XIII, 10
DIE GARTENKUNST.
181
Frankfurter Gärten.
Kritische Betrachtungen von Gärten und Parkanlagen Frankfurts und seiner Umgebung.
Von Reinhold Hoemann, Düsseldorf.
In Frankfurt a. M., der alten, schönen, mächtigen Die neuen Gewächshäuser zeigten so viel Pflanzen-
Handelsstadt fand in diesem Jahre die 24. Jahres-Ver- Schönheit, so viel Pflanzenpracht in einer ganz muster-
sammlung der deutschen Gesellschaft für Gartenkunst gültigen und geschmackvollen Anordnung, die es wohl
statt. verstand, die einzelnen Pflanzenerscheinungen ins rechte
Ich besuche diese Versammlungen stets gerne, Licht zu rücken, daß ich und wohl auch alle anderen
weil ich so mancherlei Anregung hier empfing, sei es überrascht und erfreut waren, trotzdem man ja nur
in den Vorträgen, die man alljährlich dort hört oder Gutes, Bestes erwartete. Ich habe auf diesem Gebiete
sei es im regen, lebhaften Meinungsaustausch, der an nie Besseres gesehen, auch in England nicht, weiß auch
solchen Tagen zwischen den Berufsgenossen und Gar- nicht, daß irgendwo Besseres besteht, ich war hochbe-
tenfreunden stattfindet. Aber eine der reichlichst fließen- friedigt.
den Quellen zur Belehrung ist doch immer das Studium Etwas anders ist mein Urteil über die Park- und
fertiger Gartenschöpfungen und auch hierfür war auf Gartenanlagen dieses Instituts. Da hängt man aus
diesen Versammlungen stets reiche Gelegenheit, so Pietät, nach meiner Auffassung aus mißverstandener
auch in diesem Jahre in Frankfurt a. M. Pietät, an alten Formen, Überlieferungen und Gewohn-
Die Versammlung stand wohl, zum Teil wenig- heitcn, die deshalb nicht gut sind, weil sie alt sind,
stens, unter dem Eindrucke des Vortrages v. Engel- Die formale Gestaltung der Beetanlagen wird an
hardts, in welchem so eindringlich, wenn auch etwas und für sich nicht besser dadurch, daß ein so hervor-
einseitig, wahrscheinlich bewußt einseitig, betont wurde, ragend schönes, musterhaft kulvitiertes Pflanzenmaterial
wie ungemein wichtig und notwendig es sei, bei Schaf- zur Anwendung gelangt. Dazu kommt, daß die ganze
fung der Gartenanlagen vor allem die Zweckfragen Raumwirkung dieses Parterres und seiner Umgebung
eingehend zu prüfen. die feinen Verhältnisse vermissen läßt, die z. B. das
Wenn während des Vortrages einzelne Forderungen Parterre der Flora in Köln so vorteilhaft auszeichnen,
v. Engelhardts nach dieser Richtung hin zuweilen so Im übrigen zeigen Park und Garten die sorgfältigste
selbstverständlich erschienen, daß man sie fast für über- Pflege. Es gibt auch Einzelerscheinungen z. B. Far-
flüssig hielt, so zeigten doch manche Besichtigungen benzusammenstellungen in Beeten, die vorzüglich sind
von Gartenanlagen, wie notwendig es auch heute noch und selbst einen verwöhnten Geschmack befriedigen
ist, solche Grundgesetze zu erörtern und wie oft auch werden, aber alle Pflanzenschönheit, alle Sauberkeit,
heute noch ganz einfache, klare Zweckforderungen im- als musterhafte Ordnung und Pflege vermochten nicht
beachtet gelassen werden. zu hindern, daß der Gesamteindruck des Gartens und
Die Besichtigungen der verschiedenen Gartenan- besonders des farbenfrohen Parterres, für mich wenig-
lagen fand unter liebenswürdiger Führung statt. Der stens, ein unruhiger und unbefriedigender war. All die
Ortsausschuß hatte alles wohl überlegt, fast raffiniert vielen Farben sie stehen oft unvermittelt nebeneinan-
eingerichtet, um möglichst viel in kurzer Zeit zu zeigen der, die Linien überschneiden sich, die beabsichtig-
und in entgegenkommender Weise öffneten Verwal- ten Formen sind überhaupt nur selten erkennbar. Ich
tungen, Privatbesitzer und ihre Beamten ihre Gärten, möchte aber nicht mißverstanden werden, ich will nicht
Es mag soviel Liebenswürdigkeit und Entgegenkommen gegen die Verwendung farbiger Blumenbeete, auch
gegenüber fast undankbar erscheinen, wenn man nun nicht gegen Teppichbeete als solche zu Felde ziehen,
kritische Betrachtungen über das Gesehene und so frühere Zeiten beweisen, welch hohe Werte eine auf
liebenswürdig Gebotene aufstellt, Betrachtungen, die diesem Gebiete richtig benutzte Flächenkunst zu schaf-
zuweilen zu abfälligem Urteile zwingen. fen vermag, unserer Zeit ist das richtige Gefühl hier-
Ich denke aber, da sowohl die zustimmende, wie für leider abhanden gekommen; es wäre wahrlich eine
die tadelnde Beurteilung nur erfolgt, um unsere Kunst, dankbare Aufgabe, hier wieder den richtigen Weg zu
„die Gartenkunst" zu fördern und zu heben, so wird suchen, es wäre köstlich, ihn wiederzufinden!
man auch die abfällige Kritik verstehen, berechtigt Es ist außerordentlich zu bedauern, daß auf diesem
finden und sie nicht als Undank oder Unhöflichkeit Gebiete der Palmengarten versagt, denn der erzieherische
auffassen. Einfluß gerade dieses Gartens ist ein bedeutender.
Der Palmengarten war der erste Garten, den man Nächst dem Palmengarten war es dann die Stadt-.
uns zeigte. Er ist so bekannt und so berühmt, daß gärtnerei, die uns in Frankfurt nach mancher Richtung
ich mich hier kurz fassen darf. hin Anregendes bot.
DIE GARTENKUNST.
181
Frankfurter Gärten.
Kritische Betrachtungen von Gärten und Parkanlagen Frankfurts und seiner Umgebung.
Von Reinhold Hoemann, Düsseldorf.
In Frankfurt a. M., der alten, schönen, mächtigen Die neuen Gewächshäuser zeigten so viel Pflanzen-
Handelsstadt fand in diesem Jahre die 24. Jahres-Ver- Schönheit, so viel Pflanzenpracht in einer ganz muster-
sammlung der deutschen Gesellschaft für Gartenkunst gültigen und geschmackvollen Anordnung, die es wohl
statt. verstand, die einzelnen Pflanzenerscheinungen ins rechte
Ich besuche diese Versammlungen stets gerne, Licht zu rücken, daß ich und wohl auch alle anderen
weil ich so mancherlei Anregung hier empfing, sei es überrascht und erfreut waren, trotzdem man ja nur
in den Vorträgen, die man alljährlich dort hört oder Gutes, Bestes erwartete. Ich habe auf diesem Gebiete
sei es im regen, lebhaften Meinungsaustausch, der an nie Besseres gesehen, auch in England nicht, weiß auch
solchen Tagen zwischen den Berufsgenossen und Gar- nicht, daß irgendwo Besseres besteht, ich war hochbe-
tenfreunden stattfindet. Aber eine der reichlichst fließen- friedigt.
den Quellen zur Belehrung ist doch immer das Studium Etwas anders ist mein Urteil über die Park- und
fertiger Gartenschöpfungen und auch hierfür war auf Gartenanlagen dieses Instituts. Da hängt man aus
diesen Versammlungen stets reiche Gelegenheit, so Pietät, nach meiner Auffassung aus mißverstandener
auch in diesem Jahre in Frankfurt a. M. Pietät, an alten Formen, Überlieferungen und Gewohn-
Die Versammlung stand wohl, zum Teil wenig- heitcn, die deshalb nicht gut sind, weil sie alt sind,
stens, unter dem Eindrucke des Vortrages v. Engel- Die formale Gestaltung der Beetanlagen wird an
hardts, in welchem so eindringlich, wenn auch etwas und für sich nicht besser dadurch, daß ein so hervor-
einseitig, wahrscheinlich bewußt einseitig, betont wurde, ragend schönes, musterhaft kulvitiertes Pflanzenmaterial
wie ungemein wichtig und notwendig es sei, bei Schaf- zur Anwendung gelangt. Dazu kommt, daß die ganze
fung der Gartenanlagen vor allem die Zweckfragen Raumwirkung dieses Parterres und seiner Umgebung
eingehend zu prüfen. die feinen Verhältnisse vermissen läßt, die z. B. das
Wenn während des Vortrages einzelne Forderungen Parterre der Flora in Köln so vorteilhaft auszeichnen,
v. Engelhardts nach dieser Richtung hin zuweilen so Im übrigen zeigen Park und Garten die sorgfältigste
selbstverständlich erschienen, daß man sie fast für über- Pflege. Es gibt auch Einzelerscheinungen z. B. Far-
flüssig hielt, so zeigten doch manche Besichtigungen benzusammenstellungen in Beeten, die vorzüglich sind
von Gartenanlagen, wie notwendig es auch heute noch und selbst einen verwöhnten Geschmack befriedigen
ist, solche Grundgesetze zu erörtern und wie oft auch werden, aber alle Pflanzenschönheit, alle Sauberkeit,
heute noch ganz einfache, klare Zweckforderungen im- als musterhafte Ordnung und Pflege vermochten nicht
beachtet gelassen werden. zu hindern, daß der Gesamteindruck des Gartens und
Die Besichtigungen der verschiedenen Gartenan- besonders des farbenfrohen Parterres, für mich wenig-
lagen fand unter liebenswürdiger Führung statt. Der stens, ein unruhiger und unbefriedigender war. All die
Ortsausschuß hatte alles wohl überlegt, fast raffiniert vielen Farben sie stehen oft unvermittelt nebeneinan-
eingerichtet, um möglichst viel in kurzer Zeit zu zeigen der, die Linien überschneiden sich, die beabsichtig-
und in entgegenkommender Weise öffneten Verwal- ten Formen sind überhaupt nur selten erkennbar. Ich
tungen, Privatbesitzer und ihre Beamten ihre Gärten, möchte aber nicht mißverstanden werden, ich will nicht
Es mag soviel Liebenswürdigkeit und Entgegenkommen gegen die Verwendung farbiger Blumenbeete, auch
gegenüber fast undankbar erscheinen, wenn man nun nicht gegen Teppichbeete als solche zu Felde ziehen,
kritische Betrachtungen über das Gesehene und so frühere Zeiten beweisen, welch hohe Werte eine auf
liebenswürdig Gebotene aufstellt, Betrachtungen, die diesem Gebiete richtig benutzte Flächenkunst zu schaf-
zuweilen zu abfälligem Urteile zwingen. fen vermag, unserer Zeit ist das richtige Gefühl hier-
Ich denke aber, da sowohl die zustimmende, wie für leider abhanden gekommen; es wäre wahrlich eine
die tadelnde Beurteilung nur erfolgt, um unsere Kunst, dankbare Aufgabe, hier wieder den richtigen Weg zu
„die Gartenkunst" zu fördern und zu heben, so wird suchen, es wäre köstlich, ihn wiederzufinden!
man auch die abfällige Kritik verstehen, berechtigt Es ist außerordentlich zu bedauern, daß auf diesem
finden und sie nicht als Undank oder Unhöflichkeit Gebiete der Palmengarten versagt, denn der erzieherische
auffassen. Einfluß gerade dieses Gartens ist ein bedeutender.
Der Palmengarten war der erste Garten, den man Nächst dem Palmengarten war es dann die Stadt-.
uns zeigte. Er ist so bekannt und so berühmt, daß gärtnerei, die uns in Frankfurt nach mancher Richtung
ich mich hier kurz fassen darf. hin Anregendes bot.