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Die Gartenkunst — 9.1907

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Zahn, Fritz: Betrachtungen zum Wettbewerb Stadtpark Schöneberg
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0066

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60

DIE GARTENKUNST

IX, 3

gelegenen Pavillon im westlichen Teil. Würde derselbe,
was sehr wohl durchzuführen war, noch in die Achse
der Straße S. gerückt, so wäre der Wert des Entwurfes
hierdurch um vieles gehoben.

Anerkennung sei ferner gezollt den Entwürfen: Wald,
Wiese, Wasser — Fink — Treu dem Ideal — Birken
und Eichen — Tallandschaft — Penngelände.

Durch architektonische Lösungen fallen auf: Birke —
In magnis voluisse sat est. Beide haben wegen der
Großzügigkeit der Disposition Vorzüge, namentlich der
zweite wegen des Aufbaues auf die Straße S.

Ich bedauere, daß ich nicht als Ersatz für das nicht
veröffentlichte Preisrichterprotokoll, mit einigen kurzen
Bemerkungen der einzelnen Entwürfe Vorzüge und Fehler
hervorheben kann, doch war die Dauer der Ausstellung
zu kurz, gebunden an nur einige Tagesstunden. Vielleicht
ist es möglich, in der kommenden Nummer dies nach-
zuholen, da der Magistrat Schöneberg die Entwürfe noch-
mals ausstellt in der Zeit vom 18. Februar bis 3. März.

Das Schlußwort möge sein der Dank den Bewerbern
für ihre Arbeit, der Stadt Schöneberg dafür, daß sie durch
das Ausschreiben sich als Förderin unserer Kunst ge-
zeigt hat.

Verschiedenes.

Jubiläumsausstellung 1907 in Mannheim. Aus Mann-
heim wird uns geschrieben: Nach einer großen Vergangenheit
hat sich die Gartenkunst Jahrzehnte lang in Bahnen bewegt,
die eigentlich mit Kunst nicht viel gemein hatten. Wenigstens
mit geringen Ausnahmen! Erst der neuesten Zeit sollte es
vorbehalten sein, wieder ernsthafte künstlerische Bestrebungen
mit dem Gartenbau zu verbinden. Noch aber gärt alles, und
die Meinungen platzen oft scharf aufeinander, zumal seit sich
Maler, Bildhauer, Architekten, Keramiker und andere der
gärtnerischen Architektonik bemächtigt haben, um, nachdem
sie das Haus mit allen seinen einzelnen Räumen, die Schul-
stube, die Kanzlei und anderes nach künstlerischen Grund-
sätzen umgestaltet haben, nun auch den Garten neu zu
stilisieren. Man macht ihnen zum Vorwurf, daß sie Bäume
und Sträucher wie Requisiten und Staffagen behandeln und
von der Blume wenig mehr als die koloristische Wirkung zu
verwerten wissen. Deshalb ist in den Kreisen der Garten-
künstler von Beruf eine andere künstlerische Bewegung wach
geworden, die in der Pflanze das individuelle Moment betont.
Diese höhere Anschauung von der Gartenkunst „stellt" nicht
schöne Landschaften, sie „koloriert" auch nicht weite Flächen
mit leuchtenden Blumenbeeten, sondern sie pflanzt nach
künstlerischen Grundsätzen. Bei ihr sind also Blumen
und Bäume nicht künstlerische Mittel zur Dekoration, bei ihr
ist der Garten Selbstzweck, und die künstlerische Behandlung
hat zum Ziele, eine Anlage harmonisch zu gestalten, zu ver-
edeln und zu verschönen.

Bei aller Gegensätzlichkeit, die zwischen dem Gärtner
vom Fach und dem dem Gartenbau von Haus aus fremd
gegenüber stehenden Künstler besteht wäre es doch ungerecht,
wenn man verkennen wollte, daß die Gartenkunst von ihrer
älteren Schwester zahlreiche wertvolle Anregungen erfahren
hat. Teils bewußt, teils unbewußt nimmt doch der oder jener

Gartenarchitekt Ideen auf, die dem Atelier eines Künstlers der
Palette oder des Meißels entstammen, und ebenso läßt sich
umgekehrt der Maler oder Bildhauer gern von dem Fachmann
belehren. Diese Wechselwirkung erzeugt einen Wettkampf,
den man allenthalben beobachten kann, gleichviel, ob man
durch einen öffentlichen Park geht oder durch das Gitter in
einen Privatgarten blickt. Dieser Wettkampf spiegelt sich in
den Spalten der Fachpresse genau so wieder, wie bei den
mannigfaltigen Preiskonkurrenzen, er erreicht aber seinen
Höhepunkt erst auf einer Ausstellung.

Es war in Düsseldorf im Jahre 1904 als zum ersten Male
andere Künstler mit den Gartenarchitekten in die Schranken
traten, dann folgte 1905 Darmstadt und jetzt wird im Sommer
1907 dieses Ringen hier in Mannheim fortgesetzt, wo am
1. Mai in Verbindung mit einer Internationalen Kunstausstellung
eine Grosse Gartenbauausstellung eröffnet wird. Allem
Anschein nach wird es eine fesselnde Konkurrenz absetzen
die dadurch noch um so interessanter wird, als die ver-
schiedenen Richtungen durch hervorragende Vertreter und sehr
zahlreich vertreten sind.

Wenn Mannheim eine Gartenbauausstellung in Verbindung
mit einer Kunstausstellung veranstaltet, so ist eine solche
Vereinigung von zwei an sich verschiedenen Ausstellungen
bei den engen Beziehungen zwischen Kunst- und
Gartenbau sehr wohl berechtigt. Im Interesse der Garten-
kunst ist zu begrüßen, daß auch bei der Gartenbauausstellung
selbst Künstler anderer Schaffensgebiete von der Ausstellungs-
leitung zur Mitwirkung berufen und zum Wettbewerb zuge-
lassen worden sind. Unter ihnen findet man: Behrens,
Schultze-Naumburg, Läuger, Billingusw. Es wird ihnen
genau so wie den Fachvertretern gehen. Sie können wohl mit
phantasievoller schöpferischer Kunst Ideen und Entwürfe ge-
stalten und diese auch zu Wirklichkeitsgebilden umschaffen,
aber sie können oder wollen nicht immer im voraus analy-
sieren, was sie sich gedacht haben und wie es wirken soll.
Das fertige Gebilde muß selbst zu den Beschauern sprechen
und jeden Kommentar überflüssig machen.

Die Vorarbeiten für die verschiedenen Gärten sind schon
weit gediehen; wenn man trotzdem bei einem Durchwandern
des Ausstellungsgeländes noch nicht viel davon zu sehen be-
kommt, so liegt das an der Jahreszeit und dem Fehlen des
größten Teiles der Bepflanzung.

Zunächst fällt der Garten des Professor Läuger, des Er-
bauers der Ausstellungsgebäude auf, der anscheinend durch
ganz besonders eigenartige Ideen zu wirken sucht. Aus den
vielen Scheinmauern, die den Platz umschließen und durch-
ziehen, ist zu folgern, daß er stark mit Architektur wirken
will, während er bezüglich der Bepflanzung vorerst noch auf
das Frühjahr vertröstet. In der Hauptsache handelt es sich
um eine in großen, streng regelmäßigen Linien ausgeführte
Anlage, die wohl in einzelne Gärten zerfallen, aber doch nach
einheitlichen Gesichtspunkten harmonisch gestaltet werden soll.
Ein etwa für den Park eines Millionärs gedachtes Luxusbad,
in besonders reicher Ausstattung wird einen interessanten
Mittelpunkt der ganzen Gartenanlage bilden.

Professor Schultze-Naumburg wird seine Auffassung von
einem intimen Hausgarten praktisch vorführen. Man darf hier
ein fein abgestimmtes Idyll erwarten und hoffen, daß durch
dieses Beispiel alle die Bestrebungen unterstützt werden, die
darauf abzielen, dem Mittelstande wieder die Liebe zum
Garten nahe zu bringen. In ganz anderer Weise wird sich
Professor Behrens betätigen, der schon in Düsseldorf als
moderner Vorkämpfer auf gartenkünstlerischem Gebiete auf-
getreten ist. Er hat eine Gartenanlage im Stile eines Natur-
 
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