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Die Gartenkunst — 10.1908

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Pietzner, Hans: Mein Standpunkt zu Bauers Schillerpark-Entwurf
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Encke, Fritz; Engelhardt, Walter von; Hoemann, Reinhold: Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten: Bericht der von der Hauptversammlung der D. G. f. G. in Mannheim 1907 gewählten Kommission in der Sache: "Ausbildung des Gartenkünstlers (Hochschulfrage)"
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0172

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162

DIE GARTENKUNST.

X, 9

außen um den Park herum und der nachlässigen Haltung der
Parkwege ist ja vielleicht berückend für das Herz eines ap-
probierten modernen Gartenkünstlers, aber — sit modus in
rebus!

Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten.
Bericht der von der Hauptversammlung der D. G. f. G. in
Mannheim 1907 gewählten Kommission in der Sache: „Aus-
bildung des Gartenkünstlers (Hochschulfrage)''.
Mitglieder der Kommission: Gartendirektor P. Encke, Köln,
Gartendirektor W. Frhr. v. Engelhardt, Düsseldorf, und Garten-
architekt R. Hoemann, Düsseldorf.
Am 28. Juli 1908 brachte der Berichterstatter der Kom-
mission Freiherr v o n Eng elh a rd t nachstehend motivierte
Vorschläge vor die in Potsdam tagende Hauptversammlung
der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst. Die Vorschläge
der Kommission wurden durch Stimmenmehrheit angenommen.
„Meine Herrn! Die Kommission, die Sie mit der Frage
nach der weiteren Ausbildung des Gartenarchitekten betraut
haben, ist nach eingehender Prüfung dieser wichtigen Ange-
legenheit zu den Resultaten gelangt, die ich Ihnen jetzt mit der
nötigen Begründung vorzutragen habe. —
Die Erkenntnis, daß dem Gartenarchitekten bisher eine
Stätte mangelt, die ihm hinreichend künstlerische Ausbildung er-
möglichen und künstlerische Anregung bieten könnte, hat Sie vor
diese Frage gestellt. — Wenn wir es auch dem allmählichen
Erwachen und der gesteigerten Regsamkeit auf den übrigen
Gebieten der Kunst zu danken haben, daß auch wir aus dem
Flalbschlafgeweckt wurden, — wenn auch manchem der Schlaf
noch in den Gliedern steckt und einer den anderen freund-
schaftlich rütteln muß — so können wir jetzt, wo auch wir
zum Bewußtsein gekommen sind und erkannt haben, daß uns
noch manches fehlt, getrost an die Arbeit gehen und den Weg
bahr.en helfen zur Förderung der Gartenkunst. —
Meine Herrn! Sie haben festgestellt, daß die Möglichkeit
künstlerischer Ausbildung für den Gartenarchitekten, wie sie
bisher geboten wurde, zu gering und ungenügend ist. Es soll
ausdrücklich betont werden, daß durch die Feststellung dieser
Tatsache die Gärtnerlehranstalten kein Vorwurf trifft. Das
Programm der Gärtnerlehranstalten ist so umfangreich, ver-
langt vom Schüler so viel mannigfaltiges Wissen und ent-
sprechende Fertigkeiten in der praktischen Gärtnerei, daß
dementsprechend auch die Lehrfächer in den Wissensge-
bieten liegen und die Lehrkräfte sich demgemäß größtenteils
in dieser Richtung betätigen müssen. Nur wenige Lehrer
haben die Aufgabe der künstlerischen Ausbildung ihrer
Schüler, empfinden aber, wie es teils festgestellt werden kann
oder wie es teils vermutet werden darf, die große Schwierig-
keit dieser Verpflichtung. Die Schwierigkeit liegt hauptsächlich
darin, daß diese Lehrer meist selbst keine künstlerische Aus-
bildung und Anleitung genossen haben, sondern fast aus-
schließlich Autodidakten sind. Damit ist nicht gesagt, daß der
Selbstunterricht resultatlos sein müßte, aber — seine fast un-
vermeidlichen Begleiterscheinungen, nämlich die Unsicherheit
und das Zufällige und das Schwankende des künstlerischen
Empfindens und künstlerischen Urteils bringen den Lehrer in
eine Lage, die den lebhaften Wunsch rege macht, mit schöpfe,
rischen und durchgebildeten Künstlern zusammenzuarbeiten,
eigene Leistungen einem maßgebenden und rücksichtslosen
Urteil zu unterstellen, durch Urteil und Gegenurteil das eigene
Empfinden zu klären, reiner abzustimmen und dadurch immer
von neuem die Entwickelung und das Wachstum künstlerischer
Schöpferkraft anzuregen.
Wir fragen uns nun: Ist es möglich, das Programm der
Gärtnerlehranstalten so zu erweitern, daß dieser Wunsch durch
Heranziehung mehrerer Künstler erfüllt werden könnte ?' —
Die Kommission war der Ansicht, daß eine solche Erweiterung
des Programms praktisch nicht durchzuführen sei, weil erstens

nur der kleinere Teil der verhältnismäßig geringen Schüler-
zahl sich ausschließlich der Gartenkunst zu widmen pflegt und
demgemäß eine unverhältnismäßig hohe Belastung des Etats
erfolgen müßte oder aber bei niedrigen Gehaltsbedingungen,
die erwünschten Lehrkräfte eine Berufung an die Anstalten
ablebnen würden. Zweitens erscheint es der Kommission an-
gezeigt, daß die Gärtnerlehranstalten bei ihrem jetzigen Pro-
gramme bleiben, um außer allen wichtigen Nebenfächern als
Grundlage für den Handelsgärtner- und Pflanzen-
züchter-Beruf die praktische Gärtnerei zu lehren und als
Grundlage für den Gartenarchitektenberuf die
Kenntnis der Pflanzen mit ihren Eigenschaften und Bedürf-
nissen, in ihren Genossenschaften und phänologischen Verhält-
nissen, ferner Wege- und Terrassenbau — kurz die Material-
behandlung oder Technik zu lehren in Verbindung mit der
Geschichte der Gartenkunst und dem Entwerfen von einigen
Plänen zur Übung der erlernten Technik und der einschlägigen
Berechnungen. Es ist bei der fortschreitenden Steigerung der
Anforderungen an den Gärtnerberuf eine Arbeitsteilung
unerläßlich, ähnlich wie sie auch bei den Architekten in
Bildung begriffen ist und teilweise schon existiert. Es werden
der Pflanzenzüchter als Materiallieferant, der Techniker
gleichsam als Bauführer der Anlage und der Gartenarchi-
tekt als Erfinder und künstlerischer Leiter der Anlage ihren
Bildungsweg anfangs gemeinsam auf den Gärtnerlehran-
stalten und am Ende getrennt gehen müssen, um in der
Ausübung des Berufs sich wieder zu gemeinsamer Arbeit zu-
sammenzufinden. Der gemeinsame Bildungsweg ist durch
das Programm der Gärtnerlehranstalten gangbar gemacht —
wenn auch stellenweise verbesserungsbedürftig. Dem Pflan-
zenzüchter stehen die verschiedensten Arbeitsstätten für
weitere Übung und Erfahrung offen; ebenso sind dem T e c h-
niker zu weiterer Ausbildung seines Spezialberufes mancherlei
Möglichkeiten geboten. Nur der Gartenarchitekt ist bisher
nicht in der Lage, seine Fähigkeiten auf ihren Wert zu prüfen
und das vorhandene Talent unter künstlerischer Leitung schöp-
ferisch auszubilden. Dieses berechtigte und gesunde Verlangen
kann, wie wir gesehen haben, die Gärtnerlehranstalt nicht be-
friedigen. Es liegt nahe, zu untersuchen, welchen Weg die
Architekten gehen, wenn sie die künstlerische Ausbildung er-
langen wollen: Die Baugewerkschulen entsprechen fast ganz
unseren Gärtnerlehranstalten. Wer von der Baugewerkschule
aus sich weiter ausbilden will, dem stehen zwei Institute zur
Verfügung: die technische Hochschule und die Kunstgewerbe-
schule.
Da es so gut wie ausgeschlossen ist, daß für den Garten-
architekten eine besondere Anstalt speziell für künstlerische
Ausbildung gegründet werden könnte und da zugleich eine
solche Isolierung ihre großen Schattenseiten hat, so ist nahe-
liegend, ja fast selbstverständlich, daß wir zur Erfüllung unserer
Wünsche einen Zusammenhang mit einer der erwähnten An-
stalten anzustreben suchen. Üm festzustellen, welche von
beiden Anstalten für unsere Zwecke geeigneter wäre, lassen
Sie mich kurz die Unterschiede feststellen: Sehr bedeutsam
sind für uns zunächst die Aufnahmebedingungen. Sie sind für
die technische Hochschule folgendermaßen festgesetzt. Ich
lese sie aus dem Programme für Hannover vor:
1. Studierende.
Als Studierende werden diejenigen Reichsinländer aufge-
nommen, welche sich im Besitze des Reifezeugnisses
einesdeutschenGymnasiums, Realgy m n a siu m s oder
einer deutschen Oberrealschu 1 e, einer bayerischen
Industrieschule oder der Königlich Sächsischen Ge-
werbeaka de mi e zu Chemnitz befinden.
Reichsinländer, welche eine außerdeutsche Lehranstalt
besucht haben, werden dann als Studierende zugelassen, wenn
ihre Vorbildung in dem betreffenden Lande zum Besuche
einer Hochschule berechtigt und der im Absatz 1 ge-
forderten im wesentlichen gleichwertig ist. Über das Vor-
 
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