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Die Gartenkunst — 12.1910

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32

DIE GARTENKUNST.

XII, 2

das Gebiet des Gartenbaues und der gewerblichen Kunst-
g'ärtnerei (Pflanzenzucht) fallenden Beschäftigungen. Wir hätten
aber auch geglaubt, daß man sich in den Kreisen der Werk-
kunst und des Vereins für das deutsche Kunstgewerbe, wenn
nicht über die im großen Publikum noch immer durcheinander-
geworfenen Begriffe Gartenbau und Kunstgärtnerei, so doch
wenigstens über den Begriff Gartenkunst, für deren Reform
und Wiederbelebung man ja so großes Interesse an den Tag
egt, vollkommen klar sei.

Gartenbau und Kunstgärtnerei sind der Landwirtschaft
verwandte Berufsarten, bezw. Tätigkeiten. Sie befassen sich
mit der Anzucht von Pflanzen, Blumen und Früchten, wobei
die Kunstgärtnerei im Gegensatze zum Gartenbau sich mehr
künstlicher Hilfsmittel (Gewächshäuser und dergl.) und An-
zuchtmethoden (z. B. Veredelung) und intensiver Betriebsfor-
men bedient.

Gartenkunst ist die Tätigkeit, welche Gärten schafft und
sie unter Benutzung aller zu Gebote stehenden Hilfsmittel
gestaltet; sie verwertet dabei Werke der Architektur, der
Bildhauerkunst und des Kunstgewerbes, hauptsächlich aber,
was Gartenbau und Kunstgärtnerei bereiten. Sie steht zu den
beiden letzten in ähnlichem Verhältnis, wie die Baukunst zu
jenen Gewerben, welche die Stoffe hervorbringen oder vor-
bereiten, mit denen der Baukünstler seine Werke bildet.

Wir würden es nicht für nötig gehalten haben, diese Be-
merkungen hier zu machen, wenn nicht auch im 2. Hefe der
Werkkunst etwas Ahnliches sich fände. Es wird da nämlich
die Primeldermatitis, jene durch die Haare verschiedener
Primelarten — besonders die Haare der Primula obeonica
hervorgerufene Hautkrankheit besprochen und zwar ebenfalls
unter der Spitzmarke „Gartenkunst". H.

Gartenkunst in Japan. In nachfolgenden Zeilen möchte
ich die Aufmerksamkeit der Leser auf das hervorragende Werk
von J. Conder, Landscape „Gardening jn Japan lenken, indem
ich einen Teil des Vorworts in deutscher Übersetzung bringe.

Es zeigt die Ansicht eines Schriftstellers von tiefem künst-
erischen Empfinden und eines der besten Kenner japanischer
Kunst in Architektur, Blumen und Gartenbau.

Ich bin dabei, das ganze Werk ins Deutsche zu übersetzen,
da es ein Werk von grundlegender Art und so leicht nicht zu
übertreffen ist, so wenig wie desselben Verfassers Werk „The
Flower Art of Japan."

Wieviel die Engländer aus ihrem größeren Verkehr mit
Japan und aus dem Besitz einer größeren Literatur über
Japanische Gartenkunst gewonnen haben, kann man sehr wohl
an dem Stand ihrer Privatanlagen sehen, und ich selbst habe
mmer gefunden, daß Gartenliebhaber, die in Japan ge-
wesen sind, größeres Interesse an Pflanzen und regere An-
teilnahme an Gartenkunst zeigen, und an solchen tut es uns ja
so bitter not.

In der befruchtenden Wirkung schlägt der Verfasser sicher
die japanische Gartenkunst nicht zu hoch an.

Ich lasse also den wichtigsten Teil des Vorworts in ge-
treuer Übersetzung des Wortes und Sinnes folgen:

„Das gegenwärtige Werk ist eine Darlegung der Regeln
nd Theorien der Kunst der Landschaftsgärtnerei in Japan, be-
ginnend mit der älteren Zeit und fortschreitend bis zur Neu-

zeit, soweit sie durch ein gründliches Studium einheimischer
Autoritäten gesammelt werden konnten, wozu dann noch die
eigenen Beobachtungen der besten noch vorhandenen Anlagen
kamen. Eine Abhandlung dieser Art, die bis zu einem ge-
wissen Grade Vollständigkeit zum Ziele hat, muß notwendiger-
weise vieles enthalten, das rudimentär und keineswegs aus-
schließlich japanischen Mustern eigen ist, ebenso ist des Ver-
fassers Aufgabe zum Teil erfüllt, wenn es ihm gelungen ist zu
zeigen, daß unter dem eigenartigen und ungewohnten Anblick
dieser östlichen Schöpfungen eine universell empfundene Kunst-
wahrheit ruht.

Denjenigen, welche anderswo beabsichtigen mögen einen
typischen Garten nach japanischem Muster anzulegen, soll
dieses Werk Hilfe leisten und gleichzeitig die Bedeutung einer
Auffassung übermitteln, welche, unerläutert, immer noch den
Reiz der Neuheit besitzt. Andere hinwieder werden der An-
sicht sein, daß Landschaftsgärtnerei aus dem Vorbilde des
Bodens, auf dem sie entstehen soll, auch entstehen muß und
erachten die sklavische Nachahmung eines fremden Stils als
unnatürlich und vergeblich. Diesen letzteren mögen die reinen
Prinzipien dieser Kunst nicht ganz der Beachtung unwert er-
scheinen und mögen denselben Winke geben für eine Ver-
änderung der Form westlicher Gärten. Entkleidet ihrer ört-
lichen Art und Künstlerschaff offenbart die japanische Methode
Grundsätze, die für die Gärten jeden Landes anwendbar sind,
da sie die Gabe verleiht, eine Zusammenstellung poetisch
und malerisch zu gestalten, welcher anderenfalls Einheit und
Intuition fehlt trotz aller Vielseitigkeit der Einzelheiten."

Friedrich Henkel-Darmstadt, Gartenarchitekt.

Personalnachrichten.

A. Brodersen, Kgl. Gartenbau-Direktor, in Schöneberg,
ist vom Magistrat der Stadt Berlin zum Nachfolger des ver-
storbenen Berliner Gartenbau-Direktors II. Maechtig gewählt
worden.

Brodersen ist 53 Jahre alt, er besuchte die Kgl. Gärtner-
lehranstalt in Proskau und bestand im Jahre 1884 das König!.
Obergärtner-Examen in Potsdam-Wildpark. Ei ist langjähriger
Teilhaber der bekannten Landschaftsgärtner-Firma Körner u.
Brodersen in Steglitz. In dieser Eigenschaft hatte er Gelegen-
heit, bedeutende Gartenanlagen neu zu schaffen, unter andern
den Schemelschen Garten in Guben und den der Stadt Guben
gehörigen Königspark. Er arbeitete viel gemeinschaftlich mit
dem verstorbenen Professor Messel, den Architekten Emanuel
und Gabriel von Seidl in München, den Geheimen Bauräten
Kayser und von Großheim und Geh. Baurat March. Seine
Studienreisen führten ihn nach Italien, Frankreich und England.
Durch seine Mitarbeit bei der Schöpfung der Kleinhaussiedlung
„Gronauerwald" bei Bergisch-Gladbach erhielt er von den
Städten Bergisch-Gladbach und Bensberg die Aufträge, für
einzelne Stadtgebiete Bebauungspläne zu bearbeiten. Im Juli
1909 erhielt er den Tittel „Königl. Gartenbaudirektor.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitatsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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