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Die Gartenkunst — 10.1908

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Petznick, W.: Wettbewerb Stadtwald Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0089

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X, 5

DIE GARTENKUNST.

79

Wettbewerbsentwurf des Gartendirektor Trip für den Essener Stadtwald.
Waldpartie in einem Geländeeinschnitt.


Beachtenswert erscheint, was Trip über
die Verbindung des Stadtwaldes und der
Stadt selbst sagt:
Der Wald muß an und in die Stadt heran-
gezogen werden, so daß der Bürger den Natur-
genuß nicht erst durch lange, ermüdende Wande-
rung auf hartem heißen Pflaster, zwischen hohen
gradlinigen Häuserreihen hindurch, mühselig er-
kaufen muß.
Wo irgend die in solchem Sinne leider schon
allzuweit undjrücksichtslos fortgeschrittene Bebau-
ung es noch zuläßt, ist dafür Sorge zu tragen, daß
die Wanderung nach dem Stadtwalde zu einem
begehrenswerten und genußreichen Spaziergange
ausgestaltet wird. Die schattige Allee in Ver-
bindung mit dem Einblick in die Haus- und Villen-
gärten offener Bebauungsart, abwechselnd mit
kleinen ^reizvollen Anlageplätzen, oder in Lagen
und Grenzlinien verschiedenartigen öffentlichen
Gartenstreifen mit reichlicher Sitzgelegenheit, soll
den Wanderer in herzerhebender Steigerung dem
schönen Endziel heimischer Waldlandschaft in einer
Weise zuführen, welche durch den Wechsel von
Kunst und Natur die Mühe des Weges zu einer
Quelle des Genusses gestaltet. — Der Anfang zu
solcher Gartenstraße ist ja schon in der meister-
haften Aufteilung des kleinen Villenviertels beim
Bärnewäldchen gegeben, welche ich geradezu als vorbildlich
für eine in schönheitlicher wie verkehrstechnischer Hinsicht
zweckdienliche Verbindung nach dem Stadtwalde bezeichnen
möchte und die im weiteren Verlauf um so reizvoller ausge-
staltet werden könnte, als vorhandene schmale Niederungen,
sogenannte Siepen, in die Pflanzung mit hinein gezogen werden
können.
Reit- und Radfahrwege sind in genügender Anzahl
vorgesehen und passen sich dem Gelände in vorteil-
hafter Weise an. Die Reitwege sind gesondert ange-
legt, da, wenn der Reitweg neben dem Fahrwege her-
geführt würde, der aufwirbelnde Staub des Reitweges
bei trockenem Wetter die Passanten belästigen und
der Reiter bei schlechtem Wetter seinen Weg ver-
lassen würde, um den Fahrweg zu be-
nutzen.
Die Fußwege erschließen alle schönen
Teile des Waldes.
Die im Walde vorhandenen Schluchten
sind nach allen Regeln der landschaftlichen
Gartenkunst ausgestaltet und die geschaffenen
Staubecken sind wie aus dem beigefügten
Bilde ersichtlich ist, von hervorragend schöner
Wirkung. (Seite 79).
Die Tennisplätze sind sehr hübsch im
Walde vorgesehen, ihre Lage hier jedoch
wegen der einseitigen Beleuchtung am Nach-
mittag nicht richtig.
Die am Ostabhange gegenüber der Villa
Grünweller geplante Baumschule ist als
zweckentsprechend zu bezeichnen auch in
bezug auf Lage und Größe.
Eine ganz hervorragende Arbeit bildet
der Tripsche Erläuterungsbericht. Trip hat
bekanntlich die Frage der Behandlung von
Waldkomplexen in der Nähe großer Städte

sehr eingehend studiert und beachtenswerte Grund-
sätze dafür aufgestellt, auch in seiner Eilenriede
bei Hannover den Beweis für die Richtigkeit seiner
Grundsätze erbracht. Es war daher vorauszusehen,
daß seine Vorschläge für den Essener Stadtwald
diese Seite der Angelegenheit besonders liebevoll be-
handeln würden. Die im Plan über die zukünftige Be-
wirtschaftung des Waldes aufgestellten Grundsätze und
Vorschläge sind wohl als die besten zu bezeichnen und
und können geradezu mustergültig genannt werden.
Trip schlägt, zur steten Erhaltung und Verjüngung des
Waldes einen freien, nach landschaftlichen Gesichts-
punkten beeinflußten Plänterbetrieb vor, wobei die Be-

Wettbewerbsentwurf des Gartendirektor Trip für den Essener Stadtwald.
Wasserpartie.
 
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