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Die Gartenkunst — 10.1908

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Eisenlohr; Schmitz, Bruno: Der Friedrichsplatz zu Mannheim
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Encke, Fritz: Wie sind die städtischen Anlagen für die Bevölkerung praktisch nutzbar zu machen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0226

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21G

DIE GARTENKUNST.

X, 12

auf meine Vorschläge ein, diese Merkwürdigkeiten zu
beseitigen. Die eben erst fertig gestellte Anlage wurde
nach meinem Plan vollkommen geändert. An den
Kaskaden konnte ich zunächst nur so viel erreichen,
daß die die Kaskaden begleitenden ansteigenden Seiten-
wege ausgeführt, die alte Kaskade aber belassen wurde.
Auch die Pergola wurde in Angriff genommen und
späterhin auch die Taxushecken am Fuße der Böschung.
Der die Pergola begleitende Baumbestand ist nicht
ganz nach meiner Idee zur Ausführung gekommen.
Es ist hier mehr gepflanzt, als ich wollte. Es sind
nur einige wenige starke Bäume beabsichtigt.
Die Ausstellung gab Gelegenheit, das mittlere
Bassin, die Seele des ganzen Platzes auszuführen und
so erst eine Einheit in die ganze Anlage zu bringen.
Ich hoffe auch von der Zeit, daß die Kaskade dem
Stil des ganzen Platzes eingeordnet und die nicht
passende Bastion mit ihren desgleichen Treppen gegen-
über dem Wasserturm so verändert wird, wie sie in
der Zeichnung Seite 214 dargestellt ist.
Auf der Höhe der Rondellstraße erstrebe ich die
Ausführung der Bäume in streng geschnittener Form,
vor dem Rosengarten und dem Museum die Kassierung
der Bäume überhaupt.
Zur Erzielung einer einheitlicheren Wirkung der
ganzen Umbauung ist ein triumphbogenartiger Abschluß
vor der Augustaanlage geplant, der derartig große Öff-
nungen erhält, daß hier der Blick auf die Bergstraße
nicht nur gewahrt, sondern erst recht, eingerahmt, zur
Geltung gebracht wird. An den Diagonalstraßen ist
die Durchführung der Kolonnaden projektiert.
Es ist zu wünschen, daß auch an der Wasserturm-
seite ein Baukörper errichtet würde, welcher den Platz
nach dieser Seite zum Abschluß bringt.
Bei der Beurteilung des ganzen Werkes ist die in
vorstehendem skizzierte schrittweise Ausführung des
Ganzen in Rechnung zu ziehen. Ich mußte stets ge-
eignete Momente erfassen, um dem Ziele näher zu
kommen. Auf diesem langwierigen Wege ist natür-
lich manches von der ursprünglichen Idee nicht so zur
Ausführung gekommen, wie ich es wünschte. Aber
ich schaue doch noch mit einiger Hoffnung in die
Zukunft und auf die endliche Vollendung des Ganzen.“
Wir haben zur Ergänzung dieser Ausführungen
außer den beiden Lageplänen Seite 212 und 214, die
den Zustand des Friedrichsplatzes vor 1906 und den
endgültigen Zustand darstellen, wie er von Prof. Schmitz
angestrebt wird, einige Ansichten gebracht, die im
Ausstellungsjahre 1906 aufgenommen worden sind.
Besonders diejenigen auf Seite 211 und 215 sind dabei
von Wichtigkeit. Die eine zeigt den Blick vom Wasser-
turm aus über den Platz nach der Augustaanlage hin
und läßt die monumentale Wirkung des von Schmitz
vorgeschlagenen triumphbogenartigen Abschlusses vor
der Augustaanlage erkemen. Dieser Abschluß war
bekanntlich während der Ausstellung in provisorischer
Weise aus Holz zur Erprobung seiner Wirkung her-
gestellt worden. Das andere Bild, welches von der

vor der Augustaanlage in den Platz vorspringenden
bastionartigen Terrasse aufgenommen ist, zeigt an den
im Bilde erkennbaren Anbauten zu beiden Seiten des
Wasserturmes, daß auch die Anordnung von Bau-
körpern zum Abschlüsse des Platzes auf der Wasser-
turmseite sehr wirkungsvoll sein werde.
Endlich sei, um Mißverständnissen zu begegnen,
bemerkt, daß die Standorte für die Aufnahmen der
Bilder zwar in dem Plane Seite 214 kenntlich gemacht
sind, daß aber weder dieser Plan noch der andere auf
Seite 212 genau den augenblicklichen bezw. den
Bildern entsprechenden Zustand darstellen. Der eine
enthält teilweise Dinge, die nicht mehr sind, der andere
solche, die vorerst nur Projekt sind. H.
Wie sind die städtischen Anlagen für
die Bevölkerung praktisch nutzbar zu
machen?
(Auszug aus dein einleitenden Referat, erstattet auf der Haupt-
versammlung der D. G. f. G. in Potsdam am 28. Juli 1908 von
Fritz Encke, Köln.)
Von manchen Seiten ist mir der Vorwurf gemacht
worden, das eben vorgetragene Thema sei ein recht
schwieriges und dabei reichlich trockenes. Schwierig
wohl, trocken aber höchstens für uns, die wir uns mit
dieser schwierigen und zumeist rein praktischen Frage
beschäftigen müssen. Für die Bewohner der Städte
bedeutet aber jeder kleiner Schritt vorwärts in der
Richtung einer größeren praktischen Ausnutzung der
städtischen öffentlichen Anlagen eine große Wohltat
in ästhetischer, ethischer und hygienischer Beziehung.
Ein geschichtlicher Rückblick zeigt, daß die städti-
schen Gartenanlagen sich eng an solche Gartenschöp-
fungen angelehnt haben, welche für ganz andere Be-
dürfnisse bestimmt waren, als sie die städtischen Parks
und Plätze erfordern.
Seit dem Bestehen fürstlicher Gärten waren diese
dem Volke geöffnet. Die Gärten waren aber unter
dem Gesichtspunkt entstanden, die Schlösser in geeig-
neter Weise zu umgeben und den Schauplatz höfischer
Feste abzugeben. Der bürgerliche Besucher war viel-
fach dort geduldet. Er besuchte jene Prunkgärten
mehr, um deren Pracht zu bewundern, als um sich
im Grünen zu ergehen. Die Lage und geringe
Größe der meisten Städte, sowie die behagliche Lebens-
weise, welche Zeit zu Spaziergängen vor die Tore, in
die freie Natur zur Genüge ermöglichten, ließen ein
Bedürfnis dazu, jene Gärten der notwendigen Erholung
wegen aufzusuchen, kaum auf kommen.
In der Aufklärungsperiode lag die Sache insofern
schon anders, als die Fürsten, um dem Volkswohl zu
dienen, ihre Wildparks der Bevölkerung öffneten und
bei der Schaffung großer Parkanlagen die Veredelung
und Belehrung weiter Volkskreise durch Errichtung
von Museen und anderen Bauwerken zu fördern suchten.
Es sei hingewiesen auf die Freigabe des Tiergartens
 
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