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Die Gartenkunst — 12.1910

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, [5]: Hamptoncourt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0041

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XII, 3

DIE GARTENKUNST.

33

Schloß Hamptoncourt: Lageplan des großen Parterres vor der Ostfront. Maf3stab ca. 1:4500.

Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst

nach England.

Von R. Hoemann, Düsseldorf.
Mit Abbildungen nach Aufnahmen von Heicke, Frankfurt a. M.

V. Hamptoncourt.

Wie ganz anders, wie grundverschieden von dem Jugendform sie aufwies. (Vergl. die ^Bildungen auf

bisher Gesehenen erschienen uns nun Werke der Garten- Seite 34 und 350

kunst, die in regelmäßig architektonischer Gestaltungsart Das reiche und zierliche Buxusornament auf dem
geschaffen waren. Der erste dergestalt errichtete Garten, Rasen verschwand, jetzt herrscht wieder der grüne
den wir sahen, war der Schloßgarten von Hamptoncourt. einfache Samt des Rasens. Dafür blüht aber an der
Unter dem prunkliebenden König Heinrich VIII. ca. 600 m langen Gartenmauer und auf den v.elen
und seiner Gattin Anna Bolcyn wurden diese Gärten ge- Rechteckbeeten zwischen den alten Taxusveteranen ein
schaffen, also zu Anfang des 16. Jahrhunderts. In Einzel- Blumenmeer in schier überwältigender Fülle Wir er-
heiten mögen sie manche Wandlungen durchgemacht hofften ja alle hier einmal eine musterhaft bepflanzte
haben, aber die Grundform der Anlagen wurde beibe- Blumenrabatte zu treffen, jedoch wurden unsere Er-
halten. Der beigefügte Grundriß des Gartens vor der Ost- Wartungen durch das, was wir hier auf den bunten
front des alten Schlosses (Abb Seite 33) zeigt noch die Blumenbeeten, und später ebenso tadellos und voll-
ursprüngliche Anordnung mit den drei großen Avenuen, kommen, in den Blumengärtnereien in Windsor, wenn-
deren mittlere sich in einem großen Kanal fortsetzt, gleich hier in weniger guter Umgebung, sahen, bei
Diese einfache, klare Grundrißlösung, die in enger weitem übertroffen. Es ist schwer, fast unmöglich
Anglicderung an den Schloßbau entstand, hat in ihrer solche Blumenpracht in Worten so darzustellen, daß
Wirkung etwas ungemein Großzügiges, man kann wohl man sich einen rechten Begriff davon macht Die
sagen Imponierendes ■ Freilich zeigen die Rasenflächen 3 m breiten Blumenrabatten an der langen 3 m hohen
nicht mehr das Rokoko- oder Barock-Schnörkelwerk Gartenmauer in Hamptoncourt waren recht bunt, es
der Buxusarabesken, durch welches sie in reich ornamen- blühte dort eine recht gemischte Blumengesellschaft,
tierte Teppiche umgewandelt wurden, auch haben die aber eine gut gemischte Gesellschaft. Alles was um
Taxuspyramiden ihre steife Pyramidenform verloren, diese Jahreszeit an Perennen, Biennen, Annuellen und
also das „Zuviel" einer dekadenten Geschmacksperiode Zwiebelgewächsen Blüten zeigt, war dort vertreten, aber
verschwand im Laufe der Zeit. Aus den sorgsam auch recht viele Gewächshauspflanzen standen zwischen
geschnittenen Taxuspyramiden wurden alte Eibenhoch- unseren allbekannten Gewächshausstauden. Das alles
stämme, die mit ihrem braunroten Stamm und ihrem zeigte sich auf den Beeten wohlgeordnet und in voll-
dunklen, schwarzgrünen Nadelwerk eine andere, viel- endeter Vollkommenheit. Die Rabatte sah so aus, als
leicht höhere Schönheit zeigen, wie die geschnittene ob sie eigens für diesen Tag in auserlesener Schönheit
 
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