Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 14.1912

DOI Artikel:
Hoffmann, ...: Wettbewerb "Friedhofbauten und -Erweiterung" Pforzheim
DOI Artikel:
Personalnachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0120

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
112

DIE GARTENKUNST.

XIV, 7

weniger Jahre (von der Stadt aus gesehen) vollständig ver-
decken würden.

Die ursprünglich vom Verfasser beabsichtigte Situierung
auf dem westlichen Endpunkt der Mittelalle des alten Teils
mußte ausscheiden, weil die neue Belegung jenes Teiles mit
frischen Gräbern, seit Ausschreibung des Wettbewerbes un-
aufhaltsamfortgeschritten ist und an eine Exhumierung so vieler
Leichen nicht zu denken ist.

Diese Erwägungen haben den Verfasser veranlaßt, die
neue Gebäudegruppe auf dem westlichen Teil des Firstes
aufzustellen, so daß ihr vornehmster Bauteil, die Einsegnungs-
halle, auf dem Schnittpunkt einer vorhandenen Süd-Nord-Allee
und einer neu zu schaffenden, der jetzigen Grenze von altem
und neuem Teil entlang zu führenden Hauptgruppe zu liegen
kommt. Von diesem Zentralpunkte aus reihen sich die übrigen
Gebäude der Gruppe westwärts aneinander, bis zu der Zu-
fahrtsstraße, die zum westlichen Ende des Friedhofgebäudes
führt. Hier ist der Friedhofeingang angeordnet und ein größerer
Platz geschaffen, auf dem die Vorfahrt der Wagen und der
elektrischen Straßenbahn stattfinden kann. An der Südseite
dieses Platzes ist eine Wartehalle mit Bedürfnisanstalt für
das Publikum gedacht.

An der Straße liegen: das Verwaltungsgebäude mit
Portier und Zugang für das Publikum, gegenüber die Läden
für Gärtner und Bildhauer, weiter rückwärts Gärtner- und
Pflanzenhaus.

Diese Anordnung der Gebäude und Anlagen läßt sowohl
für die innere Kommunikation als auch für die perspektivische
Ansicht wertvolle Beziehungen mühelos gewinnen.

Erläuterungsbericht für die Friedhofanlage.

Bei vorliegendem Entwurf waren die gegebenen Richt-
punkte folgende:

I. Erreichung einer möglichst hohen Ausnutzung des Ge-
ländes zu Belegungszwecken.

II. Klare übersichtliche und praktische Wegeführung unter
Anpassung an das Gelände und die bereits bestehenden Wege,
sowie organische Angliederung an die projektierten Baulich-
keiten.

Durch die zentrale Lage der Gebäudegruppe ist es
möglich, den alten und den neuen Friedhofsteil zu einem
organischen Ganzen zu vereinigen. Als Bindeglied dient eine
Hauptallee, welche von der Einsegnungshalle aus das ganze
Friedhofsgelände der Länge nach in der Mitte durchzieht.

Die Mauer ist an drei Stellen in Fortsetzung der vor-
handenen Queralleen durchbrochen, wobei der Höhenunter-
schied zwischen dem alten und neuen Teil an zwei Stellen
durch Stufen, die pergolaartig überbaut sind, vermittelt wird.
Am Ende der Hauptallee ist der Übergang ebenerdig.

Im alten Teil sind die Hauptwege mit Ausnahme der
oben angeführten Allee beibehalten. Die Fußwege sind, so-
weit zweckmäßig, reduziert, sonst beinahe unverändert bei-
behalten mit Rücksicht auf die bereits belegten Erbgräber,
zwischen denen sie hindurchführen.

Die Wege, welche den neuen Friedhofteil aufschließen,
folgen in der Hauptachse den Höhenlinien, so daß die Grab-
felder auf ebenem Wege bequem zu erreichen sind. Bei
Einteilung der Belegfelder wurde davon ausgegangen, daß
die Altersklassen zwar in Felder für sich gelegt werden, doch
sollten diese Felder nicht zu umfangreich sein, um eine garten-
mäßige Wirkung der einzelnen Felder zu ermöglichen, soweit
dies ohne Erschwerung des praktischen Friedhofsbetriebes
möglich ist.

Infolge der geforderten hohen Ausnützung des Geländes
für Belegungszwecke mußte von umfangreichem gärtnerischen
Schmuckanlagen gänzlich abgesehen werden. Es werden
jedoch die Hauptallee mit ihren Erbbegräbnissen, die an her-
vorragenden Punkten aufgestellten Grabkapellen im Verein
mit den Bauwerken dem Friedhof einen großzügigen, stimmungs-
vollen Rahmen geben, während die Reihengrabfelder durch

pflanzlichen Schmuck als wechselvoll schöne Gärten und Haine
mit guter Einzelwirkung erscheinen.

Als Abschluß der Hauptallee ist ein Hochkreuz gedacht,
dem eine kleine Schmuckanlage vorgelagert ist (siehe Bild).

Auf dem Kreuzungspunkt der östlichen Diagonalwege
ist eine Unterstandshalle, auf dem westlichen ein Platz für
Grabkapellen, die vor geschnittenen Linden stehen, gedacht
(siehe Bild).

Die Pflanzung ist in der Hauptsache aus einheimischen
Laub- und Nadelhölzern und Stauden gedacht, ohne jedoch
die guten Einführungen an schönblühenden und schöngefärbten
Pflanzen gänzlich auszuschalten.

In den Reihengrabfeldern sind als Trennung der ver-
schiedenen Altersstufen Hecken verwendet, die teils geschnitten,
teils locker aus Blütensträuchern mit Einstreuung von kleinen
Bäumen bestehen. Auch innerhalb der Felder sind ab und zu
Pflanzstreifen zur Gliederung in kleinere Räume eingeschoben.
Hierdurch erhalten die Felder gartenartigen Charakter, ohne
daß die Übersicht leidet, da in den einzelnen Gärten stets je
eine Pflanzenart vorherrscht, die dann als Orientierungsmittel
dient.

Auf den ungepflegten Gräbern sollen Blütensträucher,
Bäume, Nadelhölzer und Stauden gepflanzt werden und zwar
sollen auf den Kinderfeldern lockere Bäume als Birken, Lärchen,
Akazien usw., auf den Grabfeldern für Erwachsene größere
Bäume Verwendung finden. Durch reichliche Anwendung der
anspruchslosen und doch so schönen Stauden kann in den
Gärten ohne große Pflege ein dauernder Flor mit stets wechseln-
den Farbenbildern erzielt werden.

Der Urnenfriedhof wird unter dem alten schönen Baum-
bestand besonders stimmungsvoll gestaltet werden können.
Derselbe wird teilweise als freier Hain ausgebildet, wo die
Urnen auf freiem Rasen unter eingestreuten Birken, Rosen,
Rhododendron und Stauden aufgestellt werden. Im anderen
Teil werden kleine Heckengärtchen geschaffen, während am
Mittelweg, den ein kleiner Urnentempel abschließt, Hecken-
nischen zur Aufnahme der Urnen dienen sollen.

Die belegungsfähige Fläche beträgt 66,8°/o der Gesamt-
fläche.*)

Kostenanschlag.

I. Alter Teil. 73904,00 Mk.

II. Neuer Teil.265624,00 „

Wasserleitung u. Brunnen . 7000,00 „

Friedhofanlage.346528,00 Mk.**)

Baulichkeiten ...... 570000,00 „

Gesamtsumme.916528,00 Mk.

Personalnachrichten.

Heicke, städt. Gartendirektor in Frankfurt a. M. tritt, wie
wir hören, von seinem Posten als Leiter der städtischen Garten-
verwaltung zurück.

Nusspickel, Hofgärtnerin Coburg, wurde vom König von
Bulgarien das Ritterkreuz des Zivilverdienstordens verliehen.

K. Rimann, bisher Lehrer an der kgl. Lehranstalt für
Gartenbau in Proskau, wurde als erster Gartenarchitekt der
Firma „Körner & Brodersen“ in Berlin-Steglitz angestellt.

Hans Thierolf, bisher in den städt. Garten-Verwaltungen
von Wiesbaden und Hannover tätig, wurde zum Lehrer für
den Mal- und Zeichenunterricht auf der kgl. Lehranstalt für
Obst- und Gartenbau in Proskau angestellt.

*) In die „belegungsfähige Fläche“ sind jedoch die Feld-
aufteilungswege etc. mit eingerechnet.

*’) Die Kostenaufstellung dürfte wohl viel zu niedrig an-
genommen sein.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
Annotationen