Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 13.1911

DOI Artikel:
Heicke, C.: Die Gönner-Anlage in Baden-Baden: Architekt: Professor M. Läuger
DOI Artikel:
Gradmann, ...: Gartenkunst und Denkmalpflege, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

DIE GARTENKUNST.

XIII, 2

Laubes im Frühjahr hält und Läuger hierauf der Winter-
wirkung wegen Wert gelegt habe. Aber das ist bei
der Hainbuche doch in viel ausgesprochenerem Maße
der Fall. Freilich ist die Laubfarbe bei der Rot-
buche wärmer.

Von diesem nebensächlichen Umstände abgesehen
möchte ich diese ausschließliche Verwendung niedriger
Hecken zur Gliederung der Anlage nicht für besonders
glücklich halten. Auch Läuger selbst hat anscheinend zu-
erst etwas anderes gewollt, denn in seinem ursprünglichen
Entwürfe, der an Stelle des vertieften Rechteckes vor
dem Josephinenbrunnen ein mächtiges Wasserbecken
enthielt und an den Kosten dieses Beckens gescheitert
sein soll, waren die beiden seitlichen Rechtecke mit
Baumreihen eingefaßt, die an die Heckenumrahmung
der Brunnenterrasse sich anschlössen und dem Stil ent-
sprechend flachkronig geschnitten gedacht waren. Es
ist zu bedauern, daß an diesem Gedanken später nicht
mehr festgehalten worden ist; denn die Baumreihen
würden meinem Gefühl nach eine kräftige räumliche
Gliederung in das Ganze gebracht haben, die man
jetzt eigentlich sehr vermißt.

Von größter Einfachheit ist auch der Blumen-
schmuck. . Das große Beet vor dem Brunnenbecken
z.B. war zurzeit meines Besuches im vorigen Sommer
einfarbig blau mit Heliotrop bepflanzt — rund 3 50 qm!!
und ebenso einfach in Weiß und Gelb die andern Beete.

Man hört nun oft die Ansicht äußern, diese An-
lage passe nicht in die malerische Umgebung Baden-
Badens. Ich meine, wer unbefangen die Bilder be-
trachtet, namentlich diejenigen, welche auch Teile der
Umgebung sehen lassen, kommt zu einer andern Auf-
fassung und findet gleich mir, daß die bewaldeten
Schwarzwaldhügel und die Bildwerke und strengen
Linien der Gönner-Anlage sich nicht nur gut miteinander
vertragen, sondern im Gegenteil sogar sich gegenseitig
recht wirkungsvoll ergänzen. Einen anderen Einwand,
daß man nämlich in diesem Läugergarten schutzlos
der Sonnenhitze preisgegeben und deshalb die ganze
Anlage verfehlt sei, könnte man schon gelten lassen,
wenn Baden-Baden keine anderen schattigen Anlagen
besäße.

Als ich die Gönner-Anlage besichtigte, brannte die
Sonne sengend heiß vom Himmel, und es war aller-
dings kein Hochgenuß, auf einer der zahlreichen blen-
dendweißen Bänke zu sitzen und sich rösten zu lassen.
Niemand außer mir wagte sich herein, die Menschen
drängten sich vielmehr überall in den benachbarten
Kuranlagen im Schatten der alten Bäume zusammen.
Da ging die Sonne hinter dem westlichen Bergrücken
unter, und. im Nu wimmelte es um mich herum von
zahlreichen Menschen, die froh waren, der noch unter
den breiten Baumkronen herrschenden drückenden
Schwüle entfliehen und hier unter freiem Himmel die
erquickende kühle Abendluft einatmen zu können. Und
wie es dann anfing zu dunkeln, da malte ich mir aus,
wie es sein würde, wenn an solchen Sommerabenden
der Garten in festlicher Beleuchtung erstrahlt, wenn

rauschende Musik mit dem Plätschern der Brunnen
sich mischt und lauschend und plaudernd frohgestimmte
Meeschenscharen in den breiten Gängen wandeln.

Also auch hierin dürfte die Gönner-Anlage eine
Ergänzung dessen bilden, was man in Baden-Baden
bisher gehabt hat, und es liegt kein Grund vor, ihre
Zweckmäßigkeit in Abrede zu stellen.

Nun möchte ich noch ein paar Worte zu unsern
Bildern sagen. Als ich zur Besichtigung der Anlage
nach Baden-Baden kam, kannte ich die Bilder schon
und hatte sie eingehend studiert. Ich fand mich aber
zunächst nicht zurecht und insbesondere wollte es
mir gar nicht gelingen, den richtigen Standort zur
Aufnahme des großen Bildes Seite 27 zu finden. An
Stelle der im Bilde sichtbaren Heckenwände bildet zu-
nächst durchsichtiges Lattenwerk den Hintergrund der
Brunnengruppe und da, wo im Bilde malerischer Baum-
schlag vorhanden ist, schaut in Wirklichkeit eine Reihe
Villen in dem üblen Stile der Siebzigerjahre vorigen
Jahrhunderts in das Bild. Ich bekam dann auch die
erforderliche Aufklärung: Läuger hat gelegentlich der
Übergabe der Anlagen, um die von ihm beabsichtigte
Zukunftswirkung zu zeigen, die Lattengerüste hinter
den Bildwerken mit Tannengrün bestecken und in der
danach gemachten photographischen Aufnahme die stö-
renden Giebel der Villen wegretuschieren und mit
Baumschlag bedecken lassen. Es bleibt zu bedauern,
daß der gute Gesamteindruck dieses Bildes in Wirk-
lichkeit kaum jemals eintreten wird; denn die Besitzer
der fraglichen Villen haben Anspruch darauf, daß die
Kastanienbäume der Ludwig-Wilhelm-Straße jederzeit
soweit zurückgeschnitten werden, daß ihnen der Aus-
blick aus ihren oberen Geschossen freigehalten wird.
Die Unruhe, welche durch diese Villen in das Bild ge-
bracht wird, habe ich so störend empfunden, daß ich
es fast als einen Fehler bezeichnen möchte, daß Läuger
den die Hauptblickrichtung bestimmenden Josephinen-
brunnen nicht an das Ende der Längsachse verlegt hat,
wo er, wie das Bild Seite 29 oben zeigt, einen ruhigen
Bergrücken als Hintergrund für die Hauptansicht ge-
wonnen und dazu eine für die Gesamtwirkung nicht
ungünstige größere Tiefenwirkung erzielt hätte. Es
mögen ja wohl Gründe bestehen, die einer solchen An-
ordnung widersprochen haben; nur sind sie aus den
Verhältnissen nicht ohne weiteres ersichtlich.

Heicke.

Gartenkunst und Denkmalpflege.

Von Professor Dr. Gradman, Stuttgart.
(Schluß.)

Wie anspruchslos war das Mittelalter in bezug auf
Grün in seinen Städten. Es gab wohl vergraste stille
Plätze und Winkel, doch keine Anger mit Rasen,
Büschen und Bäumen in der Stadt. Der Grünkram und
Blumenschmuck des Marktes genügte. Es gab wohl
Bäume, einzeln und in kleinen Gruppen, in den Höfen
 
Annotationen