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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Parkpolitik und Gartenbau in Posen, [2]
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Heicke, C.: Winke für den Blumenschmuck unserer Gärten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0036

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28

DIE GARTENKUNST.

XIV, 2

nen und für verschiedene Zwecke nutzbar gemach-
ten Erweiterung des Ausstellungsgebietes, insofern
besonders wertvoll, weil dadurch dem Ausstellungs-
besucher, wenn er vom vielen Schauen ermüdet und ab-
gespannt war, eine willkommene Gelegenheit zu ruhiger
Sammlung geboten wurde. Außerdem half der Garten
im Verein mit den erwähnten für die Ausstellung be-
sonders von der städtischen Gartenverwaltung ge-
schaffenen Schmuckanlagen über den sonst fühlbaren
Mangel an anderweitiger gartenbaulicher Betätigung
hinweg. Denn was sonst hie und da an Erzeugnissen
und Leistungen aus dem Gebiet des Gartenbaus vor-
geführt war, war so bescheidener Art, daß es Anspruch

auf Beachtung kaum erheben konnte. Es darf aber
wohl gehofft werden, daß auf diesem in der näheren
und weiteren Umgebung Posens offenbar noch stark
vernachlässigten Gebiete die mustergültigen Leistungen
der städtischen Gartenverwaltung bald eine erzieherische
und anregende Wirkung ausüben werden.

Winke für den Blumenschmuck unserer
Gärten.

Von Heicke, Frankfurt a. M.

Hoemanns Streifzüge durch Park und Garten
geben Anlaß, sich mit einzelnen Fragen der Pflanzen-
verwendung näher zu beschäftigen. Unter ihnen ist
die des Blumenschmuckes unserer Gärten eine der
wichtigeren, namentlich nachdem man davon abge-
kommen ist, im sogenannten Teppichbeet den Angel-

und Kernpunkt der Blumenschmuckfrage zu sehen.
So gar lange ist das noch nicht her, und es hat auch
ziemlich schwer gehalten, die auf ein totes Gleis ge-
ratene Teppichbeetmanie zu überwinden. Heute ist
sie so gut wie ausgerottet und man begegnet dem
Teppichbeet nur noch höchst selten. Das erscheint
eigentlich sehr merkwürdig, wenn man bedenkt, daß
die auf Neubelebung der Gartenkunst gerichteten Be-
strebungen von einer ausgesprochenen Abneigung gegen
die zwanglose Verwendung von Naturformen im Garten
begleitet waren und strenge Gesetz- und Regelmäßig-
keit bevorzugten. Da sollte man meinen, die neue
Richtung hätte gerade an dem Teppichbeet anknüpfen

und es weiter entwickeln müs-
sen, anstatt dieses letzte Über-
bleibsel früherer Parterrekunst
zu beseitigen.

Allein es war der Tep-
pichgärtnerei ebenso ergangen,
wie manchem anderen Zweige
der künstlerischen Gartenge-
staltung, sie war verflacht und
— wenige Ausnahmen bestäti-
gen die Regel — zu einer ein-
tönigen und geistlosen Spielerei
geworden. Man rufe sich nur
ins Gedächtnis zurück, zu wel-
cher Verarmung in der Blumen-
verwendung wir gelangt waren;
die Zeit, wo einige Coleus-
und Alternantheren, Iresinen,
Echeverien, Mesembryanthe-
mum und Pyrethrum fast den
ganzen Bestand großer Gärt-
nereien bildeten und als einzige
Blütenpflanzen — denn die ge-
nannten wurden ausschließlich
ihrer farbigen Blätter wegen
gezogen und mancher mag
ihre unscheinbaren Blüten gar nicht gekannt haben —,
neben Lobelien und Aggeratum notgedrungen gelitten
wurden, weil man eben Pflanzen mit blauen Blättern nicht
hatte, — diese Zeiten, sage ich, sind noch nicht lange
vorüber. Der Genügsamkeit, welche in diesem armseligen
Pflanzenrüstzeug lag, stand sonderbarerweise die Sucht
nach immer verschmitzteren und gekünstelteren Beetfor-
men gegenüber ; sie fand schließlich in den sogenannten
„plastischen Teppichbeeten'' ihren Höhepunkt. Plastik
und Teppich! Wir alle haben wohl ausnahmslos die
Sache mitgemacht, ohne den Widersinn, der in dieser
Wortverbindung liegt, zu fühlen.

Wie eine erlösende Offenbarung wurde es dann
freilich empfunden, als Behrens, Läuger u. a. uns die
gute Wirkung schlichter Viereckformen wieder zum
Bewußtsein brachten. Da war denn nun schnell das
Kind mit dem Bade ausgeschüttet; das Teppichbeet
wurde als ein Merkmal der Rückständigkeit gemieden
und verschwand fast überall aus den Gärten. Aber

Dorfanlage der Deutschen Kleinsiedelungs-Gesellschaft Ostrowo auf der Ostdeutschen
Ausstellung in Posen 1911. Aufnahme von Heicke, Frankfurt a. M.
 
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