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Die Gartenkunst — 8.1906

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Verschiedene Mitteilungen, Wettbewerbe
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Encke, Fritz: Jahresbericht der Königl. Gärtnerlehranstalt Dahlem für 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0152

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VIII, 7

DIE GARTENKUNST

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in Aussicht genommen. Als Preise für den Wettbewerb werden
ausgesetzt: I. Preis 8000Mk., 2. Preis 2000 Mk„ 3. Preis 1000 Mk.

Wettbewerb Biebrich a. Rh. Der von der Stadt Biebrich
ausgeschriebene Wettbewerb hat eine hochinteressante Aufgabe
zum Gegenstand: Die Einteilung und Bebauung eines erhebliche
Ii öhenünterschiede aufweisenden Geländes, das zwischen mehreren
Strafseh- bzw. Eisenbahnlinien liegt und teils zur Schaffung
eines grofsen Festplatzes, zur Anlage von Spielplätzen, Garten-
und Parkanlagen, teils zu Strafsen- und Bauzwecken (Villen-
bauten) ausgenutzt werden Soll.

Verlangt werden ein Grundplan 1 : 500, ein Nivellements-
plan 1 : 600, Berechnung und profilmäfsige Darstellung der Erd-
bewegung, Kostenanschlag und ausführlicher Erlau terungsberieht,
aus dem auch die Gröl'se und Verwendbarkeit der einzelnen
flächen ersichtlich sein mufs. Erwünscht sind ferner Perspek-
tiven, insbesondere eine, die einen Uberblick über die ganze
Anlage von dem Platz eines vorgesehenen Denkmals gibt.
Angesichts dieser reichlichen Forderungen sind die Preise nicht
gerade ttbermüfsig hoch, und es ist auch die Frist (] B. September)
ziemlich knapp. Preisrichter sind Prof. Baumeister-Kailsruhe,
Maler Kögler und Architekt Schellenberg-Wiesbaden, Garten-
direktor Schröder-Mainz und Siebert-Frankfurt a. M„ Baurat
Thiel und Oberbürgermeister Vogt-Biebrich.

Unterrichts wesen,

Jahresbericht der Königl. Gärtnerlehranstalt Dahlem
für 1905.

Von der Schriftleitung der Gartonkunst bin ich zu
einer Besprechung des Jahresberichtes aufgefordert worden.
Nur zögernd komme ich diesem Wunsche nach, da aus der-
artigen Berichten ein sicheres Urteil über die Leistung einer
Schule nicht gewonnen werden kann. Immerhin lassen sicli
einige Tatsachen feststellen, die Aufschlufs über die Ent-
wickelung der Gärtnerlehranstalt seit der Wildparker Zeit
geben.

Da ist vor allem die Vergröfserung des Lehrkörpers freudig
zu begrüfsen. Während in Wildpark zwei Lehrer hauptamtlich
angestellt waren, sind es jetzt sechs, so dafs in Dahlem für
die Botanik, für Mathematik und Naturwissenschaften und für
Zeichnen besondere Lehrkräfte vorhanden sind, und dafs eine
Teilung der rein gärtnerischen Fächer unter drei hauptamtlich
angestellte Lehrkräfte möglich geworden ist. Zu diesen ge-
sellen sich noch der Direktor und der Kustos des botanischen
Gartens unl Geh. Rat Wittmack von der landwirtschaftl. Hoch-
schule; femer der Geschäftsführer für Obst von der Landwirt-
schaftskammer in Berlin, der Höfgärtner Meermann aus
Sanssouci, ein Obergärtner aus dem botanischen Garten, zwei
Architekten und ein Kunstmaler.

Da die Gebiete, welche von den einzelnen Dozenten be-
handelt werden, vielfach ineinandergreifen, ist dafür gesorgt,
dafs besonders die wirtschaftlichen und Kunstfragen von ver-
schiedenen Gesichtspunkten aus behandelt werden können. Bs
wird daher für die Zukunft ausgeschlossen sein, dafs Lehr-
meinungen Einzelner von den Schülern als uhumstöfsliche
Richtschnur fürs ganze Leben aufgefafst werden, wie das früher
wohl manchmal vorkam.

Des weiteren sind wohl wesentliche Vorzüge der Dahlemer
Anstalt vor der Wildparker. dafs an Stelle obligatorischer prak-

tischer Arbeit auf kleinem, ungünstig gelegenem Gelände mit
mangelhaften Einrichtungen freiwillige Übungen in dem neu-
zeitlich ausgestatteten umfangreichen Gelände an der neuen
Anstalt getreten sind. Hierdurch ist auch viel Zeit frei ge-
worden für die Studien der „Hörer", wie die Anstaltsbesucher
offiziell genannt werden. Aber nicht nur das Anstaltsgelände,
sondern auch der botanische Garten, die Biologische Anstalt
und die Versuchsfelder der landwirtschaftl. Hochschule bieten
Gelegenheit zu Belehrung und Anschauung. Die Potsdamer
Königl. Gärten stehen nach wie vor als Lehrmittel zur Ver-
fügung, doch ist ohne Frage die Benutzung dieses in joder
Einsicht einzigartigen Studienmaterials gegen früher wesentlich
erschwert.

Wie weit sich die Einrichtung, das Studienjahr im Oktober
zu beginnen, und die vierjährige vorherige Praxis bewährt
haben, wäre wohl interessant zu erfahren, da manche Gründe
dafür, manche dagegen beigebracht werden können.

Die Teilung des Lehrplanes in verschiedene Lehrgänge,
einen allgemeinen, an dem jeder Besucher im 1. Jahre teil-
nehmen mufs, und je einen für Gartenkunst, Obst- und Pflanzen-
bau, ist ein Fortschritt, dem ich schon früher das Wort ge-
redet habe. (Vergl. Moeliers Deutsche Gärtnerzeitung, Jahrg.
1897, No. 31.) Durch diese Spezialisierung ist es auch möglich
geworden, einzelne Gebiete des Gartenbaues, welche früher
ganz fehlten oder doch sehr vernachlässigt waren, in den Lehr-
plan aufzunehmen und eingehender zu behandeln, z. B. Binderei,
Samenbau und Kolonialpflanzenbau.

Endlich ist die Gelegenheit für die Dozenten, wissenschaft-
lich zu arbeiten und zu forschen oder künstlerisch ausübend
tätig zu sein, ein . M ittel, bewährte Kräfte an die Anstalt zu
fosseln und die Anstalt auf einen höheren Standpunkt empor-
zuheben.

Wer selbst Schüler von Wildpark gewesen ist, wird sich
beim Lesen des vorliegenden Jahresberichtes über alle diese
Fortschritte freuen, welche die Bildungsstätte gemacht hat,
der auch er einmal als Schüler angehört hat und die, wie es
auf der 1. Seite heifst, auf eine 81jährige Tätigkeit zurück-
blickt.

Diese Freude wird aber jedenfalls etwas getrübt werden,
wenn man unter „XII. Ausschufs der Hörerschaft" folgendes
liest: Wildpark hatten wir Lebewohl gesagt: seine liebliche
Natur und seine Verborgenheit unter den alten Eichen, die
seine Geschichte kannten, hatten die Schüler in Kameradschaft
zusammengeschlossen.

Als wir das neue Haus in Dahlem sahen, das so frei da-
stand, wie herausfordernd: „Seht mich an, ich bins", und als
wir den luftigen Zug der Winde verspürten, da gings auch
durch den Geist wie geheimes Wehen, und man fühlte: eine
neue Zeit bricht an. Wildpark hatte so träumend die Arbeit
angeschaut, liier pulsierte erfrischendes Leben, man sah, alles
suchte nach Zielen.

Und wie wir bei Direktion und Lehrern das lustige
Schaffen verspürten, da rann's wie erwärmender, befruchtender
Sonnenschein durch uns, und uns kam die Lust an, uns mit
hineinzustellen in das hoffnungsfrohe Hingen und mit bauen
zu helfen, uns zu Nutz, der Lehranstalt zur Ehr!" Das heifst
auf gut deutsch: Jene Leute, die einmal die Wildparker Anstalt
besuchten, haben geschlafen. Wir dagegen, wir jüngeren, wir
worden auf jegliche Tradition der jetzt 81jährigen pfeifen und
der Welt zeigen, was wir für tüchtige Leute sind.

Wenn es dann auf S. 72 von der dem Ausschufs ange-
gliederten Autographischen Abteilung heifst: „Die geleistete
Arbeit ist für die Kürze der Zeit ausserordentlich hoch," so ist
das ja auch gleich, ein Fingerzeig dafür, wie die Besucher der

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