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Die Gartenkunst — 8.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0219

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206 DIE GARTENKUNST VIII, 10

noch entbehren, liefert den augenscheinlichen Beweis von der
Zweckmässigkeit dieser Einrichtung.

Zur Nachahmung empfohlen. In der mehrfach er-
örterten Frage der Erhaltung der Parkerholungsstätten Berlins
ist durch einen neuen Erlafs des Polizeipräsidenten ein
weiter Schritt nach vorwärts gemacht worden. Wie bekannt,
haben in letzter Zeit einige Grundbesitzer geplant, in un-
mittelbarer Nähe des Viktoriaparkes Betriebe, wie Speicher-
und Fabrikgebäude zu errichten. Durch diese Verschandlung
des Parkes wäre Berlin um eine schone Erholungsstätte
ärmer geworden. Eine erfreuliche Abwehrmal'sregel gegen
diesen Plan bildet die erwähnte Polizeiverordnung, die
folgendermafsen lautet:

„In den Gebieten der Stadtgemeindo Berlin, welche be-
grenzt werden von der Kreuzbergstral'se, Kleinen Parkstrafse
und dem Viktoriapark einerseits und dor Kleinen Parkstrafse,
Kreuzbergstral'se, Lichterfelderstrafse und dem Viktoriapark
anderseits, dürfen Fabrik- und Speichergebäude nicht errichtet
werden; auch ist die Errichtung neuer und die Erweiterung
bestehender Anlagen, welche bei ihrem Betriebe durch Ver-
breitung schädlicher und übler Dünste, starken Bauches oder
durch Erregung ungewöhnlichen Geräusches Gefahren für das
Leben und die Gesundheit des Publikums zur Folge haben,
verboten."

Die Erweiterung des Seheitniger Parks auf dem

städtischen Gelände zwischen Leerbeutel und dem alten Park
ist mit einem Kostenaufwand von über 100(100 Alk. geplant.
Aus der Begründung der Magistratsvorlage sei noch folgendes
hervorgehoben:

Beim Abschlufs des Vertrages über die Bebauung von
Leerbeutel mit dem Besitzer, Direktor Bunke, war für die
Stadtgemeinde das Interesse mal'sgebend, die landschaftliche
Wirkung des Scheitniger Parkes und seiner nächsten Umgebung
nicht beeinträchtigen zu lassen. Um dies zu erreichen, ist
auch die Erweiterung des alten Scheitniger Parkes zunächst
bis an die spätere Villenkolonie Leerbeutel heran vorgesehen
und zu diesem Zwecke das Land zwischen dem Parke und
Leerbeutel zum Teil von der Stadt erworben, zum Teil un-
entgeltlich von Bunke abgetreten worden. Die Regulierung
der Stral'sen nach Leerbeutel, sowie die Bebauung des Ortes
ist so weit vorgeschritten, dafs es zweckmäßig ist, jetzt auch
die Parkanlagen herzustellen. Die Herrichtung des Landes für
diesen Zweck bietet insofern eine grofse Schwierigkeit, als das
Terrain tief liegt, stellenweise tiefer, als der alte Park, und
durch die neuen, demzufolge hoch aufgeschütteten Strafsen-
körper zurzeit einen unschönen Anblick gewährt. Dies ist be-.
sonders bei den Flächen östlich der Leerbeutoler Zugangs-
stral'se der Fall, die hier aufserdem noch durch einen Sommer-
deich, der erhalten bleiben muls, gegen den alten Park ab-
geschlossen werden. Die beste gartentechnische und zugleich
billigste Lösung bietet hier die waldartige Bepflanzung, die
es ermöglicht, das Land nach vorheriger tiefgründiger Pflügnng
im allgemeinen, wie es gegeben ist, zu verwenden, gleichzeitig
auch in willkommener Weise den beliebten alten
Scheitniger Park zu vergröfsern. Nur für die Über-
leitung der Wege über den Deich und zu den Stral'sen hinauf,
ebenso für die Abflachung der steilen Böschungen des Stral'sen-
körpeis gegen die Anlagen sind gröfsere Anschüttungen not-
wendig. Bei den schwierigen Bodenverhältnissen in Leerbeutel,
meist schwerer Lehmboden, muls, besonders für die Wald-
anpflanzungen, der vorhandene Mutterboden möglichst völlig
verwertet, und er mufs daher aus den Stral'sen- und Wege-

flächen ausgehoben und auf die Pflanzflächen aufgebracht
werden, wie dies übrigens bei Neuanlagen fast immer geschieht,
um die Anpflanzungen von vornherein so anzulegen, dal's ihr
Gedeihen gesichert ist. Bei den Flächen westlich der
Leerbeuteier Zugangsstrafse im Anschlufs an die Spielwiese
ist dagegen die landschaftliche Behandlung, also offene
Bepflanzung mit Rasenflächen, Baum- und Strauchgruppen,
unbedingt geboten, um den schönen Rückblick nach dem
Scheitniger Parke, sowie den freien Ausblick nach den
Trebnitzer Höhen über die Schwarzwasserniederung, weite
Wiesengründe und die malerisch sich darbietenden Ortschaften
hin nicht zu rauben. Durch die Herstellung einer Anhöhe
am Schwarzwasserdeiche soll dieser landschaftliche Reiz
noch verstärkt werden. Auf diesen Flächen ist der Ful's-
gängerweg nach Leerbeutel, dem Bebauungsplane ent-
sprechend, auf Kosten der Stadt zu verschieben und auszubauen,
sowie eine Brücke über den jetzigen üeichgraben herzustellen.

Um die Parkanlagen gegen die Ringstrafse von Leerbeutel
abzuschliefsen und gleichzeitig eine wirkungsvolle und be-
friedigende Überleitung vom Parkwalde zur bewohnten Strafse
zu gewinnen, ist längs der flaoh auszugestaltenden, mit Basen
anzusäenden Böschung der Ringstrafse vom Gutsgehöft
Leerbeutel an eine Fufsgängerpromenade in breiter Ab
messung mit beiderseitigen Rasenstreifen und Baumreihen
vorgesehen worden, für die monumental sich entwickelnde
Baumarten —wie einheimische Eichen— werden gewählt werden.

Die jetzt auszuführenden Anlagen erweitern den Scheitniger
Park bedeutend und werden ihn um neue, eigenartige Park-
partien bereichern, die durch die grofse Fufsgängerpromenade
am Rande von Leerbeutel einen ganz besonderen Reiz ge-
winnen und ein jetzt abgelegenes und ödes Land verschönen
werden. Bei Fortführung der Anpflanzungen und der Promenade
um ganz Leerbeutel, die freilich späteren Zeiten — je nach
den Fortschritten der Bebauung — überlassen bleiben muls
wird dort eine schöne Anlage entstehen, wie sie in gleicher
Großzügigkeit anderwärts kaum vorhanden sein dürfte.

Ausschmückung der Planausstellung der Gruppe
Bayern der D. G. f. G. auf der bayerischen Landesausstellung
in Nürnberg. Die Bilder auf Seite 202 und 201! zeigen die
geschmackvolle Ausschmückung der Planausstellung der Gruppe
Bayern durch die Firma Buchner & Co., München, über die in
unserm Augusthefte Seite 164 eingehend berichtet wurde.

Personal nach richten.

Ahrens, Rieh., Grofsherzogl. Hofgärtner in Baden-Baden
und Fiesser, G. H., Grofsherzogl. Hofgärtner in Karlsruhe,
haben anläfslich der goldenen Hochzeit des Grofsherzogs von
Baden das Verdienstkreuz vom Zähringer Leiwen erhalten. —
Richter, Stadtgartendirektor in Breslau, ist der Rote Adler-
orden IV. Klasse verliehen worden. — Reuter, A., Kgl. Ober-
gärtner, wurde zum Kgl. Hofgärtner im Neuen Garten ernannt;
sein bisheriges Revier übernahm der Kgl. Obergärtner Potente,
Sanssouci. — Froebel, Otto, Inhaber des bekannten Pflanzen-
goschäftes in Zürich, starb am 28. Aug. d. J., 02 Jahre alt. —
Schmoeger, M., Stadtgärtner in Freiburg i. B., hat den Titel
Stadtgarteninspektor erhalten. — Herrmann, Rob., bisher in
Möschen (Oberschi.), wurde die Leitung der Sachsen-Weimari-
schen Hofgartenverwaltung in Heinrichau übertragen. — Bruns,
Oskar, hat in Minden i. W. eine Gärtnerei mit Baumschule
übernommen und ein gartentechnisches Büreau eröffnet.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. - Vorlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 11,

Dessauerstrasse 20. — Druck von A.W. Hayn'ö Erben, Berlin und Potsdam.
 
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