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Die Gartenkunst — 8.1906

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Schneider, Camillo: Die Gartenkunst auf der dritten deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden
DOI Artikel:
Heicke, C.: Die Gartenanlagen der Deutschen Kunstausstellung 1906 in der Flora zu Cöln
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0208

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VIII, 10

DIE GARTENKUNST

195

Was mir ferner noch auffiel, war das oben im Text
erwähnte Blumenbeet vor der Laube, das unser Bild Seite
193 unten zeigt. Man vergleiche auch den Grundplan.
Grol'smann hat es in ganz einfachen Formen gehalten und
versucht, nur durch die Farben (rote Rosen, blaue Stief-
mütterchen, weifse Bellis) zu wirken. Vielleicht mag
auch diese Bepflanzung ganz geeignet gewesen sein, aber
als ich in den ersten Augusttagen das Beet sah, lag es
ziemlich tot da. Meines Empfindens wäre es angebracht,
dem Beet ein architektonisches bleibendes Zentrum (z. B.
eine alte Vase) zu geben und nur um diese herum stets
Blumen in einer satten Farbe zu halten.

Weiter mich mit dem Garten -und noch anderen Aus-
stellungsobjekten, die oinigermafsen mit der Gartenkunst
zusammenhängen, zu befassen, verbietet der mangelnde
Raum. Ich will nur wünschen, dafs die nächstjährige
Dresdner Gartenbauausstellung sich der Gartenkunst an-
nimmt und in ähnlicher Weise, wie es liier von Grol'smann
geschah, verschiedene Gartenmotive gut durchfuhrt.

Die Garten a nlagen der Deutschen Kunstausstellung 11)06
in der Flora zu Cöln.

Der Verband der Kunstfreunde in den Ländern am
Rhein — unter dem Protektorat Sr. Kgl. Hoheit des Grofs-
herzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein — hat
bekanntlich eine Deutsche Kunstausstellung in der Flora
zu Cöln in diesem Jahre veranstaltet.

Die Ausstellung zerfällt in drei Teile und zwar in die
das Hauptausstellungsgebäude füllende Gemäldeausstellung,
die kunstgewerbliche Sonderausstellung im „Frauen Rosen-
hof" und das Tonhaus, mittelst dessen neben Malerei und
Plastik auch die Baukunst auf der Ausstellung vertreten ist.

Das Hauptausstellungsgehäude rührt von Billing-
Karlsruhe, der Frauen Rosenhof von 01 brich-Darmstadt
und das Tonhaus von Peter Behrens-Düsseldorf her.
Wie diese drei Bauwerke bzw. die drei Gebäudegruppen
in den Florapark hineinkomponiert sind, verdient vollste
Anerkennung. Der Lageplan zeigt die Grundrifsanordnung.
Es haben sich da aufsorordentlich reizvolle Bilder er-
geben, ganz besonders auch deswegen, weil der vorhandene
Weiher gewissermafsen als Bindeglied dazwischen tritt und
die drei Bauwerke zu einem Bilde zusammenbringt.

Wenn man vom Hauptparterre her sich dem Weiher
nähert, so fällt der Blick zunächst auf das in die Teich-
fläche vorgeschobene Tonhaus, dessen Pergolaabschlufs
sich im Wasser spiegelt, einige Schritte weiter und man
hat den Teich in der Länge überschauend das Haupt-
ausstellungsgebäude vor sich, und überschreitet man schliefs-
lich die Brücke vor dem Tonhaus, so fesselt das entzückend
schöne Bild des Rosenhofes am jenseitigen Ufer das Augo,
und besonders wenn die sinkende Sonne seine roten Sand-
steinmauern in warmem Tone erglühen läfst, ist das Bild
bezaubernd schön.

Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die architektonischen
Leistungen, welche hier geboten sind, einer kritischen Be-

trachtung zu unterziehen. Ich möchte mich darauf beschrän-
ken, lediglich auszusprechen, dafs mir persönlich der Frauen
Rosenhof — ich bitte mich nicht mifszuverstehen: ich meine
das Bauwerk — in seiner Gesamtanlago und Gruppierung
am besten gefallen hat; wie es heifst, soll es dauernd er-
halten bleiben und wenn man eine geeignete Verwendung
für seine Räume hat, so kann es als eine ganz hübsche
Bereicherung der Flora angesehen werden.

Von allen diesen Bauwerken gilt gleicherweise, dafs sie
in den Park sehr geschickt hineingesetzt sind und in Ver-
bindung mit den Baumgruppen, dem Wasser und dem Rasen,
wie ich schon sagte, aufserordentlich wirkungsvolle Bilder
ergeben.

Nun hat man sich aber mit dieser malerischen Wirkung
der Gesamtanlage nicht genügen lassen, sondern jeder der
drei Künstler hat anscheinend auch noch die unmittelbare
Umgebung seines Baues zu einer Art Sondergarten auszu-
gestalten gesucht und da kann ich mich nicht so unein-
geschränkt mit ihren Darbietungen einverstanden erklären.

Zunächst möchte ich Herrn Garteninspektor Rausch,
der als Leiter der Gartenanlagen der Flora bei der Durch-
führung der Künstlergärton sowohl als auch der Gesamtan-
ordnung der Ausstellung sehr wirksam mitgearbeitet hat und
dessen verständnisvolle Unterstützung bei den Architekten der
einzelnen Baugruppen auch gern anerkannt worden ist, das
Wort geben zu einer Beschreibung der Anlage im einzelnen:

„Auf der Cölner Kunstausstellung war der Garten-
künstler nur der ausführende, beratende Teil, der Formen-
künstler der Architekt.

Drei Werke, einschliefslich der dazu gehörenden Garten-
architektur, sind entstanden inmitten des vom Altmeister
Lenne so vorzüglich angelegten Floraparkes, und zwar der
Hauptausstellungsbau mit dem gärtnerisch ausgestalteten
Vorhof von Professor Billing, Karlsruhe, der Frauen-Rosen-
hof von Prof. Olbrich, Darmstadt, das Tonhaus mit um-
gebender Gartenanlage von Prof. Behrens, Düsseldorf.

Eigenartig mutet im Rahmen des teils nach landschaft-
lichen Gesichtspunkten, teils nach Vorbildern französischer
Gartenkunst aus der Zeit Ludwigs XIV. angelegten Flora-
parkes die neuzeitliche Gartenarchitektur an.

Sollten wir hier nicht der Verwirklichung eines Teils
unsern Bestrebungen näher gerückt werden, Architektur
im landschaftlichen Rahmen, Menschenwerk, — Linien
des denkenden Menschengeistes in einer landschaftlichen,
der freien Gottesnatur nachgebildeten Umgebung?

Der Vorhof zum Hauptgebäude in seiner ernsten,
ruhigen Linienführung wirkt mit den links und rechts
nach dem Eingang zustrebenden pergolaartig verbundenen
Säulenreihen sehr vorteilhaft.

Der ganze Vorhof liegt 1 m tief in das Gelände ein-
geschnitten da, die Böschungen hinter der Säulenreihe sind
als Abschlufs mit einer Hecke aus Ulmen bepflanzt.

Zwischen den die Eingangstreppe flankierenden
Säulenreihen sind mächtige Holzkästen mit Lattenwerk an-
gebracht, welche Schlinggewächsen Halt vorleihen.

Einfarbige Irisinen mit ihren dunkelroten Blättern
passen zu den gelbbraunen Fliesen der Eingangspforte
aufserordentlich gut.
 
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