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Die Gartenkunst — 10.1908

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Hoemann, Reinhold: Die Einfachheit in der Gartenkunst: Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst am 27. Juli 1908 zu Potsdam, [2]
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Lux, Jos. Aug.: Die Gartenkunst und die Landschafts-Gärtnerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0181

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X, 10

DIE GARTENKUNST.

171

eines der wichtigsten Mittel, die zur Gesundung führen.
Ich behaupte nicht, daß nur in Einfachheit ein Garten
schön gestaltet werden kann, ich will kein Dogma
predigen, es gibt der Fälle manche, wo die Ein-
fachheit einmal durch Vielfachheit abgelöst werden
kann, durch eine Vielfachheit, die sich aber stets
in Rhythmus und Harmonie einem einheitlichen, meist
wieder einfachen Grundgedanken unterzuordnen hat
und die nie in so schrankenlose Willkür ausarten darf,
wie eine vergangene Epoche sie uns zeigte.
Und wie ich von ganzem Herzen meinem Vater-
lande wünsche, dass sein Volk sich in Leben und Sitte
schlichte, edle aber doch
starke und kraftvolle Ein-
fachheit erhalte, bewahre
und sie zurückgewinne,
wo sie verloren war, und
wie ich hoffe und weiß,
daß ein geeintes und
einiges deutsches Volk,
dessen Nationaltugend
kraftvolle Einfach-
heit ist, schier unüber-
windlich sein wird, so
hoffe ich auch von ganzem
Herzen, daß in unserem
Kunstleben einfache, edle
aber doch starke und
kraftvolle Einfachheit,
künstlerische Ein-
fachheit diesmal, ein-
kehre.
Kommt sie wieder,
wie ich es hoffe und
wünsche, vornehmlich
auch der Garten-
k u n s t wünsche, so wird
deutsche Kunst und in
ihr deutsche Gartenkunst
gesund, stark und mäch-
tig einer frohen, hoffnungsfreudigen Zukunft, einer
neuen Blüteperiode entgegenwachsen.

Die Gartenkunst und die Landschafts-
Gärtnerei.
Von
Jos. Aug. Lux, Dresden-Blasewitz.
Den künstlerischen Anstrengungen, das Wesen
einer edlen Gartenarchitektur zu befestigen und zu ver-
breiten, stellen sich in jüngster Zeit die weniger künst-
lerischen Versuche gegenüber, den sogenannten Land-
schaftsgarten zu rechtfertigen und wieder zu Ehren zu
bringen. Diese Versuche scheinen um so leichter, als
die modernen Gartenkünstler und Gartenschriftsteller
sich wenig oder gar nicht mit großen Parks und weit

in die Landschaft ausklingenden Gartengebieten be-
fassen , sondern sich zunächst mit der ungleich aktu-
elleren Frage des Gartens am Flause befaßt haben.
Mit der billigen Frage, ob die modernen Gartenkünstler
auch große landschaftliche Territorien streng architek-
tonisch anlegen wollten, und die vor einem künstlerisch
ungeschulten Publikum das Glück des Fragestellers
bildet, verbindet sich all die heimliche und offene
Gegnerschaft, die eine erdrückende Mehrheit von An-
hängern der alten Landschaftsschule gegen die künst-
lerischen Absichten der edlen Gartenarchitektur beseelt.
Die Landschaft wird ewig die Ausflucht der künst-

lerisch Minderbegabten sein, die den natürlichen Forde-
rungen einer Gartenarchitektur kein inneres Verständnis
entgegenbringen können. Der Aberglaube, daß die
Natur in der Landschaft künstlerisch wirke und die
besten Motive zur Nachbildung darreiche, bedeutet,
genau besehen, nichts anderes, als eine Anweisung auf
ein Rezept, wie man bequem und ohne überflüssigen
Aufwand an Talent das zünftige Dasein rechtfertigt.
Wozu bedarf es also einer Gartenkunst mit höchst
lästigen und schwer verständlichen Forderungen, die
obendrein von Leuten außer des Faches, von Archi-
tekten , Malern und anderen unbefugten Liebhabern
kommen? Denn soviel ist sicher, in den engeren gärt-
nerischen Fachkreisen ist der verruchte Gedanke einer
strengen und zweckmäßigen Gartenarchitektur nicht
entstanden. Dieser Gedanke war ihnen vielmehr auf-
gezwungen, und wenn sich eine Stimme zugunsten des
Landschaftsgartens erhebt, so kann man gewiß sein,


Parkbild aus Branitz. Blick vom Schlosse in den Park.
 
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