andern schwinden

— Flitterkram, den Tradition und Götzendienst geschaffen haben
- bis wir sie vor uns stehen sehen, in ihrer Ursprünglichkeit,

grofs und genial für ihre Zeit, genial allerdings auch noch heut
jedoch durch sklavische Nachahmung zur Schablone entwürdigt.

— — — Und wir stehen dabei, — ist es bange Sorge, welche
unseren Atem beengt oder ist es das unbewufste Ahnen von
etwas Grofsem, Gewaltigem!'?

Der einzelne, in heil'sem entsagenden Ringen mit Prinzipien
und anerzogener Schulweisheit; — die Menge aber tobt, man
hat ihnen ihre Götter genommen, sie tobt nun nach neuen
Göttern. Und sie sollen sie haben, zwar nicht heut und morgen,
denn was Jahrzehnte lang in Schutt und Asche ruhte, braucht
wenigstens Jahre, um wie ein Vogel Phönix neu und verjüngt
aus dieser Asche zu erstehen. Rein — neu — und verjüngt
wird er kommen dieser Gott, wird erstehen und erstarken.

Er wird kommen wie ein Frühiingssturm mit Schmerzen
und Wehen und seine Geburt wird die Totenglocke sein für
alle Kleinlichen und Rückständigen, für alle Kunstphilister.
Und er wird kommen!

Die Stätte wurde ihm bereitet durch mühseliges Schaffen
und heifses Ringen: — zwar scheel angesehen von manchen
Aiten, Verbitterten, die trotzig beiseite standen, aber stürmisch
und jubelnd empfangen von den Jungen.

Und dann, wpnn wir sie haben werden, die mit so vielen

Geburtswehen zustande gekommene Gartenkunst, an deren
Wiege die Parzen dem Verein deutscher Gartenkünstler den
Lebensfaden abschnitten und die junge Gesellschaft für deutsche
Gartenkunst neben den anderen Künsten Pate stand, dann
wollen wir sie hegen und pflegen und vor bösen Einffüssen
zu bewahren trachten und vor allem nie der Stürme vergessen,
welche nötig waren, um sie zur Welt zu bringen und auch nicht
derer, die treu und mutig für sie eintraten und sich mit kühnen
Worten untereinander befehdeten. — Und bald, — bald haben
wir es — unser Hilligenlei — — —

Ja, wahrlich ein heilig Land ist die Kunst und vornehmlich
unsere Kunst. Heilig wie die Natur und ihr Schöpfer und
bleiben wir uns dessen auch immer bewufst, dafs wir
mit den Bewohnern unseres Hilligenlei ■— den Pflanzen — nur
als reinste Idealisten und Kunstgläubige, künstlerisches schaffen
könnnen.

Nach Jahren wird man sich noch daran erinnern, an dieses
Brausen und Toben, Brodein und Gären in dem Hexenkessel
der Zeit, bis sie geschaffen wurde.

Die alten Meister, welche früher als unantastbar galten,
sie wurden nun ganz beiseite gestellt, — oder doch nicht?

Und es ist gut, wenn es nicht so ist, denn die, die in ihrer
Zeit Grofses leisteten, dürften auch heute noch in ihren Grund-
prinzipien vorbildlich sein; — wir wollen sie auch weiter stu-
dieren in ihren Kunstideen, — ihren psychologischen Feinheiten
in der Erkennung und Verwendung des einzelnen Pflanzen-
charakters, — ohne uns jedoch von der Schablone vergewalti-
gen zu lassen. — Welch ein frischer Zug geht nun auch durch
unsere Kunst und — heil ihr, dreimal heil!!!

Ein jeder komme herbei und bringe sein Bestes aus dem
Schatz seiner Ideen, seiner Kenntnisse und Erfahrungen, wohl
überlegt. — Doch dann frisch und ohne Ziererei, die Kritik
wird dann bald die Spreu von dem Weizen sondern — kurz, —
scharf, — sachlich und wohl dem, der sich nicht abschrecken
und entmutigen läfst in dieser Mitaibeit, wenn seine Ideen
und Ideale vielleicht rücksichtslos angegriffen werden und
manches, was ihm teuer und wert war, in den Staub gezogen
wurde, nicht lasse er sich irre machen durch hämischer Feinde
Hohngelächter. Immer treu und beständig wollen wir weiter
wandern auf der nun beschrittenen Bahn, uns gegenseitig
stützend, helfend und ermunternd, bis wir es erreicht haben,
das Ersehnte — unser Hilligenlei.

Hermann Koenig, Mannheim.

Urnenhaine. Im Verein für Feuerbestattung zu Stettin
sprach unlängst Herr Garteninspektor Hannig über „Friedhöfe
im Sinne der Feuerbestattung". Einleitend erörterte er einige
psychologische Einwände gegen die Feuerbestattungsideen und
suchte sie zu entkräften. Die Äufserungen gipfelten vornehm-
lich darin, dafs durch den vermeintlichen Wegfall des Grabes
und die dadurch genommene Möglichkeit, die letzte Ruhestätte
verstorbener Angehöriger mit lebenden Pflanzen und Blumen
vielseitig und sinnig zu schmücken, viele Antipathien ge-
schaffen würden. Die in den ■ Kinderjahren des Feuer-
bestattungsgedankens entstandenen hallenförmigen Kolumbarien
zur Beisetzung von Aschenresten entsprächen nicht unsern
Gewohnheiten, da ein Schmuck von lebendigem Grün in ihnen
gar nicht oder doch nur äui'serst beschränkt anzubringen sei.
Eine ungleich idealere Lösung sei die der Urnenhaine, wie sie
auch für Stettin beschlossene Sache sei. Diese Urnenhaine
die erst in den allerletzten wenigen Jahren im Entstehen be-
griffen sind, können zwar noch nicht Anspruch auf Voll-
kommenheit erhoben, kommen aber dem Ideale bereits erheb-
lich näher. An Hand von Skizzen wurde das für den Stettiner
Hauptfriedhof bestimmte Projekt erläutert und daran anknüpfend
 
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