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Die Gartenkunst — 9.1907

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Kießling, A.: Die Bedeutung und Verwertung der Perspektive und des freien Zeichnens beim Entwerfen von Gartenanlagen, [2]
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Hoemann, Reinhold: Gedanken über Friedhofsgestaltung im allgemeinen und mit Bezug auf den Hamelner Wettbewerb
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0035

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IX, 2

DIE GAßTENKUNST

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jeder —; ein Kind greift nach dem gröfseren Stück, wenn
es darf! Damit ist die Grundbedingung gegeben.

Auch der Künstler mufs sich im „Sehen" schulen
genau wie der Soldat erst „gehen" lernt. Die wenigsten
„sehen", was sie erblicken, das ist das gröfste Hindernis.
Wir haben sehr viel mehr gutveranlagte Zeichner, als man
kennt, die Gabe schlummert nur! Gerade in unserem
Fache wird die Beobachtungsgabe durch die Sortenkenntnis
bedeutend geschult, es mufs ja alles scharf „beobachtet",
nicht nur erblickt werden. Wir könnten also über eine
noch weit gröfsere Zahl von guten Zeichnern verfügen als
bisher. Glücklicherweise macht sich in den letzten Jahren
ein Umschwung in dieser Richtung bemerkbar — das Fach
kann nur Segen davon haben.

Es müfste feste Bedingung bei Prüfungen, Preis-
ausschreiben und in der Praxis sein, dem Plan gewissen-
haft konstruierte, schlicht ausgeführte Ansichten beizufügen
als Beweis für das, was der Plan besagt — Wandorna-
mente würden dann bald völlig verschwinden. Die ge-
schickte Ausübung der Technik ist es nicht, welche dank-
bare Bilder liefert, sondern die Kunst des Fachmannes, zu
gleicher Zeit malerisch einheitlich zu wirken. Diese Kunst
baut sich auf der Ausübung des Zeichnens und der Perspek-
tive auf.

„In der Prüfung und Verbesserung des Entwurfs be-
ruht der volle Wert der Perspektive!"

Gedanken über Friedhofsgestaltung im allgemeinen und

juauZ mit Bezug auf den Hainelner Wettbewerb.

Abb. 0. Von R. Hoemann, Düsseldorf.

in geistloser Weise aus Blättern Pflanzen zusammen- Auf meine kritischen Betrachtungen betreffend den
zukleben. Umgekehrt ist es richtig; erst den Umrifs, dann Friedhofswettbewerb Hameln erhoffte ich eine recht aus-
gröfeere und zuletzt kleinere Einzelheiten. Diese Taktik giebige Besprechung des Gegenstandes. Leider hat nur
kommt auch den Entwürfen zugute: an Einzelheiten ohne Herr Gurtendirektor Trip eine Entgegnung gebracht,
grol'se Aufteilung erlahmt die Arbeit. Dem geübten Zeichner Diese Entgegnung scheint mir jedoch keine Wider-
fällt klares Urteil, geschickte und geschmackvolle Auf- legung meiner Kritik zu sein, vielmehr in gewissem Sinne
fassung fast von selbst zu. sogar ein Zugeständnis, denn es erhellt aus derselben,
Bs ist nun ein weitverbreiteter Aberglaube, dafs nur dal's der kritisierte Entwurf ohne ziemlich erhebliche
wenige Gottbegnadete zeichnen können. Das ist durchaus Änderungen für die Praxis noch nicht brauchbar ist,
unrichtig, besonders, da wirkliches richtiges Zeichnen und Gemeinsam mit Herrn Direktor Trip bin ich der
dilettantische Spielerei und Stümperei durcheinander- Meinung, dafs bei einer Reform der Friedhofsgestaltung
geworfen werden. Hauptsache ist aber, dafs gezeichnet vor allem gegen die jetzt übliche Art der Massenbelegung
wird, das „Wie" spielt keine Rolle. Dieses Vorurteil hat Front gemacht werden mufs. Freilich bedienen wir uns
die Folge, dafs recht gut veranlagte Zeichner, welche un- zur Erreichung dieses gemeinsamen Zieles teilweise ver-
geduldig oder übertrieben ehrlich gegen sich sind, in der schiedener Mittel.

Meinung, „es nie lernen zu können", ihre schöne Gabe Im vorliegenden l?alle macht sich Herr Direktor Trip
vernachlässigen. Der Schlufs ist, dafs sie tatsächlich nicht insofern seine Aufgabe verhältnismäfsig leicht, als er das wirt-
zeichnen können. Keine ernste Tätigkeit erlernt der Neu- schaftliche Moment recht sehr in den Hintergrund stellt. In
ling vollkommen in wenigen Versuchen, wenn er nicht Verfolgung seiner Besserungsvorschläge, die zum grofsen
Ausdauer besitzt. Teil darin bestehen, möglichst viele Kaufgräber einzurichten,
Für eine Abhandlung über die Grundsätze eines mit versucht er dann den Nachweis zu führen, dafs nach
Verstand ausgeübten Zeichnens ist hier nicht der Ort, aus seiner Methode trotz hoher Ausführungskosten und
einem einfachen Beispiel geht jedoch hervor, dafs, wer nur trotz schwacher Ausnutzung des Terrains am Ende
will, auch zeichnen lernt, falls er nicht geistig minder- einer gewissen Periode (hier 37 Jahre) eine Rentabilität
wertig ist. Zum Zeichnen gehört Augenmafs — das besitzt zu erzielen sein würde. Zunächst halte ich es für einen
 
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