Die Gartenkunst (8.1906)

VIII, 7 DIE GARTENKUNST 187

Die Eröffnung (1er neuen PflaUzeilSCliailllällSei' im Nach Ausarbeitung der Detailpläne konnte im April 1905

Palmen "'arten ZU Frankfurt a M m'* ('ei Ausführung der Bauten begonnen werden. Sie wurden

unter Mitwirkung des Baudirektors Ritter und des Architekten

Unter Fachleuten sowohl als auch unter dem Laienpublikum Martin von der Firma Ph. Holzmann & Co. derartig gefördert,

war es längst empfunden worden, dal's der Frankfurter Palmen- dafs sie heute in allen Teilen vollendet dastehen,

garten, der wohl unbestritten als die hervorragendste Pflanzen- Die Gesamtanlago besteht aus einer Mittelhalle, an die

kulturstätte im deutschen Vaterlande und weit über seine rechts sechs, links sieben Pflanzenhäuser anschliel'sen, und be-

Grenzen hinaus angesehen werden darf, auf die Dauer einer deckt einen überbauten Flächenraum von 3340,80 qm, gegenüber

epochemachenden Erweiterung seiner Darbietungen nicht 1050 qm Fläche der alten nunmehr beseitigten Schauhäuser,

entbehren könnte. Nicht etwa als ob das Institut an sich Die imposante Mittelhalle hat eine Länge von 6t m bei 13 m

nicht mehr auf der Höhe der Zeit gestanden hätte — nein, Breite und 8 in Höhe; der sie krönende Kuppelbau ist 15 m

aber bei dem hoch. Auf wei-

auch nicht im im- treter der Verwal-
klaren geblieben. im Raum unter der Kuppel in den neuen Pfianzenhäusern des Frankfurter Palmengartens. tungsbehörden ,

Mit Geschick der wissenschaft-
und Verständnis hat der Leiter des Palmengartens, Herr liehen Institute, der Fachwelt, sowie Freunde und Gönner des
Kgl. Gartenbaudirektor Siebert, dessen Verdienste um das Instituts aus allen Kreisen zu einem Festakt geladen, der sich
Institut bei seinem im Jahre 1904 festlich begangenen am Vormittag des 9. Juni d. .!s. im Festsaal des Palmengartens
Dienstjubiläum allseitige Anerkennung gefunden hatten, die sich abspielte. Unter den Erschienenen bemerkten wir auL'ser den
ihm hier bietende Aufgabe erfafst und es durchzusetzen ver- beiden Bürgermeistern der Stadt Prankfurt und zahlreichen
standen, dal's der Plan zu einer mit allen modernen Einrich- Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordnetenversamm-
lungen ausgestatteten umfangreichen Gewächshausanlage in hing den Kgl. Ministerialdirektor Dr. Thiel und den Professor
die Wirklichkeit übertragen wurde. Nach mehrjährigen Vor- Dr. Klebs von der Universität Halle als Vertreter der Staats-
arbeiten konnte er den Verwaltungsorganen der Palmengarten- regierung, sowie eine grofse Anzahl hervorragender Fachleute,
gesellschaft ein nach allen Richtungen wohldurchdachtes Projekt In seiner Begrüßungsansprache dankte der Vorsitzende des
vorlegen und wenn auch vor endgültiger Annahme desselben Verwaltungsrates der Palmengartengesellschaft, Justizrat Dr.
noch eine Eeihe von Reisen zur Besichtigung der bedeutendsten Friedleben, der Regierung für die Entsendung ihrer beiden
Gewächshausanlagen im In-und Auslande unternommen wurden, Vertreter. Männer der Wissenschaft und der Praxis seien ge-
so hatten diese vorzugsweise den Zweck und auch das Er- kommen, um Paten zu sein bei dem heutigen Taufakt. Nicht
gebnis, bei denjenigen Persönlichkeiten, welche über die Aus- nur Freude und Erholung solle der Palmengarten spenden,
führung der Siebertschen Vorschläge zu befinden hatten, die sondern auch Belehrung und Anregung; das Institut verfolge
Überzeugung zu festigen, dafs diese Vorschläge auf eingehend- auch wissenschaftliche Ziele. Der heutige Tag bilde einen
ster Sachkenntnis aufgebaut waren und unbedenklich zur Aus- Markstein in der Geschichte des Gartens. Durch das Zustande-
führung angenommen werden konnten. Daneben kam es bei kommen des Werkes, das heute geweiht werden solle, habe
diesen Besichtigungsreisen natürlich auch darauf an, neuere sich Herr Direktor Siebert, von dem die Grundidee herrühre,
Konstruktionsdetails und dgl. an Orten, wo sie ausgeführt und der es an erster Stelle mit verwirklichen half, ein bleiben-
waren, zu studieren und ihre Anwendbarbeit für die projektierten des Denkmal gesetzt. Neben ihm habe sich Herr Direktor
Neubauten im Palmengarten festzustellen. In wesentlichen Teilen Bitter um den Bau der neuen Pflanzenschauhäuser besonders
ist — das mag hier ausdrücklich betont werden — an den im Jahre verdient gemacht; alle Fortschritte der Bautechnik seien von
1904 vorgelegten Siebertschen Entwürfen nichts geändert worden. ihm an anderen mustergültigen Anlagen studiert und hier ver-