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Die Gartenkunst — 13.1911

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Kiehl, W.: Dorf- und Kleinstadtfriedhöfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0127

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XIII, 7

DIE GARTENKUNST.

119

Dorf- und Kleinstadtfriedhöfe.

Es ist nicht meine Absicht, mit meiner Schilderung ist ungefähr ein Quadrat, das auf zwei Seiten von
dieser kleinen Friedhöfe eine kritische Betrachtung zu Straßen und auf zwei Seiten von Feld begrenzt wird,
geben, ich will nur an Hand einiger Aufnahmen schöne, Am Treffpunkt der beiden Straßen befindet sich in
teils noch offene, teils für weitere Belegung geschlossene den Arkaden, die den Friedhof an beiden Straßenseiten
Friedhöfe den Lesern zeigen. Und weshalb ich gerade abgrenzen, der Eingang durch eine kleine Halle, die von
auf die Dörfer und in die kleinen Städte gehe? Nun einem prächtigen Glockentürmchen gekrönt wird. Abb.
weil ich diese von hier aus am nächsten habe und Seite 120 oben: Ansicht von der Straße. Die Arkaden
weil ich von jeher für die Schönheiten, die in den sind wohl die schönsten, die ich bisher gesehen habe.
Dörfern und Kleinstädten verborgen sind, eine besondere Abb. Seite 120 und 121. Selbst die Arkaden des Stadt-
Vorliebe habe und drittens weil man es ja heute wieder, gottesacker in Halle können sich nicht mit denen in
wenn auch nicht mehr so klein, doch ebenso schön Buttstädt messen. In den Nischen befinden sich noch
machen möchte. Als Beispiel für das Letztere mag die alten wundervollen Grabsteine, zum Teil aus dem
der Teilentwurf für den Osterholzer Friedhof in Bremen, 14. und 15. Jahrhundert stammend. Mit welch schönen
die Kapelle im Waldfriedhof, die von einem meiner Denkmalen damals und bis Anfang 1800 die Hinter-
Kollegen und mir stammt, gelten. (Abb. hier oben.) bliebenen auch sonst die Gräber schmückten, zeigen die

Es liegt ein eigener Reiz in diesen kleinen Fried- Abb. Seite 121 und 122. Der Künstler oder Handwerker,

höfen. Ein wie großes Schönheitsgefühl müssen die wie man ihn wohl richtiger nennt, der einen Teil dieser

Leute gehabt haben, die diese Gottesäcker schufen Kunstwerke schuf zu Anfang des vorigen Jahrhunderts,

und schmückten, und doch glaube ich, daß sie wohl muß in der näheren und weiteren Umgegend sehr

kaum die bestimmte Absicht hatten, zu schmücken, berühmt und gesucht gewesen sein; man findet seinen

es scheint ihnen vielmehr ganz selbstverständlich ge- Namen hier oft auf Denkmalen in Städten und Dörfern,

wesen zu sein, daß sie es so und nicht anders machten. Nicht weit von Buttstädt liegt das Dorf Mannstädt,

Eine wahre Fundgrube der herrlichsten Motive, auch dieses hat einen kleinen schönen Friedhof. Hier

nicht allein schöner Grabsteine, sondern auch sonstiger ist es die Schlichtheit, die den Reiz ausübt. Auch

Baulichkeiten ist der alte Friedhof in Buttstädt, einem hier ist der Eingang zu einer kleinen Halle ausge-

kleinen idyllischen Städtchen in Sachsen-Weimar. Ein bildet. Die kleinen trauten Dorfkirchen sind meistens

jeder, der sich für Städtebau und Friedhofskunst ein unzertrennlicher Bestandteil dieser Friedhöfe und

interessiert, sollte hierher gehen. Über die Stadt tragen mit dazu bei, die Schönheit des Ganzen zu er-

selbst einmal später Näheres. Der Friedhof liegt zum höhen. Abb. Seite 122 : Friedhof in Zwätschen bei Jena.

Teil eben auf gleicher Höhe mit der angrenzenden Um sie herum legen sich die Gräber und hüllen wiederum

Straße, zum Teil fällt er sanft ab. Die Grundfläche mit ihrem Grün und Pflanzenschmuck liebevoll die
 
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