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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hermann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park
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Pietzner, H.: Der Bruno-Fuchs-Park zu Jauer i. Schles.
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0066

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öS

DIE GARTENKUNST.

XIII, 3

schlanken Wuchs, die kurzen Nadeln sind unterwärts
silbergrau. Diese Art verdient nach meiner Auffassung
wirklich allgemeine Berücksichtigung. Sehr empfeh-
lenswert ist unter hiesigen Verhältnissen noch die
schöne, aufrechtwachsende Picea brachyphylla, während
die viel häufiger angebotene Picea Polita sich viel
weniger bewährt und oft kränkelt.

Ich will diese wenigen Andeutungen über Nadel-
hölzer nicht schließen, ohne noch eine ganz vorzüg-
liche Art zu erwähnen, es ist Tsuga Mertensiana. Ich
kaufte die Pflanze als ziemlich starkes Exemplar bei
Hesse-Weener, dazu einige Jungpflanzen. Alle wuchsen
vorzüglich schnell, sind dicht und gut belaubt und über-
treffen die mit Recht so beliebte Tsuga canadensis in
jeder Beziehung. Fast ebenso gut ist auch noch die
nahe verwandte Tsuga diversifolia, die schöne dichte
Pyramiden mit dunkelglänzender Benadelung bildet.
Beide Hamlockstannen verdienen wirklich allseitige Be-
achtung. Rein hold Hermann.

Der Bruno-Fuchs-Park zu Jauer i.Schles.

Von H. Pietzner, Gartenarchitekt, Freiberg i. S.

Die Munifizenz eines Dresdener Bürgers erfreute
seine Geburtsstadt Jauer durch eine namhafte Stiftung,
die dazu verwendet werden soll, die bereits bestehen-
den Parkanlagen zu erweitern. Jauer befindet sich,
wie manche andere Stadt, in der mißlichen Lage,
daß Wald und Berge in der unmittelbaren Umgebung
fehlen. Der Spaziergänger ist somit auf öffentliche An-
lagen in erster Linie angewiesen, und aus diesem Grunde
erfreut sich auch die Stiftung allgemeinen Beifalles.

Das für die Neuanlage angekaufte Gelände ist
eben und steigt nur nach Süden wenig und gleich-
mäßig an. Es stößt im Norden an eine bereits be-
stehende noch jüngere Anlage mit zahlreichen Sitz-
und Spielplätzen. Im Westen bildet ein vielbegangener
Feldweg, der nach einem sehr hübsch gelegenen Dorfe
führt, die Grenze; im Osten tut dies ein Bachlauf, der
an sich unscheinbar als Nebenfluß der „wütenden"
Neiße im Frühjahr und Herbst oft gefährliche Hoch-
wässer führt. Jeder Aufwuchs fehlt. Gleichwohl ist
das Gelände in seinem Charakter ganz kräftig bestimmt
durch einen hohen Baumrand, gebildet aus Erlen, Wei-
den und Pappeln, der auf dem jenseitigen Ufer außer-
halb des künftigen Parkgebietes den Bachlauf begleitet.
Dieser Eindruck der Flußniederungslandschaft mußte
denn auch bei der Gestaltung des Parkes erhalten
bleiben. Die weiten Flächen stehen zudem zu dem
hohen Baumrand in so kräftigem, ich möchte sagen,
wohltuenden Gegensatz, daß auch dieses Moment sorg-
sam in Erwägung zu ziehen und bei der Verteilung
der Pflanzmassen zu berücksichtigen war. — Die
künftige Parkanlage wird demnach charakterisiert werden
durch weite Wiesenflächen, die übrigens dem Publikum
völlig freigegeben werden sollen, und durch mäßige

Pflanzung, letztere nur soweit, als es wünschenswert
erschien, den die Anlagen durchziehenden Wegen teil-
weise Schatten zuzuführen, und nötig, um die ausge-
dehnte Parkanlage zu gliedern. Dabei wird sich die
Pflanzung im Charakter der Flußniederungslandschaft
halten müssen: Dichte Baumgruppen über allerlei Unter-
holz und einzelne bezeichnende Bäume und Büsche
weit verstreut. An zwei Stellen ist der Versuch ge-
macht worden, große Pflanzmassen in fast gradlinigen
Umrissen zu verwenden. Abgesehen davon, daß man
so den Eindruck erhält, sich wirklich kurze Zeit in dich-
tem Walde zu bewegen, wird auch von den geschlosse-
nen Massen eine besonders günstige Licht- und Schatten-
wirkung im weitausgedehnten Parkbilde erwartet.

Noch dreierlei war bei der Gestaltung der Park-
anlage zu berücksichtigen. Wie erwähnt, befindet sich
der so charakteristische Baumrand außerhalb des eigent-
lichen Parkgeländes. Eine Erwerbung desselben wird
zwar angestrebt, ist aber für absehbare Zeit ausge-
schlossen; man muß im Gegenteil damit rechnen, daß
das Alter der Bäume oder auch der Holzwert einmal den
Anlaß dazu bilden, daß sich der Rand in größerem
Maße lichtet als er für die zu schaffende Anlage er-
wünscht scheint. Daher mußte auf dem diesseitigen
Bachufer für einen gewissen Ersatz gesorgt werden. —
Weiter ist das Parkgelände westlichen Winden in
hohem Maße ausgesetzt. Das war, in Verbindung mit
der Erwägung, daß der westlich begrenzende Weg
einem sich ständig steigernden Verkehre dient, die Ver-
anlassung an der Westgrenze entlang eine Allee zu
führen, die ja einen vorzüglichen Windschutz bildet
und dem Spaziergänger eine reizvolle, schattige Ver-
bindung nach dem vielbesuchten Dorfe P. abgibt. —
Am südlichen Ende der Anlage befindet sich der
höchste Punkt. Man hat von hier einen hübschen
Überblick über die ganze Ausdehnung des Parkes, im
Hintergrund sieht man die Türme der Stadt. Die
Notwendigkeit, der Allee, die ja nur dem Durchgangs-
verkehre dient, gleichwohl einen gewissen Abschluß
zu geben, führte zur Ausgestaltung dieser Südecke zu
einer Art Wandelbahn. Zwischen Pyramidenpappeln
steht eine Anzahl von Bänken, eine große, langge-
streckte Kiesfläche dient kindlichen Spielen, wenn, wie
es oft genug vorkommen wird, die Wiesenflächen dafür
zu feucht sind.

So wird der Stadt Jauer eine wertvolle Erweiterung
ihrer bestehenden Anlagen zuteil werden, und sie wird
eine Parkanlage erhalten, die als reines Produkt aus
Vorhandenem und praktischen Erfordernissen Rechnung
tragendem Neuem durchaus eins ist mit ihrer Umgebung.

Bemerkt sei noch, daß die Anlagekosten des rund
72 000 qm umfassenden Parkes, wie es auch gefordert
war (der Ankauf des Geländes hat den bei weitem
größten Teil der Mittel verschlungen und anderweit
stehen solche nicht bereit), außerordentlich niedrige sind.
 
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