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Die Gartenkunst — 9.1907

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Schultze-Naumburg, Paul: Naturverschönerung, [1]: Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des Bundes "Heimatschutz" in München
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Heicke, C.: Die hainartige Umgestaltung der sogenannten Holzecke im Frankfurter Stadtwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0013

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IX, 1

DIE GARTENKUNST

5

Ruine im Walde auf Bergeshöhen. Sie
war offenbar noch lange nicht schön
genug. Der Gärtner kommt und macht
sie noch viel schöner, indem er ihr das
Brandmal seiner Bretzelwege, schöner,
sauberer Bordsteineinfassungen, Tänn-
chenbosketts und all die anderen lieblichen
Requisiten seiner Kunst anheftet. Abb. 8
zeigt ein anmutiges Bild vor den einsti-
gen Postungsmauern einer alten Stadt.
Häuschen und Hüttchen, Gartenhäuser
und Lauben haben sich da anmutig ein-
genistet und geben ein Bild, das, wenn
man aus der Stadt kommt, im über-
tragenen Sinn beinahe ein schönes
Stückchen Natur genannt werden kann.
Aber es ist den Menschen von heute noch
lange nicht schön genug, es mufs un-
bedingt verschönert werden, wenn es
auch ein großes Stück Geld kostet.
Merkwürdig, sonst ist ja für nichts Geld
da und an jeder Anlage mufs so viel
gespart und geknausert werden, dafsanstatt
des Ziegeldaches ein Pappdach und statt Abb. 10.

des Holzstakets ein Stacheldrahtzaun ge-
wählt werden mufs. Aber in unsererZeit weifs man sehr wohl, daneben greift, wenn mau heute verschönern will, zeigt
was man den Idealen schuldig ist, und für eine „Verschöne- dieses Bildchen (Abb. 11). Am Rande einer steilen Höhe
rung" ist Geld da. Auf Abb. 9 sieht man, in wie merkwürdiger zieht sich ein Weg hin, von dem man einen wundervollen
Weise sich ein ähnliches Stadtbild verschönert hat. Da- Blick ins Tal hat. Um den Weg zu verschönern, pflanzte
bei ist es noch gar nicht mal das Schlimmste, was man man hier seitlich vom Wege Tannen und wieder Tannen,
zeigen könnte. Käme es mir darauf an, ganz besondere Die versperren nun jetzt, wo sie herangewachsen sind,
Karikaturen festzunageln, man brauchte kaum weit zu zwar die Aussicht, geben aber dafür auch keinen Schatten,
laufen. Mit wie ganz erstaunlicher Sicherheit man stets Das einzige, was zu vermeiden gewesen wäre, ist hier mit

raffiniertem Ungeschick erreicht. Hätte
man an der Seite des Weges, wie es
frühere Zeiten auf der andern Seite schon
getan, Alleebäume gepflanzt, so hätte man
in deren Schatten spazieren gehen können,
während man unter ihren Zweigen den
Blick ins Tal gehabt hätte, wie es unser
Bild (Abb. 10) als ein nicht mal besonders
schönes Exemplar einer Allee erkennen läfst.

(Schlufs folgt,)

Die hainartige Umgestaltung der soge-
nannten Holzhecke im Frankfurter Stadt-
walde.

Von

Heicke, Stadtgartendirektor, Frankfurt a. M.

Wenn irgend wo auf forstlichem Ge-
biete es ein Gebot der Notwendigkeit ist,
die wirtschaftlichen Rücksichten hinter die
der Ästhetik zurücktreten zu lassen, so
ist es überall da der Fall, wo die benach-
Abb. 11. Gegenbeispiel zu Abb. 10. harten Waldungen von den Wohnvierteln
 
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