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Die Gartenkunst — 10.1908

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Heicke: Die Gartenkunst auf der Hessischen Landesausstellung 1908 in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0201

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X, 11

DIE GARTENKUNST.

191


Prof. Albin Müller: Garten auf der Hessischen Landesausstellung in Darmstadt. Gesamtansicht.

Die Gartenkunst auf der Hessischen Landesausstellung 1908 in Darmstadt.
Von Heicke, Frankfurt a. M.

Man hat sich daran gewöhnt, von den Darmstädter
Ausstellungen besondere Leistungen und Anregungen
zu erwarten. Auch auf gartenkünstlerischem Gebiete.
Man denke an die Jahre 1901 und 1905. In diesem
Sommer haben wir aber eigentlich eine Enttäuschung
erlebt! Wohlverstanden, ich spreche nur von der
Gartenkunst. Was zunächst die allgemeine Anordnung
der Ausstellung anbelangt, — sie war auf der Mathilden-
höhe veranstaltet —, so waren dabei gegebene Ver-
hältnisse, die einige Schwierigkeiten verursachten, zu
berücksichtigen. Da ist zunächst die mit ihren ver-
goldeten Kuppeln stark in die Erscheinung tretende
Russische Kapelle, in ihrer Nachbarschaft dasineigen-
artiger Form gehaltene Ernst-Ludwig-Haus von der
Ausstellung 1901, das dicht an das Ausstellungsgelände
heranrückte und ihm seine schmucklos nüchterne
Rückseite zukehrte. Nur notdürftig hatte man sie mit
einigen Pflanzengruppen, Lorbeerbäumen und dergl.
maskiert; fernerhin ein Platanenhain, der mit engstehen-
den Stämmen und dichten Kronen recht massig wirkte
und nicht organisch mit dem Ganzen in Verbindung
gebracht werden konnte; endlich noch der Hochbehälter
der Darmstädter Wasserleitung, der sich in zwei Erd-
stufen erhebt und auf dessen oberster Stufe das Aus-
stellungsgebäude für freie Kunst mit dem sogenannten
„Hochzeitsturm“, einem nach Olbrichs Entwurf zur Er-
innerung an die zweite Vermählung des Großherzogs
Ernst Ludwig in Hessen von der Stadt Darmstadt
ausgeführten Turme, errichtet war. Nimmt man dazu

die Bodengestaltung selbst — die allseitig abfallende
Kuppe eines Hügels, der Mathildenhöhe, — dann wird es
leicht verständlich, daß es schon besonderer Geschick-
lichkeit bedurfte, um das Gesamtbild zu einem be-
friedigenden zu gestalten.
Der Platanenhain, als Restaurationsgarten benutzt,
bildete den Zugang zur Ausstellung. An seinem Ende
vermittelten Brüstungsmauern mit Ballustraden, Treppen
und Rampen den Aufgang zu der Terrasse vor dem
Gebäude für freie Kunst von Olbrich. Hinter diesem
hatte das von Prof. A. Müller-Darmstadt entworfene
Gebäude für angewandte Kunst seinen Platz gefunden
und an dieses schloß sich eine Art Villenstraße an,
die mit drei von verschiedenen Architekten erbauten
Häusern besetzt war und die zu der Ausstellung für
Kleinwohnungskunst hinführte, einer Gruppe von
6 Arbeiter-Ein- und Zweifamilienhäusern, die reizvoll
um einen kleinen Dorfplatz mit Brunnen gruppiert
waren, der in seinem Charakter lebhaft an die Studie
erinnerte, die H. Maaß-Stuttgart im diesjährigen März-
heft der Gartenkunst gegeben hatte. Die Gesamt-
anordnung dieses Teiles lag in den Händen des Groß-
herzogl. Landeswohnungsinspektors Gretzschel. Der
auf dem Ausstellungsgelände und in seiner nächsten
Umgebung vorhandene Baumbestand wirkte vermittelnd
zwischen all diesen Einzelheiten, zog die verschiedenen
Gruppen zusammen und rahmte das Ganze vorteilhaft
ein. Wo Lücken in dem Gesamtbilde vorhanden
waren, da lugten die benachbarten Odenwaldberge
 
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