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Die Gartenkunst — 12.1910

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Faulwetter, Hermann: Mittelalterliche Gartenstudien
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Migge, Leberecht: Garten-Naturalismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0202

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194

DIE GARTENKUNST.

XII, 11

In anderen Fällen habe ich auch schon den Holzkasten
durch einen festen Steinunterbau ersetzt gefunden.
Ähnliche Verschalungen aus Brettern oder niederen
Steinbauten waren auch vielfach zur Befestigung der
Blumenrabatten üblich.

Abb. 2 behandelt das gleiche Thema, doch findet der
Sitzplatz eine liebevollere Behandlung. Die Rasenbank hat
im Grundriß die Figur eines offenen Hufeisens ; ihre Kon-
struktion gleicht der des ersten Bildes. Ein Tisch fehlt;
an dessen Stelle steht der achteckige Brunnen mit seitlich
angebautem, turmartigen Wasserspeier. Die Rasenbank
ist mit 2 Blumentöpfen bestellt und wird von 2 schatten-
spendenden Bäumen seitlich flankiert. Deutlich ist in
der vertikalen und horizontalen Aufteilung des Ganzen
eine gemeinsame Symetrieachsc zu erkennen.

Abb. 3 zeigt einen größeren Gartenplatz mit Rasen-
bank, der augenscheinlich zur Versammlung mehrerer

Abb. i. Kupferstich vom Monogrammisten b. g.
München, Kupferstichkabinett.

Personen im Garten diente, ein Zimmer der „Wohnung
unter freiem Himmel".

Als ein bevorzugter Sitzplatz ist er mit einem
einfachen vornehm wirkenden Holzgestell eingefaßt; in
der Mitte steht ein Steintisch.

Eine regelrechte Trennung zwischen Weg und Beet
scheint hier noch nicht üblich zu sein, sondern die
ganze Fläche stellt eine von den verschiedensten Blumen
durchsetzte Wiese dar, wie sie auch in vielen anderen
Darstellungen zu finden sind. Ich erinnere an das be-
kannte Gemälde: Der Paradiesgarten (gemalt um 1420)
im Städtischen Museum in Frankfurt a/M.

Diese Beispiele mögen zunächst genügen, um
darzulegen, daß es doch nicht gänzlich unmöglich ist,
etwas über das Wesen der Gartenkunst im Mittelalter
und vor allen Dingen über den urdeutschen Garten
zu erfahren. Ich behalte es mir vor, über die Er-
gebnisse dieser Studien nach erfolgter Durcharbeitung
des gesamten Materiales später eingehend zu berichten.

Abb. 2. Sitzplatz in einem Kupferstich vom Meister E. S.
Berlin, Kupferstichkabinett.

Garten-Naturalismus.

Von Leberecht Migge, Hamburg-Blankenese.

Wir bemerken, daß im Gegensatz zu den mehr allgemein
kulturell interessierten Geistern, die unserer heutigen Garten-
bewegung seinerzeit mutig das Fundament legten, es neuer-
dings vorzugsweise Leute vom Fach sind, die glauben, den
weiteren Ausbau nunmehr selbst übernehmen zu können.
Das sollte kein Schaden sein, wenn es in einer Weise ge-
schähe, die einer heute so tief in das individuelle und völki-
sche Leben eingreifenden Materie, wie unser Gartenwesen es
ist, eine hochgemute Entwicklung garantierte.

Es tut es aber nicht, wie ich meine Wir haben die
Bemühungen eines Willy Lange erlebt, der die Reorganisation
des Gartens auf einer, mit romantischen Beigaben verzierten
botanisch-wissenschaftlichen Unterlage erhoffte. Man hat ihm
auch außerhalb der „Gartenkunst" an hundert Unzulänglich-
keiten seinen Irrtum drastisch und — ob seiner hinterhaltigen
Deduktionsweise — ärgerlich nachgewiesen. Kürzlich nun
meldete sich ein anderer zum Wort, der mit ungleich feineren
Waffen für eine Erneuerung des Gartens auf der Basis einer
von Goethe durchtränkten Persönlichkeitslehre eintritt. Frei-
herr von Engelhardts Buch *) ist ungemein klug geordnet und
warmherzig geschrieben. Und wenn ich dem Autor hier auch
im wesentlichen entgegentreten muß, weil ich aus anderen
Grundanschauungen zu anderen Folgerungen gelange, so bleibt

*) Walter Freiherr von Engelhardt, „Kultur und Natur
in der Gartenkunst" im Zyklus „Kunst und Kultur" bei
Strecker & Schröder, Stuttgart erschienen.

Abb. 3. Kupferstich vom Meister E. S.
Berlin, Kupferstichkabinett.
 
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