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Die Gartenkunst — 10.1908

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Geßner, Albert: Wechselwirkung der Bau- und Gartenkunst beim Miethause, [2]
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Kiehl, Walther: Der Eichwald bei Posen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0053

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X, 3

DIE GARTENKUNST.

43


Harry Maaß, Stuttgart: Studie zu einem Gartenstadtplatz. Blick E.

handelt sein, und
es ergibt sich in
diesen räumlich
so genau und
straff begrenzten
Gärten von selbst,
daß wieder die
Rankpflanze eine
wichtige Funk-
tion einnimmt,
und, wie an der
Straßenseite,
wird es Aufgabe
des Zusammen-
arbeitens sein,
den Blick in die
Mietshaushöfe zu
einem annehm-
baren zu gestal-
ten. Gerade hier
müßte die ge-
meinsame Kunst
alles aufbieten,
um dem in die
Ferne so sehr be-
hinderten Blick
einen Ausgleich
zu geben durch
nahe Schönheit, so weit sie sich eben bei dem Mangel
an einem gewissen Ebenmaß der Verhältnisse überhaupt
schaffen läßt. — Auch bezüglich des Balkonschmuckes
läßt sich nur das bei der Straßenseite Gesagte wieder-
holen und wünschen, daß recht viel Gebrauch aus der
Gelegenheit gemacht würde. — Den ehemaligen Wirt-
schaftshof können sie heute fast ganz vermissen, denn
in der Tat gibt es auf dem Hof eines Mietshauses
(wenigstens des Westens) keine wirtschaftlichen Ver-
richtungen mehr, und es handelt sich eigentlich nur
noch darum, für eine gute, den Blicken versteckte Auf-
stellung der Schuttkästen zu sorgen, was natürlich bei
einiger Überlegung nicht schwer fallen kann. So könnte
auch dem Mietshaus das heutige Kasernenhafte mit
Hilfe einer glücklichen Zusammenarbeit von Garten-
und Baukunst genommen werden und es können auch
die, denen heute die Möglichkeit des Besitzes eines
Eigenwohnhauses fehlt, vom Fenster einen Blick ins
Grüne werfen. Der Sinn für das Walten in der Natur
würde geweckt, der ebenso wie der Sinn für die Kunst
umwandelnd auf den Menschen wirken kann.
Meine Herren! So möchte ich meine Worte
schließen und darf vielleicht die Hoffnung aussprechen,
daß dieser Hinweis auf ein von der Bau- wie der Garten-
kunst vernachlässigtes Gebiet anregen möge zu neuen
Ideen oder zum Ausbau der alten. — Indessen sind
es nicht nur die neuen Ideen, von denen sie das Heil
erwarten können oder sollen; die Vertiefung in jede
Aufgabe ist das einzige Mittel zur wirklichen Ver-
besserung. — Auch bei dem in Rede stehenden Ge-

biete ist es nicht damit getan, schnell wirkende und
neue Rezepte zu geben, sondern das langsame Arbeiten
von Aufgabe zu Aufgabe ist das einzige wirkliche und
wirksame Mittel zur Vervollkommnung unserer Kunst.
— Es wäre wünschenswert, daß gerade an diese Einzel-
aufgabe mit dem nötigen künstlerischen Wollen heran-
gegangen würde, denn sonst könnte uns die Zeit mit den
verwirklichten besseren Stadtbauideen ungerüstet finden.
— Was nutzen uns schöne Parks und schöne Monu-
mentalgebäude in der Stadt, wenn das übrige Häuser-
meer trostlos ist. — Und dieser Trostlosigkeit
zu steuern sollte eines jeden Bestreben
sein, der an der Großstadt nicht verzweifelt!

Der Eichwald bei Posen.
Von
Walther Kiehl, Saaleck bei Kosen.
Südlich der Stadt Posen, etwa 3 km vom Eich-
waldtor entfernt, liegt durch eine prächtige Allee ge-
waltiger Pappeln mit jener verbunden, der Eichwald,
ein unschätzbarer Besitz in nächster Nähe der Stadt.
Der Wald ist zurzeit Eigentum des Staates und unter-
steht als Forstbezirk „Luisenhain“ der kgl. Oberförsterei
Ludwigsberg, Kreis Moschin. Die Größe des gesamten
Bezirks beträgt ca. 910000 qm; doch wird von den
Posenern, sofern man vom ,,Eichwald“ spricht, nur der
südlich der Bahnstrecke Posen-Kreuzburg gelegene Teil
als „Eichwald“ bezeichnet, der ca. 535000 qm umfaßt.
 
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