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Die Gartenkunst — 9.1907

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Wettbewerb "Stadtpark Schöneberg"
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Zahn, Fritz: Betrachtungen zum Wettbewerb Stadtpark Schöneberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0062

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56

DIE GARTENKUNST

Um die lange, horizontale Gerade des Bahnhofs und der
darüber führenden Straße P zu unterbrechen, ist in der Mitte
ein kleines Gebäude (Cafe) angeordnet, das sowohl als Warte-
raum des Bahnhofs wie auch als Erfrischungsraum für die Park-
besucher dienen kann. Die über dem Cafe liegende Terrasse
liegt in gleicher Höhe wie die Straße P und ist mit ihr durch
einen Säulengang verbunden.

An den Untergrundbahnhof schließen sich zwei Erdterrassen
mit den oben erwähnten Pavillons an und bilden einen sehr
guten seitlichen Abschluß der Gesamtanlage. Man könnte
glauben, das Ganze sei ein unbedingt zum Park gehöriges
breitgelagertes Gebäude.

Um ohne Treppensteigen den Besuch des Parkes zu er-
möglichen, ist hinter den Terrassen je ein sanft nach der
Straße ansteigender Weg vorgesehen.

Vor den Fenstern des Untergrundbahnhofs ist nach der
Ost- und Westseite eine Kolonnade vorgelegt, deren Säulen
oder Eisenträger das darüber führende Trottoir stützen. Da-
durch treten die naturgemäß sehr großen Fenster des Unter-
grundbahnhofs nicht zu sehr in Erscheinung. Gleichzeitig
wird ein Unterstand für Parkbesucher und ein Wandelgang
bei schlechtem Wetter geschaffen. Eine unter dem Kolonnaden-
gang hindurchführende unterirdische Verbindung nach dem
Untergrundbahnhof dient gleichzeitig als Verbindung der beiden
Parkhälften.

Durch den unterirdischen Verbindungsgang gelangt man in
bequemer Weise ohne Überschreitung der Straße P in den
landschaftlichen Teil des Parkes. Die Aufgangstreppen sind
ebenfalls durch eine Säulenhalle überdeckt.

Überraschend wird für den Parkbesucher der Blick sein,
wenn er aus dem Halbdunkel des Verbindungsganges tritt und
die sonnige, vom schwarzen Graben durchflossene Wiesenland-
schaft mit den glitzernden Wasserflächen vor sich sieht. Die
bestehende Aufschüttung ist in eine sich von Norden in das
Gelände einschiebende Anhöhe umgewandelt worden und mit
einem Pavillon gekrönt.

Hierdurch erhält der „schwarze Graben" eine Ablenkung
nach Süden. Nachher wendet er sich wieder nach Norden.

Die Treppenanlage, welche an der Straße S den Zugang
bildet, setzt sich als Brücke über den schwarzen Graben fort.

Der große Teich ist an dem einzigen Platze angelegt, der
eine Ausbreitung des Wassers ohne größere Erdarbeiten er-
möglicht. Nach Osten hin begrenzt ihn der unbedingt nötige
ö m breite Verbindungsweg zwischen Bambergerstraße und
Straße V. Nach Westen hin bildet die Grenze die Bamberger-
straße.

Im Interesse der Parkanlage und auch des Städtebildes
wäre es dringend erwünscht, wenn die Bambergerstraße als
Brücke über den Park führen würde. Ich habe hierzu zwei
Vorschläge gemacht, von denen der eine eine große Brücke
mit drei Bögen und zwei Wegdurchgängen vorsieht und
allerdings ziemlich bedeutende Kosten verursacht. Der andere
sieht nur einen Bogen und zwei Wegdurchgänge vor.

Die Verbindung des Schöneberger Stadtparks mit dem
Wilmersdorfer Park wird am besten durch Fortführung des
„schwarzen Grabens" unter dieser Überbrückung hindurch bis
an den Wilmersdorfer See bewerkstelligt.

Die Bepflanzung muß im allgemeinen in dem Charakter
einer Wiesenlandschaft gehalten sein. Einige kleine Sumpfstellen
am „schwarzen Graben", welche von den Wegen schwer zu er-
reichen sind, mit Sumpfpflanzen, namentlich Iris, Caltha pal.,
Vergißmeinnicht u.dergl. Größere einfarbige Blumenmassen sollen
wieder Ruhe'-in die bunt durcheinander angepflanzten Blumen
bringen. Dem Charakter der Wiesenlandschaft entsprechend

sollen namentlich Einzelbäume angepflanzt werden. Pappeln,
Weiden, Erlen, Espen, Birken, Eichen, Nadelholz in großen
Trupps an den hochgelegenen Stellen. Den jetzt meist üblichen
Mischmasch von Ziersträuchern muß man vermeiden.

Der Hauptschmuck soll in den blumigen Wiesen liegen,
auf welchen namentlich Stauden zu Anfang im größeren Maß-
stabe angepflanzt werden müssen, damit während der Zeit, in
der sich die Einzelbäume zu voller Schönheit entwickeln, der
Parkbesucher sich an der Blütenfülle der Wiesen erfreuen kann.

Betrachtungen zum Wettbewerb Stadtpark Schöneberg.

Von F. Zahn, Steglitz.

Nachdem bereits in der Februarnummer die Namen
der Verfasser der prämiierten und angekauften Entwürfe
veröffentlicht sind, folgen heute die Entwürfe mit ihren
Erläuterungsberichten selbst. Abweichend von den Ge-
pflogenheiten bei früheren Wettbeworben sind die tech-
nischen Pläne mit ihren Höhenlinien und Profilen, nicht
die sogenannten Hauptblätter zur Veröffentlichung gewählt.
In Rücksicht auf das bewegte Gelände schienen sie dem
Verfasser von größerem Wert für die Beurteilung und
den Vergleich, als der diese Hauptsachen nicht zeigende
Grundplan, der nur die Flächendisposition erkennen läßt.

Der Gesamteindruck der eingegangenen Entwürfe ver-
dient, abgesehen von einigen, sich bei jedem Wettbewerb
findenden unvollkommenen Arbeiten, die Bezeichnung gut.
Zweifellos ist ein Aufschwung zu verzeichnen, Aufschwung
sowohl in der Auffassung und Durcharbeitung, als auch in
der zeichnerischen Darstellung. Wenn ich auch diese
letztere Tatsache mit großer Freude konstatiere, so soll
gerade sie der Ausgangspunkt einer kritischen Beleuchtung
sein. Ich verstehe es sehr wohl, daß man eine gute
Idee auch in ein gutes Gewand kleiden möchte, daß man
auf eine mit allem Raffinement malerischer Fertigkeit aus-
gestattete Darstellung Gewicht legt, um auch hierdurch
die Arbeit in das rechte Licht zu setzen. Wenn ich
mich hiergegen wende und fordere, daß bei Wettbewerben
einfachste, einfarbige Darstellung der Grundpläne vorge-
schrieben werden möge, so sind verschiedene Gründe
hierfür bestimmend.

Daß ich noch Vorschläge anderer Art über die Grund-
sätze für das Verfahren bei öffentlichen Wettbewerbungen
auf dem Gebiete der Gartenkunst der Besprechung dieses
Wettbewerbes voranschicke, und diese nicht in einem be-
sonderen Artikel behandle, liegt daran, daß gerade dieser
Wettbewerb zum Studium nach jeder Richtung hin Ge-
legenheit gegeben hat und zeitlich zusammenfällt mit der
Durcharbeitung und Verbesserung der genannten Grund-
sätze. Aus dieser Tatsache heraus wollen auch die
Beteiligten, deren Arbeit gewissermaßen den Ausgangs-
punkt der kritischen Bemerkung bildet, die Kritik ver-
stehen.

Nun die Gründe, welche mich bestimmen, für ein-
fachste, einfarbige Darstellung der Grundpläne einzutreten.

Es soll nicht die Zeichnung, sondern die Ideo
prämiiert werden. Man darf wohl annehmen, daß trotz
.der festen Absicht aller Preisrichter,, sich größter Ob-
 
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